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Laher, Ludwig - Und nehmen was kommt




(der Autor/in lebt noch, und spiegelt die heutige Zeit)

Laher, Ludwig - Und nehmen was kommt

Beitragvon Pippilotta » 21.10.2011, 17:38

Die Kindheit des Roma-Mädchens Monika ist geprägt von einem ständig betrunkenen Vater und einer völlig überforderten Mutter, Armut, Hunger, von geistiger und körperlicher Verwahrlosung und Vernachlässigung. Welche Zukunft hat ein Mädchen, dem keinerlei Bildung oder Weltgewandtheit zuteil wurden? – Eigentlich keine. Und so landet Monika im Kinderheim, macht erste Drogenerfahrungen und lässt sich durch das schnelle Geld am Straßenstrich blenden. Sie wird von einem Zuhälter zum nächsten weitergereicht, ihre Gutgläubigkeit und Naivität, ihre absolute Ahnungslosigkeit was die Dinge des Lebens anbelangt, bringen sie immer näher an den Abgrund, jeder selten auftauchende Lichtblick wird zu einer weiteren herben Enttäuschung. Alkohol und Drogen machen ihr dieses Leben zumindest ertragbar, oft sieht sie den letzten Ausweg nur noch im Suizid, doch auch diese Versuche misslingen.

Ludwig Laher, bekannt dafür, stets heikle Themen (Asylthematik in „Verfahren“ oder Behinderung in „Einleben“) in Angriff zu nehmen, erzählt fast dokumentarisch und sehr im Detail den traurigen Lebensweg der Monika und zugleich eine Gesellschaftsstudie über das Leben der Roma. Mit feiner psychologischer Klinge lässt er den Leser teilhaben an diesem fast unabwendbaren Schicksal einer eigentlich starken Frau mit viel Selbstdisziplin, die aber dem Leben nicht gewachsen ist, die den Weg aus der Schlinge einfach nicht findet und immer an die falschen Personen – meist Männer – gerät. Insgesamt ein fesselndes Buch, wenn auch an manchen Stellen zu viel erklärt, zu viel dokumentiert wird, dem Leser kaum Raum für eigene Gedanken gegeben wird und ein etwas märchenhaft anmutender Schluss den Lesegenuss etwas schmälern.

Ludwig Laher wurde Ende 1955 in Linz an der Donau geboren. Nach Volksschule und Gymnasium studierte er in Salzburg Germanistik, Anglistik und Klassische Philologie, unterrichtete an einem Salzburger Gymnasium, immer wieder auch als Lehrbeauftragter an div. Universitäten. Derzeit arbeitet er parallel als Autor und Lehrer. Zuletzt erschien das Buch "Verfahren", das es auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises 2011 schaffte.

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