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Janesch, Sabrina - Katzenberge




(der Autor/in lebt noch, und spiegelt die heutige Zeit)

Janesch, Sabrina - Katzenberge

Beitragvon Karthause » 22.07.2011, 18:07

273 Seiten
Aufbau Verlag
ISBN: 978-3351033194


Nele Leipert, eine junge, in Berlin lebende Journalistin, hat ihre familiären Wurzel im Oberschlesischen. Als sie die Nachricht vom Tod ihres geliebten Großvaters erhielt, führ sich nach Polen zu dessen Beerdigung. Schnell kommen Fragen nach dessen Vergangenheit auf und so beschloss Nele, weiter Richtung Osten zu reisen, in die Ukraine, dem ehemaligen Galizien. Von dort wurde die Familie nach dem 2. Weltkrieg nach Polen vertrieben.

Sabrina Janesch legt mit „Katzenberge“ einen beachtenswerten Debütroman vor. Sie erzählt einerseits die Geschichte der Nele Leipert, die sich selbst als in Deutschland angekommen betrachtet, von den Deutschen und den Polen jedoch immer der anderen Seite zugeordnet fühlt. Viele der beiderseitig gängigen Vorurteile werden bedient und mit den dazugehörigen Klischees ad absurdum geführt. Die Autorin erzählt aber gleichzeitig die Lebensgeschichte von Neles Großvater. Mit Neles Reise ins frühere Galizien lichten sich nach und nach die Schleier, die über dessen Vergangenheit lagen. Durch die gekonnten Beschreibungen fühlt man sich als Leser schnell in die harte Nachkriegszeit hineinversetzt. Gelegentlich hatte ich den Eindruck, dass die verschiedenen Zeiten ineinander verlaufen, ebenso wie die Grenzen zwischen Realem und Mystischem. Diese etwas rätselhaften Elemente haben mich überhaupt nicht gestört, sie stehen für sich und sind nach der Lektüre des Buches selbsterklärend.
Der Roman ist wegen der angenehmen Sprache und der unterschwelligen Ironie sehr gut und flüssig zu lesen. Er besitzt eine ganz eigene Spannung, die es einem schwer machte, das Buch zur Seite zu legen. Die Charaktere sind lebensnah, wenn auch nicht alle bis zur letzten Konsequenz für mich greifbar waren.
Nicht anfreunden konnte ich mich mit den immer wieder im Buch vorkommenden polnischen Redewendungen und Floskeln. Auch ohne diese wären ihm weder Glaubwürdigkeit noch Authentizität verlorengegangen.
„Katzenberge“ ist eine sehr schöne Reise in die Vergangenheit, in dieser Richtung wird die Geschichte erzählt. Schuld, Vertreibung, ein Familienfluch und die große Liebe einer Enkelin zu ihrem verstorbenen, geheimnisvollen Großvater sind die tragenden Pfeiler in diesem Roman, den ich mit viel Freude gelesen habe und gern anderen Lesern empfehle.

Über den Autor (Quelle: amazon.de)
Sabrina Janesch studierte Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus in Hildesheim, außerdem Polonistik in Krakau. U. a. Gewinnerin des O-Ton Literaturwettbewerbes des NDR, Stipendiatin des Schriftstellerhauses Stuttgart und des LCB. Sie war erste Stadtschreiberin von Danzig und erntete dabei viel Medienaufmerksamkeit. Zurzeit arbeitet sie an ihrem zweiten Roman. http://www.sabrinajanesch.de

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Karthause

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