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Hamilton, Hugo - Legenden




Hamilton, Hugo - Legenden

Beitragvon Pippilotta » 07.09.2009, 18:21

Berlin in den 40-er Jahren. Die Bomben hageln auf die Stadt. Marias Mann ist im Krieg, sie sucht Schutz im Keller. Eines Tages schafft sie es nicht, sie erreicht den Keller nicht. Die Bombe trifft das Haus, ihr 3-jähriger Sohn Gregor kommt ums Leben. Maria kann den Verlust nicht verkraften.

Eines Abends ist sie mit ihrem Vater Emil unterwegs. Emil ist Schwarzmarkthändler. Emil bringt einen 3-jährigen Jungen zu Maria, er meint, das sei der Ersatz für Gregor. Sie nennen ihn Gregor, das Kind hat schreckliche Ohrenschmerzen, er reagiert nicht auf ihre Worte. Maria und Emil meinen, der Junge ist taub vor lauter Ohrenschmerzen. Emil macht sich auf den Weg, um Benzin zu holen. Er kehrt nie wieder zurück.

Gregor Liedmanns erste Erinnerung reicht zurück als er 3 Jahre alt war. Die Menschen um ihn – angeblich seine Mutter und sein Großvater Emil – sprechen eine andere Sprache, er versteht sie nicht. Und er hat schreckliche Ohrenschmerzen. Sie nennen ihn Gregor.

Und da ist auch noch Onkel Max. Er war immer mit Emil unterwegs. Onkel Max wird von der Gestapo geholt, er beteuert bis zum Schluss, Emil nicht verraten zu haben. Bei den Folterungen hat er ein Auge verloren. Onkel Max überlebt und macht eines Abends eine Anspielung, dass Gregor ein jüdisches Findelkind aus dem Osten ist. Max Aussage wird von Gregors Mutter als „Hirngespinst“ und Anzeichen geistiger Erkrankung bezeichnet. Es war der letzte Besuch von Onkel Max bei den Liedmanns.

Auf diesen vier Eckpfeilern wird die Geschichte des Gregor gewoben. Der Junge, der sich von Kindheit an ungeliebt fühlt, sich in der Rolle des „Heldensohnes“, den sich sein Vater so sehr wünscht so gar nicht wohl fühlt. Der ständig das Gefühl hat, fehl am Platze zu sein. Als Jugendlicher bricht er mit seinem Zuhause, lässt sich beschneiden und gibt sich als jüdischer Holocaust-Überlebender aus, verleugnet sein Elternhaus und lebt in Berlin in einer Kommune. Er profitiert vom Schuldbewusstsein der Deutschen und findet in Mara eine treue Weggefährtin die sich selber sehr gerne in der Rolle der Ehefrau eines jüdischen Holocaust-Überlebenden sieht. Als jedoch Gregors Eltern auf der Bildfläche erscheinen, wird die Ehe auf eine sehr harte Probe gestellt.

Erzählt wird die Geschichte aus Sicht des heute 60-jährigen Gregors, der anlässlich eines Festes einige Tage mit seiner Familie und Freunden verbringt. Man erinnert sich, man erzählt, man bereut, versucht zu erklären und zu verzeihen. Die Gegenwart wird mit der Vergangenheit verwebt, unsentimental und einfühlsam wird die Geschichte eines nach seiner Identität Suchenden erzählt, die zugleich auch die Geschichte der Nachkriegsgeneration ist. Hugo Hamilton schreibt einfach aber berührend und mit viel Tiefgang, für mich ein echtes Highlight!

Hugo Hamilton:

Geb. 1953 in Dublin, als Sohn einer Deutschen und eines strengen irischen Nationalisten. Er arbeitete als Journalist und begann Kurzgeschichten und Romane zu schreiben. 1992 erhielt er den „Rooney Prize for Irish Literature“. 2002 lebte er in Berlin. 2003 erschien „Gescheckte Leute“, 2006 „Der Matrose im Schrank“
2007, nachdem er die Reise Heinrich Bölls nachvollzogen hatte, von der das Irische Tagebuch handelt, schrieb er „Die redselige Insel“. Hugo Hamilton lebt in Dublin.

:stern: :stern: :stern: :stern: :stern:

Hier gehts zu Wirbelwinds Rezi von Gescheckte Menschen

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Pippilotta


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von Anzeige » 07.09.2009, 18:21

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Beitragvon Krümel » 07.09.2009, 19:56

Hier gilt das Gleiche :wink: Kann die Rezi ins Blog?
BildLiebe Grüße,
Krümel



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Beitragvon Pippilotta » 07.09.2009, 21:12

natürlich!
Herzliche Grüße
Pippilotta


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