Für mich eine Portion zu viel Phantasie!
Das alte Barcelona vor hundert Jahren: dunkle Gassen, unheimliche Viertel und verwunschene Villen, das ist der Schauplatz des Romans “Das Spiel des Engels”, und liefert zugleich die finstere Atmosphäre.
David Martín schreibt unter einem Pseudonym Schundheftchen für einem ausbeutenden Verlag. Seine Tantiemen sind spärlich und die Zeit zwischen den einzelnen Ausgaben sehr gering. So verbringt er seine Stunden eingesperrt im “Haus mit dem Turm” an der Schreibmaschine und “presst sein Gehirn aus”. Alle anderen Alltäglichkeiten müssen sich dem unterordnen: die Liebe, Nahrungsaufnahme, Schlaf und frische Luft. Doch seine Eitelkeit ist so groß, dass er darauf keine Rücksicht nimmt, er ist nur von dem Wunsch erfüllt, einmal seinen eigenen Namen unter einem bedeutenden Werk zu sehen.
Und so verwundert es dem Leser nicht, dass der Protagonist bei dieser Lebensweise erkrankt. David bekommt einen Gehirntumor, und ihm verbleibt nicht mehr viel Zeit bis das die Rasseln des Todes ihn erwarten.
Da tritt ein dubioser Verleger in sein Leben und verspricht ihm: Leben, Reichtum und Anerkennung. Ein verlockendes Angebot, doch David müsste dafür seine Seele verkaufen.
Das Buch hat einen enormen Spannungsbogen, es fesselt und die Seiten lesen sich wie im Wahn. Die Sprache ist angenehm und lässt sich leicht fast melodiös lesen. Es ist eine Mischung aus Thriller und Fantasy.
Doch genau das, das Phantastische, hat mich bei diesem Roman abgeschreckt. Inhaltlich wird das Faust-Motiv ausgearbeitet wie der Autor selber bekennt. Mephisto gegen Gretchen, gar die “Gretchenfrage” ist vorhanden. Aber in meinen Augen ist dies ziemlich klobig gemacht, denn neue Aspekte oder eine überraschende Wende fehlen dem Werk.
Als 2003 “Der Schatten des Windes” erschien, war ich von Zafón überwältigt, doch entweder hat sich mein Lesegeschmack zwischenzeitlich arg verändert, oder aber ich komme mit diesem Gothic-Stil nicht zurecht.
Keine unbedingte Leseempfehlung, da es höchstwahrscheinlich an Leser gerichtet ist, die dieses Genre auch mögen und lieben.
Bewertung:
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Schwierigkeitsgrad: leicht
Zuletzt geändert von Krümel am 14.12.2008, 14:55, insgesamt 1-mal geändert.