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Salinger, J.D. - Der Fänger im Roggen




(der Autor/in lebt noch, und spiegelt die heutige Zeit)

Salinger, J.D. - Der Fänger im Roggen

Beitragvon Krümel » 21.04.2010, 10:43

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Ich habe nie eindringlicher über die Phase der Pubertät gelesen!

Holden Caulfield ist aufgrund schlechter Noten von der Schule/Internat verwiesen worden. Dies ist nun schon sein dritter Abgang von einer Schule und so ist es nicht verwunderlich, dass die Stimmung des Protagonisten ziemlich deprimiert ist. Holden beschließ seinen Geschichtslehrer noch ein letztes Mal zu besuchen, anstatt die sportlichen Ereignisse der Schule zu verfolgen. Und so beginnt der große Roman von Salinger, der letztes Jahr verstorben ist, und seine einzige Hinterlassenschaft ist.

Es war wohl schon immer sehr schwierig eine gescheite Übersetzung zum Buch zu verfassen, denn an diese Sprache muss sich der Leser, egal ob bei der braven Böll Übersetzung oder der heutigen Schönfeld, die arg an eine künstliche Gossensprache erinnert, erst gewöhnen, so richtig zur Handlung und zum Protagonisten passt sie nicht.

„Egal, es war Dezember und so, und es war schweinekalt, besonders auf diesem blödem Berg. Ich hatte bloß meinen Wendemantel an und keine Handschuhe oder was. In der Woche davor hatte mir einer meinen Kamelhaarmantel aus dem Zimmer geklaut, und in den Taschen waren auch noch meine pelzgefütterten Handschuhe und so gewesen.“ Seite 12

Holden steckt mitten in der Pubertät, er findet Mädchen umwerfend, fast alle seine Gedanken kreisen um das weibliche Geschlecht. Auch in der männlichen Hierarchie sucht er noch seine Stellung, und so wird er von oben noch sehr gemoppt gar verkloppt, nach unten kann er sich wunderbar einfühlen und auch diplomatisch durchsetzen.
Das ganz große Problem stellen für Holden die Erwachsenen dar, die er fast allesamt als „piefig“ empfindet, weil sie ihn überhaupt nicht verstehen und begreifen, es auch gar nicht versuchen. Wie beispielsweise der Geschichtslehrer, den er zu Beginn besucht. Der Lehrer möchte von Holden lediglich seine Absolution, weil er ihn in Geschichte mit mangelhaft bewertet hat und fordert ihn dann noch dazu auf, seine gescheiterte Arbeit vorzulesen. Im ganzen Buch findet sich kein Erwachsener, der sich wirklich Zeit für den Protagonisten nimmt und mal zuhört.

Und dabei wird doch schon auf Seite 54 erwähnt, dass die Familie Caulfield vor drei Jahren Allie an Leukämie verloren hat. Dieser Tatbestand müsste doch sensibilisieren, das auffällige Verhalten von Holden müsste doch irgendwie …

Die Gesellschaftskritik poltert aus allen Ecken aus diesem Roman heraus, gekoppelt mit der psychologischen Komponente, macht sie das Buch äußerst tief. Keine Frage, sicher nervt der Roman teilweise. Aus Erwachsenensicht sticht die oft kindliche Haltung Holdens arg hervor, aber ich habe noch keinen authentischeren Roman über die Pubertät gelesen.

Bewertung: :stern: :stern: :stern: :stern:
BildLiebe Grüße,
Krümel



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