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Schlink, Bernhard - Sommerlügen




(der Autor/in lebt noch, und spiegelt die heutige Zeit)

Schlink, Bernhard - Sommerlügen

Beitragvon Pippilotta » 01.01.2011, 09:36

Wie auch in seinen anderen Büchern beschäftigt sich Bernhard Schlink in seinem neuesten Buch mit Vergangenheitsbewältigung. Doch diesmal geht es nicht um politische – deutsche – Vergangenheitsbewältigung sondern um private. Auf 7 Schauplätzen, vorwiegend in Deutschland und New York – setzen sich seine hauptsächlich männlichen Helden mit ihren Leben auseinander, mit Vergangenem und Gegenwärtigem. Sei es das Ende einer Beziehung, das Eintreten eines großen Erfolges, der bevorstehende Tod aufgrund einer Krebserkrankung oder die Begleiterscheinungen des Äter-Werdens, angesichts einer Zäsur, die im Leben eintritt, wird die Lüge zum Mittel, um Unangenehmem aus dem Weg zu gehen, Entscheidungen hinauszuzögern oder Geschehenes zu beschönigen. „Sommerlügen“ nennt sie der Autor, denn eingebettet in einem Rahmen von Sommerwind, idyllischer Landschaft, Urlaub und Unbeschwertheit lügt es sich offenbar ein bisschen leichter, doch die hier präsentierten Lügen ziehen weite Kreise und greifen ganz tief und massiv in das Leben der Figuren ein.

Bernhard Schlink versteht das schriftstellerische Handwerk. Prägnant, schnörkellos und flott erzählt er seine Geschichten, erklärt die Beweggründe und Entscheidungen seiner Figuren, nimmt den Leser an die Hand und führt ihn durch die Geschichten, ohne dass sich dieser selbst allzu viele Gedanken machen muss. Gedanken worüber eigentlich? Es sind keine schwerwiegenden Probleme, mit denen die Figuren – die durchwegs der gehobenen Mittelschicht entstammen - kämpfen, vielmehr sind es Befindlichkeitsstörungen und Sinnkrisen. Diesem „Jammern auf hohem Niveau“ wurde ich schnell müde, keine der Figuren ging mir ans Herz, kein Schicksal berührte mich tiefer, zudem es sich bei den Personen durchwegs um klischeebehaftete Stereotypen handelt. Ein stets durchklingender erhobener Zeigefinger hinsichtlich moralischem Anspruch macht diesen Erzählband für mich zu einem Buch, das man nicht wirklich gelesen haben muss.


:stern: :stern:

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