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Goga, Susanne - Tod in Blau




Goga, Susanne - Tod in Blau

Beitragvon Voltaire » 11.02.2007, 12:51

Titel: Tod in Blau
Autorin: Susanne Goga
Verlag: DTV Premium
Erschienen: Februar 2007
Seitenzahl: 298
ISBN: 3423245778
Preis: 14.50 EUR


Die Autorin:
Susanne Goga wurde 1967 geboren. Sie studierte Literaturübersetzerin in Düsseldorf und arbeitet seit 1995 als freie Übersetzerin aus dem Englischen und dem Französischen. Sie lebt mit ihrer Familien in Mönchengladbach.

Meine Meinung:
Man nimmt das Buch zur Hand und vor dem Lesen des ersten Satzes geht einem die Frage durch den Kopf, ob Susanne Goga es wohl schafft, den Standard und das Niveau zu halten, welches sie mit ihrem ersten Buch „Leo Berlin“ als eigene Messlatte aufgelegt hat. Und nach Beendigung der Lektüre fällt die Antwort auf diese Frage nicht schwer. Sie hat es geschafft und sich dabei sogar noch selbst übertroffen.

Wieder spielt ihr Buch im Berlin des Jahres 1922 und wieder ist es eine Geschichte um den Kriminalkommissar Leo Wechsler, jener Leo Wechsler, der schon in „Leo Berlin“ mit sehr viel Zuneigung beschrieben worden war. Susanne Goga zeichnet Leo Wechsler in all seiner Zerrissenheit, mit all seinen Schwächen und seinen Stärken. Zu seinen Stärken gehört die tiefe Menschlichkeit mit denen er den zuweilen hoffnungslosen Menschen begegnet, Menschen, die auch vier Jahre nach Beendigung des ersten Weltkriegs nichts weiter vorzuweisen haben als eine tiefe Perspektivlosigkeit.

Von der Handlung soll an dieser Stelle nicht allzu viel verraten werden.
Der Maler Arnold Wegner ist in diesem Nachkriegsberlin umstritten und wird vielerorts sogar verteufelt. Seine Art der Malerei findet gerade auch bei den reaktionären Kräften der Weimarer Republik keine Zustimmung, reaktionäre Kräfte die sich in dubiosen Bündnissen zusammengeschlossen haben, die einen dumpf-germanischen Kult pflegen und der wilhelminischen Zeit nachtrauern. Dann fällt Arnold Wegner einem Unfall zum Opfer. Aber war es wirklich nur ein Unfall? Leo Wechsler ist nicht nur mit der Aufklärung dieses Unfalls befasst, auch über seinem Privatleben ziehen sich langsam dunkle Wolken zusammen.

Susanne Goga malt auch mit diesem Buch wieder ein nichtsbeschönigendes Bild der damaligen Zeit über die Anfänge der ersten deutschen Demokratie. Eine Demokratie die auch schon zu diesem frühen Zeitpunkt mit dem Virus des Scheiterns infiziert war. Die „Goldenen Zwanziger“ waren halt nur für ein paar Menschen wirklich „golden“ – für die Masse der Menschen bedeutete diese Zeit nichts weiter als pure Hoffnungslosigkeit, Armut und einen harten und kaum zu gewinnenden Kampf um das tägliche Brot.

„Tod in Blau“ ist nicht nur ein Kriminalroman, es ist darüber hinaus auch eine sehr gelungene Beschreibung einer Zeit, die man selbst nur aus Büchern oder aus Erzählungen der Großeltern kennt. Es ist auch eine zeitgeschichtliche Momentaufnahme, die sehr viel zum Verständnis für die damaligen Lebensverhältnissen beiträgt. Und es ist auch ein kleiner Streifzug durch das kunstgeschichtliche Berlin der Zwanzigerjahre, das im Gegensatz zum dümmlichen Deutschtum des reaktionären Adels stand.

In Susanne Gogas Geschichte stehen die Menschen im Vordergrund, Menschen die leiden, Menschen die lieben, Menschen die enttäuscht werden und Menschen die mit ihren Handlungen großes Leid heraufbeschwören.

Ein sehr lesenswertes Buch – allerdings sollte man zuvor „Leo Berlin“ lesen, viele alte Bekannte trifft man nämlich in „Tod in Blau“ wieder. Bücher übrigens, deren Kauf man sicher nicht bereuen wird.


Meine Bewertung:
:stern: :stern: :stern: :stern: :stern:

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Voltaire
 

von Anzeige » 11.02.2007, 12:51

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