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Theroux, Marcel - Far North




Theroux, Marcel - Far North

Beitragvon Dr.Who » 10.10.2009, 16:52

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Seit ich fünfzehn bin sehe ich der Welt, die ich kenne, zu wie sie zur Hölle fährt.

So genannte Entvölkerungsromane sind meist in der Domäne von Si Fi, Fantasy oder auch Horror beheimatet, eher selten schafft es ein Roman diese einschlägigen Grenzen zu überwinden. Einer der es geschafft hat war, wir erinnern uns, Cormac McCarthy mit The Road (Die Strasse) und auch jener Roman ist es an den man sich erinnert fühlt wenn man Marcel Theroux´s neuestes Buch Far North (Weit Nördlich) zu lesen beginnt.
Der Leser steht einer scheinbar leeren Welt gegenüber dessen einziger Bewohner unser Hauptcharakter Makepeace ist. Tod und Feuer sind durch das Land gezogen und haben alles menschliche hinweggerafft. Lediglich vereinzelt sieht man Menschen ums nackte überleben kämpfen und als Makepeace noch ein Kind aufgabelt scheint man schon fast zu ahnen wie das Buch weitergehen könnte…aber, glücklicherweise, beginnt der Schreiberling vom Weg abzubiegen und macht sein ganz eigenes Ding.

Solche Romane haben eigentlich nur zwei Punkte wo man als Leser wirklich ansetzen kann. Zum einen ist es der Schauwert, die Wucht und das Ausmaß von geschilderten Katastrophen, Zerstörung und Häresie. Das große Sterben von Mensch und Natur, meist einer sehr beflügelten Fantasie entsprungen.
Wie McCarthy hält sich auch Theroux in diesen Belangen eher bedeckt. Zwar bringt die Erzählweise, es wird aus der Sicht von Makepeace erzählt, eine etwas deutlichere und auch zugänglichere Sicht mit sich und man kann sich aus den wenigen Informationen zwischen den Zeilen ein bisschen was zusammenreimen aber größtenteils bleibt der Leser im Ungewissen.
Und zum anderen sind da die Charaktere zu denen ich aber nicht viel sagen will/kann da der Schriftsteller es hier wirklich geschafft hat mich das eine oder andere mal zu überraschen und zu verblüffen und es schade wäre dem potenziellen Leser diese sehr gelungenen Momente hier nun zu nehmen.

Es gibt in diesem Buch keine eindeutige Handlung. Auch wenn man es nicht vermuten mag umspannen die gerade mal 300 Seiten fast 6 Jahre im Leben von Makepeace. 6 Jahre voll von Reisen, Entbehrungen, Krankheit und immer wieder mit dem sicheren Tod konfrontiert.
Heruntergebrochen, nur auf den einzigen Erzählstrang, folgt der Leser einem puren, unverfälschten und von allen Beiwerk befreiten roten Faden.
Fern von allen Pathos und Hollywoodgehabe zeigt das Buch Menschen die versuchen wieder zurück zu kehren. Nach Süden oder Norden, Nachhause in andere Länder einer ungewissen Zukunft entgegensehend oder ganz einfach auch zurück zu sich.
Zu erfahren was es heißt ein Mensch zu sein auch wenn schon lange niemand mehr da ist der dies bewerten könnte.

Wer nach The Road auf ein Buch mit verwandter Thematik gewartet hat und sich nicht am kargen Erzählstil stört dürfte dieses kleine Juwel sehr schätzen.
Dr.Who
 

von Anzeige » 10.10.2009, 16:52

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Beitragvon Krümel » 11.10.2009, 09:55

Nehm ich auch auf :D
BildLiebe Grüße,
Krümel



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Beitragvon Dr.Who » 11.10.2009, 18:04

Krümel hat geschrieben:Nehm ich auch auf :D


Immer wieder gerne :-)
Dr.Who
 



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