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Grandes, Almudena - Die wechselnden Winde




Grandes, Almudena - Die wechselnden Winde

Beitragvon Krümel » 16.11.2007, 14:55

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Ein richtig schöner Schmöker, der sich schnell liest und man die Zeit vergisst!

Sara, eine der Protagonistinnen im Buch, verlässt Madrid und kauft sich ein Haus in einer Ferienanlage in der Bucht von Cádiz an der Atlantikküste, wo ständig wechselnde Winde herrschen. Je nachdem woher der Wind weht, fühlt man sich innerlich aufgewühlt, oder angenehm ruhig; melancholisch oder euphorisch getragen.
Dieser Stimmungswandeln, geprägt durch den Wind, spiegelt die innere Gefühlswelt der Menschen wieder; und trägt sich durch den ganzen Roman.
Dass in diesem Buch ein Naturereignis als Barometer der Handlung gewählt wird, hat mir sehr gut gefallen.

Sara hat ein sehr bewegendes Leben hinter sich. Sie wurde von einer reichen Pflegemutter erzogen und behütet, nur sonntags ist sie zu ihren leiblichen Eltern gefahren. Ihre Eltern, aus der Arbeiterschicht und in ärmlichsten Verhältnissen lebend, haben nach der Geburt von Sara ein Abkommen mit der reichen Dona Sara geschlossen: Sara sollte von diesem kinderlosen Paar eine vernünftige Schulausbildung genießen, und mit dem 16 ten Lebensjahr zurück zu ihren leiblichen Eltern. Dies geschah in guter Absicht; einerseits der Kinderlosigkeit der Pflegeeltern und den sozialen Verhältnissen der Eltern, zudem wurde der “gute” Start ins Leben, durch eine ausreichende Schulbildung von beiden Parteien als vorteilhaft empfunden.
Eine Adoption der Pflegeeltern kam nicht in Betracht, die Ländereien, Häuser und Aktien waren für die Nichten und Neffen reserviert.
Und so wurde Sara mit ihrem 16 ten Lebensjahr aus dem Haus ihrer Pflegeeltern geworfen, zurück in ihr Leben, welches für sie bestimmt gewesen war …

Im gegenüberliegenden Haus in Cádiz zieht fast zum gleichen Zeitpunkt ein Arzt mit zwei Kindern ein. Der Roman erzählt uns nun davon, wie sich diese Menschen begegnen, kennen lernen und ihre Leben miteinander verknüpft werden.
Durch zahlreiche Rückblenden beschreibt Grandes die Vergangenheit dieser Figuren, und sukzessiv wird aus diesen vielen Eindrücken ein komplettes Ganzes.

Die Sprache der Autorin hat mir sehr gutgefallen. Sie versteht es tiefe innere Gefühle zu beschreiben und dem Leser nahe zu bringen. Dadurch liest sich der Roman sehr angenehm und schnell.
Das einzige was ich ein wenig zu bemängeln hatte, war wieder, dass ich zweimal dachte, na typisch, das passt ja gut zusammen. Aber bei einem Roman von 640 Seiten hält sich das ganz eindeutig in einem sehr kleinen Rahmen.

Dieses Buch empfehle ich als angenehmen Wälzer, der tiefe menschliche Empfindungen beschreibt, allerdings auf eine spannende Handlung verzichtet. Also für Leser die gerne mal einen ruhigen Schmöker lesen und sich gerne tragen lassen.

Über die Autorin:
Almudena Grandes wurde 1960 geboren, und studierte Geographie und Geschichte in Madrid. Gleich ihr erster Roman “Lulu” wurde in 20 Sprachen übersetzt und ein internationaler Bestseller. “Die wechselnden Winde” ist ihr fünftes Buch. Für ihr bisheriges Gesamtwerk wurde sie mit dem Premio Julián Besteiro ausgezeichnet.

Bewertung: :stern: :stern: :stern: :stern:
BildLiebe Grüße,
Krümel



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