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Svevo, Italo - Senilità




Svevo, Italo - Senilità

Beitragvon Krümel » 27.09.2010, 13:25

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Es ist keine Lektüre, die man aufgrund der Handlung her gerne liest, dafür ist sie zu handlungsarm und eher eine minimalistische Studie der Zeit, eine leise Gesellschaftskritik auf Umwegen …

Italo Svevo hatte zu Lebzeiten (1861 – 1928) keinen großen Erfolg, seine Romane hat er größtenteils selber veröffentlicht. Erst durch den Roman „Zeno Cosini“ in der Neuübersetzung „Zenos Gewissen“ im Jahr 2000 brachte ihm Beachtung.

„Senilità“ handelt von einem Mann, der sich mit seiner Schwester den Haushalt des verstorbenen Vaters teilt. Beide sind schon etwas in die „Jahre“ gekommen, Amalia hat die 4 schon vorne und Emilio Brentani ist 35, und unverheiratet natürlich. Und so lernt Emilio Angiolina, den zauberhaften Engel, kennen und verliebt sich Hals über Kopf in dieses Geschöpf. Eine fatale Verführung, denn Angiolina ist alles andere als ein Engeln, und das stellt Emilio auch schnell fest. Daraufhin erfolgt ein Kampf: Auf der einen Seite kann er sich dieser Leidenschaft zu Angiolina und den überwältigenden Gefühlen nicht entziehen. Auf der anderen Seite sind da seine anerzogenen gesellschaftlichen Moralvorstellungen, die ihm diese Lebensweise (Frau) verbieten. Er trennt sich zwar vorübergehend von seiner Angebeteten, leidet wie ein Hund, und vernachlässigt seine Schwester, seinen Freund, doch letztendlich landet er wieder im Schoss der Geliebten …

Die Titel suggeriert, dass es sich hier um einen greisenhaften Helden handle, ich konnte das so nicht herauslesen, denn Emilio verkörpert keinen alten Mann in herkömmlicher Weise, er ist auch nicht vergesslich, zitternd, zänkisch oder gar senil, und auch sein Alter von 35 weist nicht darauf hin. Martin Mosebach beschreibt es damit sehr gut: „Vielmehr habe er (Autor) das müde zwischen Nihilismus und Bequemlichkeit verzauberte Triest beschrieben …“ Eine Gesellschaft die noch zu sehr in alten Traditionen verhaftete als sich dem Neuen zu öffnen. Und so bleibt dann auch die Leidenschaft auf der Strecke. Der ursprüngliche Titel „Ein Lebensuntauglicher“ hätte mir persönlich besser gefallen.

>>Erlebt aber hatte er damals nicht die wörtliche „Greisenhaftigkeit“, sondern das, was alle seine Antihelden verbindet und am gültigsten von Emilio Brentani verkörpert wird: die Qual nicht dem physischen Alter zuzuschreibender Handlungsschwäche, sondern einem Mangel an jugendlich zukunftsorientierter Neugier auf ein entschieden selbstbestimmtes Leben.<< (Nachwort von Ute Stempel)

Dieses Werk ist literarisch wertvoll, Mosebach nennt es „epischen Minimalismus“ was ich sehr gut nachvollziehen kann. Rein zum Schmökern ist dieses Buch nicht zu empfehlen, mein erster Versuch scheiterte aus diesem Grund.

Bewertung: :stern: :stern: :stern: *
BildLiebe Grüße,
Krümel



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