Original: Une gourmandise (französisch, 2000)
In diesem ersten Buch von Muriel Barbery, erschienen auf Französisch im Jahre 2000, erzählt sie die Geschichte eines sterbenden gastronomischen Kritikerpapstes, der in seinen letzten Stunden auf kulinarische Erinnerungsreise durch sein Leben geht und sich die Delikatesse, das Geschmackserlebnis seines Lebens schlechthin zu vergegenwärtigen sucht, das er irgendwo in fernster Kindheit vermutet. Wird er sich daran erinnern? Dabei erinnert er sich an verschiedene Höhepunkte von Gaumenfreuden unterschiedlichster, auch einfacher, Art, wie z.B. das Kosten von Brot, die ersten Freuden bei der Großmutter etc. Diese Kapitel in der Ich-Form sind teils sehr kunstvoll und fachmännisch erzählt. Kein Wunder, dass Barbery für diese Beschreibungen in Frankreich mehrere gastronomische Fachpreise erhielt! Doch ein literarischer Gegenakzent wird gesetzt durch den Wechsel eben dieser Kapitel mit kleinen „Erinnerungskapiteln“ von Menschen (und Tieren!) aus dem Umkreis des Feinschmeckers: meist erscheinen diese Kommentare wie in einem Gegensatz, einer Spannung zu den so ausgearbeiteten Geschmackserlebnissen des Kritikers .Sie decken, meist kritisch, eine Persönlichkeit auf, die so gar nicht genauso feinfühlig in den menschlichen Beziehungen gewesen zu sein scheint.
Ich bin kein Kenner in der Gastronomie und den dazugehörigen Fachzeitschriften, doch wenn Barbery ihren Feinschmeckerpapst gewisse auch einfache Gaumenfreuden beschreiben lässt, kommt einem schon die Spucke hoch! Das ist einfach wunderbare, wenn auch etwas überzeichnete, Beschreibung! Die Suche aber nach DEM Geschmackserlebnis des Lebens wird schnell sichtbar nicht zum raffiniertesten Gericht führen, sondern irgendwohin zu einer weit zurück liegenden einfachen Freude. Darin scheint eher die wahre Entdeckung der letzten Lebensstunden zu liegen.
Im Gegensatz zu diesen feinschmeckerischen Beschreibungen erscheinen die teils schon herben Bemerkungen der Zeitgenossen über diesen Gourmet. Ist er in gewissem Sinne an den menschlichen Freuden und Freunden vorbeigegangen?
Schon findet man in diesem Buch die „Rue de Grenelle“ von „Die Eleganz des Igels“ und einige dort erscheinende Personen. Ein interessanter Schreibbeginn von Muriel Barbery, der ihr sofort einige gute Kritiken, zumindest bei der gastronomischen Küche, einbrachte! Ich selber würde dem Buch so
:stern::stern:/:stern: geben.
Broschiert: 141 Seiten
Verlag: Fischer (Tb.), Frankfurt; Auflage: 1 (Oktober 2004)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3596160847
ISBN-13: 978-3596160846