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Bunin, Ivan – Dunkle Alleen




Bunin, Ivan – Dunkle Alleen

Beitragvon tom » 13.06.2008, 08:14

(Original: Temnye allei. Razzkazy. Russisch) Les allées sombres/Dark Avenues

Mit dem Titel einer der Erzählungen ist dieser Sammelband von 38 Arbeiten des russischen Nobelpreisträgers von 1933 überschrieben. In eigentlich allen von ihnen geht es auf die ein oder andere Weise um das Thema der Liebe, die hier und da bis zur totalen Leidenschaft, Wildheit oder gar Gewalt gehen kann. Nun, wir finden zwar keine Erotikliteratur, doch sind die Texte oft sehr eindeutig, für einen Amateur klassischer russischer Werke fast schon erstaunlich offen und direkt. Doch Bunin sieht hinter den Liebesgeschichten verschiedenster Couleur immer auch wie eine „innere“ Geschichte, den Ausdruck einer inneren Leidenschaft, einer Sehnsucht, einer Verlorenheit, einer Wunde und Verletzlichkeit. Insofern findet man hier und da in einer manchmal wunderbar poetischen Sprache alte Themen der „russischen Seele“. Da sind die Beschreibungen der Natur, oder einer „Umkehr“, eine Zugfahrt oder die Verhältnisse auf reichen und auch armen Anwesen etc. Hinter allen Geschichten, die zwischen 1938 und 1944 im französischen Exil geschrieben worden sind, aber in einer Vergangenheit VOR der Revolution angesiedelt sind, mit ihren Hinweisen auf eine vergangene Welt, schimmert diese leise Wehmut nach einer verlorenen Heimat durch.
Für alle, die sich für die russische Literatur und Kultur interessieren ist diese Sammlung eine wahre Perle. Nicht umsonst sprach Bunin von „seinem besten Werk“.

:stern: :stern: :stern: :stern: :stern:

ZUM AUTOR:
* 10. Oktober / 22. Oktober 1870 in Woronesch; † 8. November 1953 in Paris) war ein russischer Schriftsteller, Lyriker und Übersetzer. Nach der Oktoberrevolution verließ Bunin 1918 Moskau und zog sich zunächst nach Odessa zurück, bevor er Russland 1919/1920 mit dem letzten Schiff Richtung Frankreich verließ und sich in Grasse ansiedelte. Bunin führte die Tradition der russischen Literatur des 19. Jahrhunderts fort. Bekannt wurde er vor allem durch seine realistische Prosa, deren Hauptthema das Leben im ländlichen und provinziellen Russland vor der Oktoberrevolution ist. 1933 erhielt er als erster Russe den Nobelpreis für Literatur.

Was die Ausgaben anbetrifft, schwirre ich total im Dunklen. Ich las die unten angegebene FRANZÖSISCHE Ausgabe mit einer knappen, aber sehr informativen Einführung. Auf der Amazonseite herrscht ziemliches Durcheinander, wenn man die Referenz „Bunin – Dunkle Alleen“ eingibt. Unter anderem fand ich folgende Angabe:

Unbekannter Einband: 377 Seiten
Verlag: Coron-Verl. (1969)
ASIN: B0000BQB63

Doch im Bibliotheksverbund wurde auf eine Piperausgabe hingewiesen:
Dunkle Alleen : Erzählungen / Iwan Bunin. Ausgew. von Horst Bienek. [Übers. von Ilona Koenig
ISBN: 3-492-10677-3

Wer auf Englisch lesen will:
Dark Avenues
Taschenbuch: 350 Seiten
Verlag: Oneworld Classics Ltd (1. Juni 2008)
Sprache: Englisch
ISBN-10: 1847490476
ISBN-13: 978-1847490476

