Von seiner verbleibenden Mutter erhält er nach der Beerdigung ein Pyjama seines verstorbenen Vaters welches er noch Jahre später - vom vielen Tragen immer wieder gestopft – jede Nacht anzieht."Auf Menschen und Tiere zu schießen, war der Zeitvertreib eines Gentlemans; deren Wunden zu versorgen, jedoch die Aufgabe von Quacksalbern aus der Mittelschicht."
Durch die Heirat mit Eleanor wird sein Blut doch noch blau und er kann das Leben leben, das ihm seiner Meinung nach gebührt. Seinen Sohn instrumentalisiert er um seine Freunde und sich selber unterhalten zu können. Wie sie wieder einmal das Spiel spielen bei dem David seinen Sohn an beiden Ohren fasst und in die Höhe hält wobei ihn Patrick an den Handgelenken umfasst hält, sagt ihm sein Vater er solle loslassen und ihm vertrauen. Patrick zögert zuerst lässt dann aber doch noch los nachdem ihm sein Vater mehrere Male das Vertrauen ausgesprochen hat. Doch dieses Vertrauen wird missbraucht.
Kurze Zeit später wird Patrick von seinem Vater aufs ärgste misshandelt und sexuell missbraucht. Danach fühlt sich David nicht etwa schuldbewusst, sondern sein einziges Problem ist, dass er bei seinen Freunden mit dieser Tat nicht prahlen kann da nicht einmal diese seine pädophile Eskapade goutieren würden. Für David kein gesellschaftlicher Nutzen und deshalb für ihn sinnlos.
Ausserdem befinden sich im Scheinwerferlicht noch weitere, nicht minder exzentrische und dekadente Protagonisten. Natürlich die Frau von David deren grösste Herausforderung es ist, sich täglich den richtigen Mix von Alkohol, Beruhigungs- und Aufputschmittel zu verabreichen. Da ist Nicholas, mit seiner um 23 Jahren jüngeren Freundin. Sie nicht sehr geistreich aber körperlich begehrenswert, er schon wieder über das Abschiedsgeschenk nachdenkend da in die erst vor kurzem begonnene Beziehung zu langweilen beginnt.
So kühl und distanziert wie David Melrose und die anderen Protagonist ist auch die Erzählweise dieses Buches. Es ist, als schreibe der Autor diese Zeilen aus einer grossen Entfernung, wie ein missbrauchtes Opfer welches die Distanz zum Geschehenen wahren will. Die Sätze sind jederzeit klar strukturiert, prägnant und präzise und machen auf mich den Eindruck als wäre nicht ein einziges Wort zuviel verwendet worden.
Mich hat diese Art des Erzählens sehr gefesselt. Die Handlung schockiert und fasziniert gleichermassen. Ich war hin und her gerissen zwischen Mitleid und Verachtung für die Protagonisten. Am Schluss des Buches war ich einfach froh nichts mit dieser Gesellschaft und den dazugehörigen Personen zu tun zu haben.
Ein äusserst eindrückliches Buch. Für mich grossartige Literatur.