Krümels-Bücherwelt ...

... ein Literaturforum der anderen Art

St. Aubyn, Edward - Schlechte Neuigkeiten




(der Autor/in lebt noch, und spiegelt die heutige Zeit)

St. Aubyn, Edward - Schlechte Neuigkeiten

Beitragvon Nikito33 » 09.04.2008, 12:56

David Melrose ist gestorben. Sein Sohn Patrick hat nun die Aufgabe, die Asche seines Vaters nach Europa zu überführen. Als er im Besitz ebendieser Asche ist und sie in einer Tragtasche die Madison Avenue entlang trägt stellt er fest, dass dies die glücklichsten Minuten in der Gesellschaft seines Vaters sind und sein Vater ihn dabei nicht schlagen, vergewaltigen oder beleidigen kann.

Der Tod seines Vaters macht ihn so glücklich, dass er beschliesst, das Leben fortan ohne Drogen zu meistern. Doch dies ist leichter gesagt als getan. Wie alle drogensüchtigen hat er mit „Aufhören“ kein Problem, solange das Heroin noch wirkt, ist das Flash aber vergangen, hat er nichts anderes im Kopf wie den nächsten Schuss. Schon bald wieder dreht sich sein Tagesablauf nur um die Drogen. Alkohol, Speed, Kokain, Heroin. Patrick mixt, schluckt, und spritzt alles. Hauptsache es erlöst ihn von seinen Gedanken des drogenfreien Lebens.

Die Beschaffung der Drogen treibt ihn in die verschiedensten Winkel und zu den absurdesten Menschen von New York. Einmal konsumiert er Drogen in einer sündhaft teuer eingerichteten Designertoilette bei Freunden, dann wieder kotzt er sich die Seele aus dem Leib auf einer stinkenden, abscheulichen, öffentlichen Toilette.
„Die schönsten Stunden seines Lebens hatter er im Badezimmer verbracht. Spritzen, schniefen, schlucken, überdosieren; Pupillen, Arme, Zunge, Vorrat checken“.


Reich und arm, hell und dunkel, Leben und Tod, schmutzig und sauber. Das Buch lebt von seinen Gegensätzen und übermittelt dem Leser in eindrucksvoller Weise die Höhen und Tiefen eines Drogensüchtigen.

Es ist der zweite Roman aus einer Trilogie welcher uns Edward St Aubyn da vorstellt. In „Schöne Verhältnisse“, dem ersten Roman war der Vater von David der eigentliche Protagonist. Und schon da stand fest: „Monster können nur Monster zeugen“. Ein Leitspruch seines Vaters war: „Von seiner Erziehung sollte ein Kind später sagen können: Wenn ich das überlebt habe, kann ich alles überstehen." Den Leser wundert es also nicht, was aus David geworden ist.

Für mich eindrucksvoll ist der bösartige Witz mit dem Aubyn seine Romane dem Leser präsentiert. Die seelische Verwüstung von David wird mit jedem Satz deutlicher und lässt nie Hoffnung auf ein besseres Ende aufkommen; ein harter, dunkler und verzweifelter Roman.

:stern: :stern: :stern: :stern: :stern:

Bild

Nikito
Zuletzt geändert von Nikito33 am 09.04.2008, 13:08, insgesamt 1-mal geändert.
Nikito33
 

von Anzeige » 09.04.2008, 12:56

Anzeige
 

Beitragvon Voltaire » 09.04.2008, 13:01

Eine sehr interessante Buchvorstellung mit einer sehr informativen Rezi. Das Buch landet - genauso wie sein Vorgänger - dann einfach mal auf meiner Wunschliste.
Voltaire
 



Ähnliche Beiträge


Zurück zu Zeitgenössische-Literatur

Wer ist online?

0 Mitglieder

cron