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Bauer, Christoph - Jetzt stillen wir unseren Hunger




Bauer, Christoph - Jetzt stillen wir unseren Hunger

Beitragvon chip » 07.03.2013, 10:52

Jeden Morgen dreht Tom seine Runde, ein zweistündiger Spaziergang, immer in Gedanken vertieft. Sein Thema legt er sich vor Aufbruch zurecht, weil er es nicht ertragen könnte, ohne geistige Arbeit diesen Weg zurück zu legen. An jenem Morgen trifft er die junge Mascha, die ihn ihrerseits seit Tagen beobachtet und anspricht. Er erkennt in ihr sogleich seine Seelenverwandte und nimmt sie mit in die Wohnung. Dort reden sie bis in die Nacht hinein. Sie erzählt vom Versuch, sich das Denken abzugewöhnen, ohne Worte auszukommen, denn, laut Mascha, sind Worte bloß da, um Leid zu umschreiben. Sie berichtet von ihrem rückgratlosen Ehemann ohne Ehrgeiz, von ihrer Arbeit als Theaterkritikerin und ihrer Liebe zu Karl. Der Tag wird schließlich von Tom auf Papier festgehalten, um sich ewig an ihn erinnern zu können. Jener Tag, der sein bisheriges Leben auf den Kopf stellte.

Diese Niederschrift nun halten wir in Händen und lesen Sätze, die an Gedanken erinnern, ständig wiederholend und atemlos. Wir werden das Gefühl nicht los, es mit einem Thomas-Bernhard-Double aufnehmen zu müssen, der auch immer wieder mal flucht und verteufelt, aber nicht mit der feurigen Leidenschaft des Originals. An einigen Stellen zeigt er sich gewaltbereiter, sehen zu, wie er in Gedanken Menschen umbringt, weil sie ihm zuwider sind. Christoph Bauer beweist zwar, dass er mit Wörtern umgehen kann, leider zieht die Geschichte sich in die Länge, durch die vielen Wiederholungen seiner Gedanken kommt die Story nicht wirklich voran. Da helfen auch die vereinzelten soziologischen Einschübe nicht, da sie zu selten auftauchen und nicht über 300 Seiten unterhalten können. Wer dieses Buch besitzt, dem empfehle ich dennoch, die ersten 80 Seiten zu lesen, weil sie es sind, die das Buch über den Durchschnitt halten.

:stern: :stern: :stern:

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chip
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