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Sagan, Françoise - Bonjour Tristesse




Sagan, Françoise - Bonjour Tristesse

Beitragvon nanu?! » 29.05.2009, 21:21

Klappentext:
Wie jedes Jahr verbringt die siebzehnjährige Cécile ihre Sommerferien an der französichen Riviera. Sie genießt die sorglose Zeit, die sie gemeinsam mit ihrem jugendlichen Vater und seiner momentanen Freundin, der schönen, aber etwas naiven Elsa, verbringen darf. Außerdem ist da der attraktive Student Cyril, der Cécile verehrt und mit dem sie unbeeschwerte, romantische Stunden verbringt. Doch eines Tages platzt Anne, eine Freundin von Céciles verstorbener Mutter, in diese Idylle der Heiterkeit und Lebenslust. Céciles Vater ist derart hingerissen von der eleganten und intelligenten Modeschöpferin, daß er schon bald bereit scheint, seinen bisherigen Lebensstil aufzugeben und sie zu heiraten. Mit Anne kämen Ordnung und Disziplin nicht nur in sein Leben, sondern auch in das seiner Tochter. Cécile empfindet sehr wohl Sympathie für Anne, sieht sich aber in ihrer Freiheit bedroht, so daß sie ein fein ausgeklügeltes Spiel inszeniert, um ihren Vater von Anne zu trennen. Die Rechnung geht auf - allerdings mit anderen Folgen als erwartet . . .


Ich:
Cécile, eine siebzehnjährige aus Paris, fährt mit ihrem Vater ans Mittelmeer um dort zwei Monate in einer Villa die Ferien zu genießen. Der Vater teilt eines Morgens mit das er einen Gast erwartet. Es ist Anne, und Cécile verehrt sie einerseits, und anderseits fürchtet sie sie auch. Denn Anne ist so perfekt, weltgewandt, intelligent, sie wirkte einschüchternd und war trotz ihres Alters verführerisch, das der Vater sofort ihrem Charme erliegt. Bald möchten die beiden heiraten und schnell vergisst der Vater Elsa, mit der er bis jetzt zusammen war. Cécile ist wegen der Hochzeit geschockt und gleichzeitig hingerissen. Doch bald siegt die Angst vor einem langweiligen häuslichen Leben und davor, dass Anne zuviel Einfluss auf Cécile haben könnte. Und nachdem Anne Cécile und Cyril im Wald erwischt und den beiden verbietet sich wieder zu sehen, fasst Cécile den Entschluß, Anne aus Vaters Leben zu vertreiben.

Es wird zum größten Teil von Céciles Gefühlen gesprochen, was der Autorin sehr gut gelingt. Sie beschreibt Céciles Enttäuschung und ihre Angst den Vater an Anne zu verlieren. Dann Céciles Gewissen mit dem sie ringt, die Rachegelüste, daß sie sich keiner Verantwortung bewusst sein will. Schließlich die Erkenntnis als alles zu spät ist und/oder einen kurzen Moment der Reue, die aber schnell wieder vergeht.
Da Sagan Cécile selbst erzählen lässt, war die Sprache meistens leicht, einer siebzehnjährigen angepasst. Céciles Geschichte ist fasst wie eine Beichte und ich hatte den Eindruck, das sie sich auch nach dieser "Beichte" keiner Schuld bewusst sein wollte. Mir hat das Buch richtig gut gefallen und ich werde sicher wieder etwas von Sagan lesen.
Ein Buch das wie ein Sommermärchen anfängt und sich schnell zum Drama entwickelt.

Die ersten Sätze
Ich zögere, diesem sanften Gefühl, dessen sanfter Schmerz mich bedrückt, seinen schönen und ernsten Namen zu geben: Traurigkeit. Es ist ein so ausschließliches, so egoistisches Gefühl, daß ich mich seiner fast schäme - und Traurigkeit erschien mir immer als ein Gefühl, das man achtet. Ich kannte es nicht; ich hatte Kummer empfunden, Bedauern und manchmal Reue. Jetzt hüllt mich etwas ein wie Seide, weich und ermattend, und trennt mich von den anderen.

Françoise Sagan
schrieb diesen Roman 1954 in wenigen Wochen, entzückte die Kritik und empörte die Öffentlichkeit. "Bonjour Tristesse" ist das Buch und der Skandal ihres Lebens der sie berühmt und reich machte. Binnen fünf Jahren waren vier Millionen Exemplare verkauft.

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Beitragvon Pippilotta » 29.05.2009, 21:37

Ich habe im Rahmen des Französisch-Unterrichts in der Schule dieses Buch, als auch "Aimez-vous Brahms" ("Lieben Sie Brahms") gelesen. In Erinnerung ist mir eigentlich nicht mehr viel (ich war schon damals kein Romantic-Leser), nur dass es recht eingänglich geschrieben war, und dass es als Fremdsprachen-Lektüre empfehlenswert ist!
Herzliche Grüße
Pippilotta


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Re:

Beitragvon Krümel » 17.08.2010, 11:30

Pippilotta hat geschrieben: In Erinnerung ist mir eigentlich nicht mehr viel (ich war schon damals kein Romantic-Leser), nur dass es recht eingänglich geschrieben war, und dass es als Fremdsprachen-Lektüre empfehlenswert ist!


Es ist kein bisschen so in Richtung Romantic, es ist dann eher desillusionierend :wink: Oder gar psychoanalytisch, so in der Art: Ich, Über-Ich und Es --> vielleicht auch schonungslos.




Was für eine wunderbare Erzählung!

Cécile, die Ich-Erzählerin, verbringt die großen Ferien mit ihrem Vater in einer Villa am Mittelmeer. Die Beiden, Vater und Tochter, lieben „das süße Leben“. Und so ist die Freundin des Vaters auch dabei, sie ist gerade mal ein paar Jahre älter als die Cécile. (Die Mutter von ihr ist sehr jung verstorben, und Cécile wurde danach in einem Mädchen- erzogen. Erst vor zwei Jahren holte der Vater sie wieder zu sich.) Die „Vier“ genießen das herrliche Strandleben, zumal Cécile Cyrill kennen lernt …

Doch dann trifft Anne ein, ganz unverhofft hat sie die Einladung angenommen.

Anne war die beste Freundin von Céciles Mutter und hat sich dem Mädchen seit Jahren als eine Art Ersatzmutter angenommen. Sie ist eine intelligente, kluge und belesene Frau von Welt, die mit dem geistlosen, oberflächlichen Leben der Beiden wenig anfangen kann!

Und so beginnen alle Probleme.

„Ich zögere, diesem fremden Gefühl, dessen sanfter Schmerz mich bedrückt, seinen schönen und ernsten Namen zu geben: Traurigkeit.“ (Erster Satz)

Die Sprache (zumindest in der Übersetzung von Helga Treichl) ist wunderbar melodisch und gefühlvoll, sie trägt die Handlung und den Leser leicht federnd. Diese tiefe Leichtigkeit hat mich beeindruckt und bewegt. Unbeschwert liest man diese Erzählung, egal ob linear mit Tiefgang oder in anderer höherer Ebene, wunderbar!

:stern: :stern: :stern: :stern:
BildLiebe Grüße,
Krümel



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