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Adler M. J. ; van Doren, Ch. - Wie man ein Buch liest




Adler M. J. ; van Doren, Ch. - Wie man ein Buch liest

Beitragvon Katia » 27.03.2008, 11:12

[center]Mortimer J. Adler und Charles van Doren - Wie man ein Buch liest [/center]

Adlers und van Dorens Buch ist ein Klassiker, erstmals erschienen 1940, von den Autoren Ende der 60er überarbeitet worden und nun bei Zweitausendeins erstmals (?) erscheinen. (NB: im Eigenverlag, d.h. es ist mit 22 € NICHT billig)

Zum Buch: Die Autoren erklären verschiedene Lesestufen, vom elementaren über das prüfende und analytische bis zur Königsklasse, dem syntopischen Lesen. Ihre These: die meisten Menschen haben, wenn überhaupt, nur gelernt die erste Stufe zu meistern, aber um wirklich Erkenntnisse aus einem Buch zu ziehen, müsse man mindestens analytisch lesen können. Abhilfe soll ihr Buch schaffen, das in dieser Richtung einzigartig ist und zurecht ein Klassiker. Sie stellen klare Regeln auf, die öfter wiederholt und am Ende zusammengefasst werden.
Wichtig für uns Hobbyleser: es geht den Autoren nicht um Lesen zur Unterhaltung und auch nicht um Lesen zur Information - es geht ihnen um echten Erkenntnisgewinn, um das Lesen von anspruchsvollen Büchern, Philosophie, Wissenschaftsklassiker, (Zeit-)Geschichtliches. Auf Belletristik gehen sie nur am Rande ein. Dafür machen Sie Mut, dass man eigentlich jedes Buch verstehen und mit Gewinn lesen könne.

Für wichtig halten die Autoren ein Buch zuerst prüfend zu lesen, d.h. einerseits anlesen, um zu entscheiden, ob man es überhaupt lesen will und insbesondere dann es einfach zügig durchzulesen, ohne lange Pausen, auch ohne den Anspruch alles verstehen zu wollen. Erst im zweiten Durchgang liest man analytisch, d.h. man macht sich Notizen (ins Buch!), stellt dem Buch Fragen, klärt Begriffe etc.

In einem zweiten Teil wird auf die verschiedenen Typen Literatur und Fächer einzeln eingegangen. Abgerundet wird das Ganze durch drei Empfehlungslisten, neben der originalen der Autoren hat die Übersetzerin die beiden Listen der ZEIT (Die 100 besten (Sach-)Bücher) eingefügt und sich dankenswerter Weise die Mühe gemacht zu recherchieren, welche im Project/ProjektGutenberg oder anderswo online verfügbar sind.

Mein Eindruck: Auf jeden Fall war es gut, sich mit diesem Thema einmal etwas genauer auseinanderzusetzen, auch wenn ich selten zu wirklichem Erkenntnisgewinn lese. Zwar mochte ich die etwas arrogante Art und die starren Regeln nicht sehr, trotzdem stimme ich den Autoren im Wesentlichen doch zu. Im Studium habe ich z.B. gelernt, dass man den Inhalt einer Vorlesung niemals völlig versteht beim Hören der Vorlesung, sondern erst, wenn man später für die Prüfung (am besten mit zeitlichem Abstand) alles nochmal durcharbeitet. Weil man dann nämlich einen Überblick hat, worauf das Ganze hinauslaufen soll, den man vorher nicht hatte. Allerdings bin ich noch nie auf die Idee gekommen, das auf die Lektüre von anspruchsvollen Büchern zu übertragen :oops: eigentlich weiß ich ja schon lange, dass ich Bücher auch mal öfter lesen sollte.

Vieles dagegen, was im (zentralen) Kapitel über das analytische Lesen stand, war mir klar; einiges macht man automatisch, wenn man im Kopf schon weiß, dass man hinterher eine Rezension schreiben will: das Buch zusammenfassen, zu erklären, was der Autor für ein Problem lösen will, was er behauptet, wichtige Sätze finden und kritisch distanziert das Buch beurteilen. Trotzdem war es gut, das mal so strukturiert und aufgeschlüsselt zu lesen.

Ganz klar wird vor dem Gebrauch von Sekundärliteratur (teils auch Lexika) gewarnt: weil man so der Gefahr läuft, sich der Interpretation jemand anders anzuschließen statt sich seine eigenen Meinung zu bilden. Überhaupt machen die Autoren immer wieder klar, dass Lesen auf diese Art geistige Arbeit ist.

Weil's Euch wahrscheinlich interessiert hier noch ein Wort, was die Autoren über Belletristik sagen:
Zügig lesen, sich auf die Welt des Autors einlassen, sich der Wirkung nicht widersetzen. Bei Gedichten speziell: einmal zügig ohne Pause lesen, dann einmal laut und dann erst analytisch.

Wer sich für das Buch interessiert, dem empfehle ich bei Zweitausendundeins sich das ausführliche Inhaltsverzeichnis und Register anzuschauen - damit kann man die zweite Lesestufe schon erledigen: prüfendes Lesen, um zu entscheiden, ob man das Buch wirklich analytisch lesen möchte :D .
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von Anzeige » 27.03.2008, 11:12

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Beitragvon Krümel » 27.03.2008, 12:22

Dieses Buch stand auch mal auf meiner Wunschliste, zwischenzeitlich ist es wieder runtergerutscht, da es mir einfach zu teuer ist, und ich mir schon gedacht habe, dass einiges bekannt ist :wink:
BildLiebe Grüße,
Krümel



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