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Walser, Martin - Muttersohn




(der Autor/in lebt noch, und spiegelt die heutige Zeit)

Walser, Martin - Muttersohn

Beitragvon Krümel » 24.05.2012, 11:32

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Nachdem ich „Angstblüte“ und „Ein liebender Mann“ als eher senile Alterswerke eines Autors gelesen hatte, war ich nun auf den neuesten Roman von Walser doch wieder recht neugierig geworden, zumal ich ihn mir in meiner Stadtbibliothek ausleihen konnte.

>>Der unterdrückte Teil in uns ist erst das, was uns zu Menschen macht.<<

So las ich dann den ersten Teil „Dem Leben zu Liebe“, in dem fast alle Figuren des Werks vorgestellt werden und den Protagonisten Percy in den Mittelpunkt rückten. Für seine Zeugung brauchte es keinen Mann, so sagte es seine Mutter und für ihn wurde es zum Glauben. Nicht dass er davon wirklich überzeugt gewesen wäre, er sucht im ganzen Roman nach einem Vater, und drängt sich allen älteren Herren adoptionswillig auf. Ferner möchte er einfach keinem verletzen, auch seine Mutter nicht.

>>Dürfen wir etwas nicht glauben, weil andere nicht daran glauben wollen oder können?<<

Percy arbeitet als Pfleger in einer Nervenklinik, und hat mit sehr eigenwilligen Therapieansätzen so manche Erfolge gefeiert. Die Patienten lieben ihn in der Regel und laufen ihm auf dem Klinikgelände nach, erzählen von ihrem Leben, ihren Fortschritten und Fantasien.

>>Im Glauben erfahre ich, wer ich bin.<<

Der Professor der Klinik fördert ihn in jeglicher Weise, und beauftragt im ersten Teil den Protagonisten mit dem Fall des suizidgefährdeten Motorradfahrers. Percy schließt leise dessen Türe auf, setzt sich an den kleinen Tisch (der Patient liegt im Bett) und verharrt dort stumm mehr als 2 Stunden.
Später erfährt der Leser, dass seine Mutter diesen Ewald Kainz kannte. Nach und nach wird seine Geschichte aufgedeckt, und damit auch Percys Geschichte.

>>Wir glauben immer mehr als wir wissen.<<

Man hat aufgrund der unbefleckten Empfängnis und der Andeutung „Engel ohne Flügel“ schon eine Ahnung, worauf es in diesem Roman hinsteuert. Er ist eine Art Fürst Myschkin (Dostojewski „Der Idiot“), der keiner Figur widersprechen kann, der nur das Gute tun möchte und letztendlich wie alle Messiasfiguren tragisch ums Leben kommt. Ein echter Parzival, wie sein zweiter Vorname es schon belegt.

>> Der Wissende hat sein Wissen immer von einem anderen. Auf den kann er sich berufen. Der Glaubende beruft sich auf sich selber.<<

Ab dem zweiten Teil des Buches „Dieses Leben“ muss ich ganz ehrlich sagen, konnte ich nur noch wenig mit dieser Geschichte anfangen. Zu Sprunghaft und mit zu vielen Andeutungen gespickt, wurde ich ganz wirr beim Lesen. Dennoch habe ich das Werk beendet, und diese verkehre Verkettung der Zusammenhänge aufgelöst.

>>Ich habe nicht den mindesten Einfluss auf mich.<<

Martin Walser, geboren 1927 in Wasserburg, lebt in Überlingen am Bodensee. Für sein literarisches Werk erhielt er zahlreiche Preise, darunter 1981 den Georg-Büchner-Preis und 1998 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandel. (Klappentext) Bekannt wurde Walser durch seine Darstellung innerer Konflikte der Antihelden in seinen Romanen und Erzählungen. (wiki)

Bewertung: :stern: :stern: :stern:
BildLiebe Grüße,
Krümel



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