Dieses Buch ist von einer Handvoll Menschen bevölkert, die sich unverstanden fühlen, die ihre Bedürfnisse nicht in Worte fassen können und die trotz Stadtleben vereinsamen. Ihre Rettung liegt in dem taubstummen Mr. Singer, der die Gabe besitzt, still zu sein, während sein Tischnachbar redet. Das befürwortende Nicken an den richtigen Stellen bestärkt seine neuen Freunde, in ihm den einzigen verständigen Menschen auf der Welt zu sehen. Ein Pfarrer tut während der Beichte ja nichts anderes. Tatsache aber ist, dass Singer sie ebenfalls nicht versteht. Dieser kleine Umstand hindert diese Menschen jedoch nicht, ihn weiterhin aufzusuchen und ihn nach deren Vorstellungen zu idealisieren. Dazwischen bindet McCullers die alltäglichen Wirrnisse des vorherrschenden Rassenkonflikts ein. So plant der schwarze Arzt eine Revolution gegen die weißen Ausbeuter, mit Karl Marx als Galionsfigur. Seine Theorien, die Menschen nicht nach Hautfarbe zu trennen, begeistern ihn – selbst aber ist er nicht in der Lage, diese Formel umzusetzen. Er betrachtet jeden Weißen als potentiellen Feind.
Der unaufgeregte Alltag steht im Mittelpunkt des Romans. Jede Geste wird dokumentiert, um die einsiedlerische Misere zu verdeutlichen. Frühstück, Bad und Schlaf in Ehren, doch diese Aufzählung beeinträchtigt Spannung und Unterhaltung immens. Getröstet hätte ich mich durch einen ausgefeilten Stil, der jedoch lässt zu wünschen übrig. Die Sätze könnten aus dem Tagebuch einer Jugendlichen entspringen. Substantiv, Verb, Objekt. Sie ist nicht in der Lage, Dinge zu umschreiben, sie schreibt bloß - oder wie im Dorian Gray steht:
„Wer einen Spaten einen Spaten nennt, sollte zur Strafe mit einem solchen Gerät arbeiten müssen. Das ist das einzige, wozu er taugt.“
Das Thema klingt interessant, das Buch hätte es werden können. Aber ihr unbedarfter Schreibstil hat jede Hoffnung im Keim erstickt. Keine Szene im Buch, die mich aufhorchen hätte lassen; kein Satz, der sich zu notieren lohnte. Wegen der guten Absicht dahinter gibt es von mir bloß
Gruß,
chip