"Die Berührung durch uns Menschen hinterlässt einen Makel, ein Zeichen, einen Abdruck. Unreinheit, Grausamkeit, Missbrauch, Irrtum, Ausscheidung, Samen – der Makel ist untrennbar mit dem Dasein verbunden."
Coleman Silk ist 71, Professor für Literatur und Dekan an einem College im Ruhestand, setzte mit zwei unüberlegten Worten seiner strahlenden Karriere einen jähen Endpunkt. Er bezeichnete zwei fehlende Studenten als „dunkle Gestalten die das Seminarlicht scheuen“ und muss sich den Vorwurf der Rassendiskriminierung machen lassen, da es sich bei den beiden Fehlenden um Schwarze handelt.
Eine Jagd auf Coleman Silk beginnt, angeführt von der jungen und extrem ehrgeizigen Professorin Delphine Roux. Die Anklage zwingt Coleman Silk, in den Ruhestand zu treten und er macht die ungerechte Behandlung, die ihm widerfahren ist, zu seinem Lebensinhalt.. Verstärkt wird diese Verbitterung durch den Tod seiner Frau, für den er ebenfalls den Wirbel um seine Person verantwortlich macht.
Coleman schreibt 2 Jahre lang an einem Buch um seine Lebensgeschichte festzuhalten. Als er das Buch fertiggestellt hatte stellte er fest, dass es unbrauchbar ist. Doch die Schreiberei hat ihm geholfen, das Trauma zu überwinden und wieder Lebensmut zu schöpfen.
Er beginnt eine Affäre mit der 34-jährigen Faunia. Faunia arbeitet als Putzfrau im College, auch sie hat eine schlimme Zeit hinter sich. Vom Stiefvater missbraucht, vom gewalttätigen Mann ist sie bereits geschieden, ihre beiden Kinder sind bei einem Feuer ums Leben gekommen.
Als diese Affäre bekannt wird, gibt es für Delphine Roux wiederum einen Anlass, Öl ins Feuer zu gießen.
Es ist eigentlich kaum möglich, sämtliche Aspekte dieses vielschichtigen Romans festzuhalten. Die Thematik rund um die rassistische Bemerkung wird erst so richtig ad absurdum geführt, wenn man Silks „Geheimnis“ kennt. Die Charaktere sind sehr lebendig und es fällt dem Leser sehr schwer, Partei zu ergreifen. Überraschende Wendungen und tiefgründige Hintergründe vermischen „Gut“ und „Böse“ und machen es dem Leser sehr schwer, über das Handeln zu urteilen.
Die Verknüpfungen mit der amerikanischen Tagespolitik der 90-er Jahre (rund um Bill Clinton und Monika Lewinksy), die traumatischen Erlebnisse des Vietnam-Krieges, die wohl bis heute noch nicht verarbeitet sind, Feminismus, Rassismus, Feminismus und die Suche nach der eigenen Identität sind nur einige Themen, die Philip Roth in diesem Buch verarbeitet.
Gesamt gesehen ein sehr schönes Leseerlebnis, das aber auch ein wenig Ausdauer erfordert, muss man sich doch auch über einige Längen hinweglesen.