Ich fand den Beginn eigentlich sehr ansprechend - in der Tradition einer Kurzgeschichte. Nach wenigen Seiten stellte ich dann aber fest, dass die Erwartung, die ich aufgebaut hatte (hier etwas über Opfer und Gewinner des Lesens zu erfahren), enttäuscht wurde. Die Rahmenhandlung begann.
Bis zum Schluss hatte ich das Gefühl, dass die Rahmenhandlung nur dazu gebastelt worden war, um verschiedene Momentaufnahmen aus der fantastsischen Welt der Bücher mit einander zu verknüpfen. Eine Methode, die ich für durchaus statthaft halte, aber wenn sie angewendet wird, dann doch bitte auch so, dass die Geschichte selbst ein Gewicht hat. Das hat mir gefehlt...
96 Seiten sind einfach zu kurz, um eine Erzählung rund zu machen und dazu noch philosophische Betrachtungen einzubringen. Der Erzähler hat nicht einmal einen Namen zugewiesen bekommen, natürlich wird er irgendwie lebendig (hervorstechendste Eigenschaft ist seine Neugierde), aber so ganz verstanden habe ich ihn bis zum Schluss nicht.
Nachdem er das Papierhaus besuchte, fuhr er einfach ab. Neugierig wie er ist, wäre es doch nur folgerichtig gewesen, dass er nach dem verschwundenen Carlos Brauer sucht...
Die Stellen über unterschiedliches Leseverhalten und die Auseinandersetzung darüber miteinander gefielen mir gut, hatte das meiste aber bereits in anderem Zusammenhang gelesen. Wem es gefällt, sei "Eine Geschichte des Lesens" von Alberto Manguel empfohlen. Das Buch bietet wesentlich mehr Informationen zum Thema und ist wie ein Roman wegzulesen (da ich noch nicht alle Kapitel kenne, habe ich bisher auf eine Rezension hier verzichtet; sie folgt noch).
Außerdem fehlte mir ein Hinweis auf den Inhalt "Der Schattenlinie" von Joseph Conrad. Gerade zum Schluss wird auf diese Bezug genommen. Es wäre schön gewesen, wenn der Verlag irgendeinen Vermerk eingebaut hätte...
Aus diesem Grund erhält "Das Papierhaus" von mir nur: