Krümels-Bücherwelt ...

... ein Literaturforum der anderen Art

Lorentz, Iny "Die Wanderhure"




Lorentz, Iny "Die Wanderhure"

Beitragvon Karthause » 07.12.2006, 18:00

Seiten: 606
Verlag: Knaur
ISBN: 3426629348
17,90 EUR

Kurzbeschreibung aus der Amazon.de-Redaktion
Eigentlich kann Wina stolz sein auf Marie. Als Maries Mutter im Kindbett starb, hatte sich die Haushälterin des Säuglings angenommen: Nach einer kurzen Sturm- und Drangphase ist das Mädchen nun zu einer "gehorsamen und gottesfürchtigen Jungfer" geworden. Seit Marie aber weiß, dass sie an Graf Ruppert verheiratet werden soll, schleicht sie sich immer öfter verstohlen aus der Küche fort. Wo "andere Mädchen jubelten, wenn sie erfuhren, dass ein Mann aus angesehener Familie um sie warb", macht das Kind von Meister Matthis ein miesepetriges Gesicht.
Es war schon ein unfreies Leben in Konstanz zu Anfang des 15. Jahrhunderts -- und unfrei soll es für Marie auch in der Folge weitergehen. Denn der Graf entpuppt sich als intriganter, krimineller Mitgiftjäger, der es nur auf das Geld des Vaters abgesehen hat. Schließlich bleibt Marie nur die Alternative zwischen Selbstmord und einem Dasein als Wanderhure, die zum Vergnügen der Männer unstet durch die Lande zieht. Marie wählt letztere Variante -- auch und gerade, um sich an jenem Menschen rächen zu können, der sie auf diese Lebensbahn gestoßen hat.

Im Hauptberuf ist die Münchner Autorin Iny Lorenz Programmiererin bei einer Versicherung, und ein wenig programmiert auf möglichen Erfolg wirkt auch Die Wanderhure hin und wieder. Das aber tut der genüsslichen Lektüre keinen Abbruch. Wer historische Schmöker liebt, der ist bei Lorenz bestens aufgehoben. Denn hübsch und spannend geschrieben ist die Geschichte der "Hübschlerin" allemal. --Isa Gerck -- (http://www.amazon.de)


Meine Meinung:
Nach fast 2 Jahren des Abwartens habe ich nun zu Iny Lorentz „Die Wanderhure“ gegriffen. Von Beginn an war ich mitten in der Handlung. Es gibt keine lange Einführung. Die Geschichte um die Konstanzer Bürgerstochter Marie Schärerin beginnt mit deren Verlobung, die aber aufgrund einer Intrige letztlich gar nicht erst zustande kommt. Marie wird beschuldigt, nicht mehr Jungfrau zu sein, schon vielen Männern hätte sie sich hingegeben. Als Zeugen treten Utz Käffli und Linhard Merk auf, die beschwören, mit ihr das Bett geteilt zu haben. Sie wird eingekerkert und vom Büttel, Käffli und Merz vergewaltigt. Das Gericht stellt fest, dass sie ihre Jungfräulichkeit nicht mehr besitzt. Schnell wird sie zu dreißig Rutenstrichen verurteilt und für immer der Stadt verwiesen. Mehr tot als lebendig wird sie von einer Wanderhure gefunden und gesund gepflegt. Fortan sind die beiden Frauen gemeinsam unterwegs, um ihren Lebensunterhalt zu sichern, befreien sie die Männer von ihrer Lendenpein.

„Die Wanderhure“ ist aufgrund des einfachen Schreibstils ein sehr flüssig zu lesender Roman, ohne große Höhepunkte, der das Leben im Mittelalter recht anschaulich schildert. Ich hätte mir gewünscht, dass die historischen Fakten etwas mehr in den Vordergrund gerückt worden wären. So ist es ein guter, teils aber auch recht vorausschaubarer Unterhaltungsroman in der Kulisse des Mittelalters geworden. Die Darstellung der Lebensumstände der damaligen Zeit hat mir sehr gut gefallen. Es wurde auch sehr deutlich aufgezeigt, dass ein Menschenleben fast nichts wert war. Das Leben einer Wanderhure war noch sehr viel weniger wert.

Die Charaktere unterschieden sich in gut und böse. Dazwischen gab es wenig Spielraum. Das machte das als farbenprächtiger Mittelalterroman beworbene Buch etwas farblos.

Das sind aber alles Punkte die mich nicht so vordergründig gestört haben. Nicht gefallen hat mir das überzogene Ende.

Spoiler hat geschrieben:Es gab ein happy End, das so happy war, dass es schon an ein Märchen erinnerte. Die Familie Mombert kam frei, Marie wurde wieder jungfräulich rein gesprochen, sie wurde zwar ohne gefragt zu werden verheiratet, aber es war ja der alte Jugendfreund, der sie schon seit Kindertagen liebte. Dieser hätte früher nicht zu träumen gewagt, die Bürgerstochter zu ehelichen, war er doch nur der jüngste Sohn eines Schankwirts. Durch glückliche Fügungenund seinen heldenhaften Einsatz hat er sich zum Ende des Buches zum Burgvogt gedient.


Mein Fazit: Für mich ist „Die Wanderhure“ ein unterhaltsamer Schmöker für gemütliche Leseabende. Ich bin mit deutlich zu hohen Erwartungen an dieses Buch gegangen, vielleicht auch deshalb, weil die Medien dieses Buch förmlich gefeiert haben. Ich werde wohl auch die Folgebände noch lesen, allerdings nicht mit solch einer Erwartungshaltung, wie ich sie diesem Buch entgegen brachte. Unterhaltsam war diese Lektüre allemal.

:stern: :stern: :stern:

Bild
Viele Grüße
Karthause

Mein Blog

Fliegen kannst du nur gegen den Wind.
Benutzeravatar
Karthause
SuB-Betreuerin
SuB-Betreuerin
 
Beiträge: 7199
Registriert: 19.04.2006, 19:07
Wohnort: Niederrhein

von Anzeige » 07.12.2006, 18:00

Anzeige
 


Ähnliche Beiträge


Zurück zu Historische Romane

Wer ist online?

0 Mitglieder

cron