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Bille, S. Corinna - Venusschuh




Bille, S. Corinna - Venusschuh

Beitragvon Krümel » 05.01.2009, 13:17

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Ein ganz geheimnisvoller Roman, in dem du nie wirklich hinein schlüpfen kannst!

Denn der Leser erlebt diese Erzählung aus der gleichen Perspektive wie ihr Erzähler, und dieser stand zu jeder Zeit außen vor, man wollte ihn nicht haben, das Dorf hätte gut auf ihn verzichten können. Aber genau das macht die Atmosphäre aus! Sie ist düster, unheimlich, fast gewalttätig und beklemmend.

Martin, ein junger Student, entdeckt beim Sparziergang an der Rhone eine alte Frau, die sich ins Wasser begibt, und sich scheinbar das Leben zu nehmen. Doch die Rhone ist im November sehr seicht, und dadurch wird ihr also nicht gelingen. Der Student bringt die Alte von diesem zum scheitern verurteilten Versuch ab, und ohne ein weiteres Wort macht sich diese auf den Weg zurück in ihr Dorf. Martin geht mit und zusammen erklimmen sie den steilen Anstieg.
Warum Martin mitgeht und warum die Alte so barsch ist, das erfährt der Leser nur ansatzweise.

Der Jüngling übernachtet bei der alten Frau, und am nächsten Tag wird er Gast einer Hochzeit, bei der am Abend die Braut entflieht.
Die Dorfbewohner klären den jungen Student über die mysteriösen Hintergründe nicht auf, er tappt im Dunkeln, denn er ist ihnen unwillkommen, und meist ignorieren sie ihn einfach, oder vergessen überhaupt seine Anwesenheit.

Eine solche Atmosphäre habe ich noch nie gelesen, aber mir ist dadurch eine Bergwelt eröffnet worden, die ich anders nie begriffen hätte. Ich habe mich selber als Eindringling empfunden, und wollte genau wie Martin hinter die Fassade derer blicken, wollte ihr Handeln und Leben ergründen. Ich bin in die dunklen Lärchenwälder eingedrungen, und habe dieses beklemmende Gefühl gespürt, aber diesen Blick in die Figuren hinein ist mir untersagt worden.

Wer diese düstere Stimmung liebt, der sollte „Venusschuh“ auf alle Fälle lesen!

Über die Autorin:
S. Corinna Bille wurde 1912 im Schweizer Wallis geboren, war Tochter eines Malers und Schriftstellers, und wollte selber schon mit fünfzehn Jahren schreiben. „Venusschuh“ erschien 1952 auf französisch und wurde jetzt das erste Mal übersetzt. 1979 verstarb Bille.
Weitere Werke von Bille sind Hundert kleine Liebesgeschichten 1992, Mädchen auf weißem Pferd 1999 sowie Schwarze Erdbeeren 1989 im Waldgut Verlag.

Bewertung: :stern: :stern: :stern: :stern:
Schwierigkeitsgrad: leicht, aber anders :wink:

PS: So richtig einsortieren konnte ich das Buch nicht, da es aber das Bergleben von vor 100 (oder länger) Jahren aufzeigt, habe ich es mal hier reingestellt.
BildLiebe Grüße,
Krümel



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von Anzeige » 05.01.2009, 13:17

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Beitragvon tom » 05.01.2009, 17:23

Ja, Krümel, nun schreibst Du am Ende selber, dass Du nicht recht weißt wohin mit diesem Buch. Nach der Beschreibung zu urteilen würde ich es NICHT in historische Romane setzen (wo ich es beinahe - hüstel - NICHT angeklickt hätte). Ein Buch wird ja nicht zum "historischen Roman, History(meines Erachtens), weil es in der Vergangenheit angesiedelt ist?!

Das Buch hört sich sehr gut an! Danke!
tom
 

Beitragvon Krümel » 05.01.2009, 17:44

Ich wollte es zur Weltliteratur setzen, aber es würde dann ein vergessener Klassiker sein :lol:

Dort kommt es jetzt auch hin :idea:
BildLiebe Grüße,
Krümel



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