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Giordano, Paolo - Die Einsamkeit der Primzahlen




Giordano, Paolo - Die Einsamkeit der Primzahlen

Beitragvon Pippilotta » 04.02.2010, 18:23

[center]Paolo Giordano - Die Einsamkeit der Primzahlen [/center]

Der Leser begleitet Alice und Mattia, zwei aufgrund von Kindheitserlebnissen schwer traumatisierte Menschen in einigen Stationen in deren Kindheit, Pubertät bis hin zum mittleren Erwachsenenalter.

Alice litt unter der Dominanz ihres Vaters, der keine Schwächen tolerierte und das sensible Kind ständig überforderte. Die daraus resultierende Magersucht mit all ihren psychischen Konsequenzen begleitet Alice durchs Leben und findet sie sich nur schlecht zurecht. Außenseitertum und die Unfähigkeit, Bindungen einzugehen prägen ihr Leben.

Mattia fühlt sich schuldig am Verschwinden seiner geistig zurückgebliebenen Schwester, eine Schuld, über die er nicht reden kann und die im Borderline-Syndrom endet. Er ist ein begnadeter Mathematiker und flüchtet sich in diese Wissenschaft.

Außenseitertum, das Trauma eines einmaligen Kindheitserlebnisses (von dem man aber nur andeutungsweise erfährt), soziale Inkompetenz und ein verständnisloses Elternhaus verbinden die beiden, deren Lebenswege - ausgenommen einer gemeinsamen Schulzeit - sich bis zum Schluss nicht kreuzen.

Als "literarische Sensation" wurde dieses Buch gefeiert. Es kann sich meiner Meinung nach bei diesem Prädikat nur um das Pendant der "Goldenen Himbeere" in der Filmwelt handeln. Es ist mir völlig schleierhaft, was an diesem Buch so - positiv - sensationell sein soll. Zugegeben, die Idee des Titels, Primzahlen sind niemals Nachbarn in der Zahlenreihe, berühren sich nicht und sind grundsätzlich "einsam", ist kreativ und überlässt durchaus ein Spielfeld für einen findigen Schriftsteller. Doch was in diesem Buch geliefert wird, gleicht eher einem - durchaus ambitionierten - Schulaufsatz eines kleinen Strebers. Sehr bemüht, Wortwiederholungen zu vermeiden, immer bedacht auf eine schöne Satzkonstellation und sehr behutsame Wortwahl. Schriftstellerische Kniffe wie Zeitblenden, Zeitspünge, Metaphern, die, wenn gut angewandt, Raum für eigene Interpretationen lassen, verfehlen in diesem Buch absolut diese Ziel. Alles wirkt bemüht, konstruiert, klischeehaft und absehbar. Ein kleiner erhobener Zeigefinger zum Schluss macht das Buch noch unerträglicher.

Warum ich das Buch dann gelesen habe? Ich hatte viel Zeit und war schlicht und ergreifend fassungslos, was da als literarische Sensation bezeichnet wird.

:stern:

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Herzliche Grüße
Pippilotta


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Beitragvon Krümel » 04.02.2010, 19:08

Oh Gott wie schlecht :mrgreen: Kommt ins Blog :D
BildLiebe Grüße,
Krümel



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Beitragvon Karthause » 04.02.2010, 19:28

Ja, ja die Krise. Nun wird sogar schon an den Sternen für hochgelobte Bücher gespart. Ts, ts. :mrgreen:

Aber die Rezi find' ich schon klasse. :thumleft:
Viele Grüße
Karthause

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Beitragvon Conor » 05.02.2010, 15:13

Schade, Pippilotta, dass dir das Buch nicht gefallen hat.
Man merkt schon, dass es ein Debütroman ist, aber
ich habe es gemocht und auch die melancholische Stimmung.
Vielleicht ist "literarische Sensation" ja übertrieben, aber lesbar fand ich es schon. :wink:
Aber so sind die Geschmäcker verschieden.

Liebe Grüße
Conor

:studie: Patrick Rothfuss - Der Name des Windes
Jeder trägt die Vergangenheit in sich eingeschlossen wie die Seiten eines Buches, das er auswendig kennt und von dem seine Freunde nur den Titel lesen können. (Virginia Woolf)
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