Warnung vor dem Buch!!!
Kurzbeschreibung
Paul ist ein deutscher Journalist. Häufig recherchiert er im arabischen Raum auf eigene Faust. Dort gibt man ihm den Namen Safiy al Din, "Der beste Freund des Gebetes", denn Paul beteiligt sich an den Gebeten der Moslems. Er bittet Allah darum, bis zum nächsten Gebet überleben zu dürfen.
In einem geheimen Camp im Norden Pakistans, in dem noch heute Kinder und junge Männer zu Söldnern ausgebildet werden, lernt Paul den dreizehnjährigen Jungen Haydar kennen, dessen Familie im Afghanistankrieg ausgelöscht wurde, als der kleine Löwe drei Jahre alt war. Paul beschließt, über diesen Jungen und gegen dessen Willen, ein Buch zu schreiben. Zaim, der Anführer des Camps ist einverstanden. "Ich will sehen, was Haydar sieht, ich will fühlen, was Haydar fühlt, ich will spüren, was Haydar spürt, ich werde schlafen, wenn Haydar schläft, ich werde wachen, wenn Haydar wacht. Ich werde auch kämpfen, wenn Haydar kämpft", verspricht Paul. An der Seite des Jungen gerät Paul mehr und mehr in den Kampf derer, die von der anderen Welt "Al-Qaida" genannt werden, beide werden gejagt, weil sie vom Aufenthaltsort eines Mannes wissen, auf dessen Kopf die Amerikaner 250 Millionen Euro bieten. Sie werden gejagt, weil Paul von der Kooperation eines führenden Mannes des pakistanischen Geheimdienstes mit allen beteiligten Seiten weiß. Was aber ist Pauls wirkliches Ziel? (www.amazon.de)
Meine Meinung:
Haydar ist ein 13-jähriger afghanischer Junge, der in einem Mudschahedein-Camp im Norden Pakistans zum Soldaten ausgebildet wird. Innerhalb kürzester Zeit musste er im Alter von 3 Jahren zwei schwere Schicksalsschläge hinnehmen. Bei Überfällen durch russische Truppen verlor er zuerst seine Geschwister und Freunde und nur wenig später den Rest seiner Familie auf grausamste Weise. Im Camp lernt der verschlossene Junge den deutschen Journalisten Paul kennen. Paul recherchiert häufig auf eigene Faust im arabischen Raum und hat von den Einheimischen den Namen „Safiy al Din“, Freund des Glaubens, erhalten, da er auch mit den Moslems betet. Er bittet dabei den Gott aller, bis zum nächsten Gebet überleben zu dürfen. Schon bald bezieht er Haydar in diese Gebete mit ein. Sein Interesse an dem Jungen ist geweckt, er möchte ein Buch über ihn schreiben. So fasst er den Entschluss, auch Haydars Leben zu leben. Fortan isst er, wenn Haydar isst. Er schläft, wenn Haydar schläft und er kämpft, wenn Haydar kämpft. Damit bekommt Paul natürlich auch einen tiefen Einblick in das Leben im Ausbildungslager der Al Qaida. Das ist für die beiden nicht ungefährlich.
Der Einstieg zu diesem Buch erfolgt über eine ausführliche Frage-Antwort-Passage mit etlichen Wiederholungen. Das macht das Lesen nicht ganz leicht. Im weiteren Verlauf ist das nicht mehr so hervorstechend, obwohl sich dieser Stil konsequent durch das ganze Buch zieht. Dadurch konnte der Autor Ausführungen über die Vergangenheit der beiden Protagonisten in die Story einzubauen. Sie sollten der Rahmenhandlung Sinn geben. Es hätte ein interessantes Buch werden können, denn meine Kenntnisse über die islamische Welt sind recht begrenzt. Allerdings bin ich der Meinung, dass die Einschätzungen der politischen Lage in dieser Region durch den Autor sehr subjektiv geprägt sind. Sehr schön fand ich die Stellen über Respekt und Toleranz, da steckte viel von dem drin, das ich mir für das gesamte Buches gewünscht hätte. Zum Ende erfährt das Buch noch eine thrillermäßig aufgemachte Verfolgungsjagd.
Einige Punkte dieses Buches waren für mich nicht nachvollziehbar, so z. B. die Zeitschiene der Handlung. Die vollzieht sich hauptsächlich im Jahr 2006. 1993 wurde Haydar demzufolge geboren. Die letzten russischen Truppen verließen im Februar 1989 Afghanistan. Seine Eltern wurden jedoch 1996 von russischen Besatzern ermordet.
Haydars Schicksal ist sehr erschüttend, aber während des gesamten Buches konnte ich meine Distanz zu diesem Jungen nicht überwinden. Er ist mir einfach nicht an Herz gewachsen. Das mag auch an der meiner Meinung nach fehlenden Tiefe des Buches liegen. Die Charaktere sind zwar nicht geradlinig gezeichnet, sie haben schon ihre Ecken und Kanten, blieben mir aber doch zu farblos und konstruiert. Auch konnten bis zum Schluss etliche Fragen für mich nicht geklärt werden.
Mein Fazit: „Und weil die Stunde kommt“ ist ein unausgegorenes Buch, für mich blieb nach der Lektüre eine Leere zurück, die ich eigentlich mit Gefühlen zu den Protagonisten und im besten Fall mit einem Mehr an Wissen ausgefüllt wissen will. Geblieben sind für mich die gelungenen Ausführungen zu Respekt und Toleranz. Dazu wären aber 5 Seiten ausreichend gewesen.
Falls ihr Sterne sucht, diese werdet ihr nicht finden.