„Meine“ französische Ausgabe:
Les allées sombres
Poche: 377 pages
Editeur : LGF - Livre de Poche; Édition : Nouvelle (15 mai 2003)
Collection : Livre de poche
Langue : Français
ISBN-10: 2253052469
ISBN-13: 978-2253052463
tom
 

von Anzeige » 13.06.2008, 08:14

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Beitragvon Emuna » 13.06.2008, 17:45

Danke Tom für die Rezension.
Ich bin zur Zeit nicht besonders gut auf Bunin zu sprechen. :wink:
Das Lesen von "Lolita" zum dritten oder zum vierten mal, hat mir diesmal gar nicht gut bekommen. Bevor ich seine Bücher wieder in die Hand nehme, muss ein wenig Zeit vergehen. Aber das am Rande.

Was man ihm nicht nehmen kann, er ist ein wahrer Künstler des Wortes.
Ich empfinde sogar zuweilen seine Sprache als zu intensiv, zu stark,
vielleicht auch zu leidenschaftlich.

Nun, wir finden zwar keine Erotikliteratur, doch sind die Texte oft sehr eindeutig, für einen Amateur klassischer russischer Werke fast schon erstaunlich offen und direkt.

Auf mich habe die Erzählungen damals einen sehr starken Eindruck gemacht und ich fand die durchaus erotisch, wahrscheinlich gerade
durch die offene und gleichzeitig poetische Sprache.
Mir haben die Kurzgeschichten damals sehr gut gefallen.
Emuna
 

Beitragvon tom » 13.06.2008, 20:42

Hallo Emuna!

Gerade an Dich hatte ich ja bei der Rezi gedacht, weil ich bemerkt hatte, dass Du auch gerne mal die Russen liest. Doch nun bin ich ein wenig verwirrt über Deine Bemerkung:

Emuna hat geschrieben:Danke Tom für die Rezension.
Ich bin zur Zeit nicht besonders gut auf Bunin zu sprechen. :wink:
Das Lesen von "Lolita" zum dritten oder zum vierten mal, hat mir diesmal gar nicht gut bekommen. Bevor ich seine Bücher wieder in die Hand nehme, muss ein wenig Zeit vergehen. Aber das am Rande.


Lolita ist, glaube ich von NABOKOV. Kann es sein, dass Du hier was durcheinander gebracht hast???
Oder sprichst Du bewußt von den zwei Autoren und unterschiedlichen Büchern?
tom
 

Beitragvon Krümel » 13.06.2008, 21:18

tom hat geschrieben:Lolita ist, glaube ich von NABOKOV. Kann es sein, dass Du hier was durcheinander gebracht hast???
Oder sprichst Du bewußt von den zwei Autoren und unterschiedlichen Büchern?


Das Gleiche dachte ich eben auch. Aber mich kann man ja auch so schnell durcheinander bringen ... :oops:
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Beitragvon Emuna » 14.06.2008, 07:28

Lolita ist, glaube ich von NABOKOV. Kann es sein, dass Du hier was durcheinander gebracht hast???

"verzweifelteraufschrei"
Aber natürlich habe ich was durcheinander bebracht. Und wie noch.
Wo war ich bloß wieder mit meinen Gedanken :roll:
Sorry!
Natürlich ist Lolita von Nabokov.
Und "Termnye allei" von Bunin.
Mein Beitrag stimmt aber so weit, :wink: nur wäre noch zu vermerken, obwohl Bunin ebenfalls in einer sehr schönen Sprache geschrieben hat, wirkte er doch eher unbeholfen in Vergleich zu Nabokov. Auf mich wirkte er, ich komme jetzt nicht auf das passende Wort, grober, ungehobelter.
Emuna
 

Beitragvon chip » 14.06.2008, 09:27

Ich bin ja sonst nicht der Typ, der sich für eine Rezi begeistert zeigt und Interesse an einem Buch bekundet. Aber hier kann ich nicht anders: Das kommt auf meinen nächsten Bestellzettel. :mrgreen:

Danke Tom

Gruß,
chip
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