Wirbelwind hat geschrieben:Ein Zerriß - ein ziemlich hartes Urteil.
Nein, zerrissen hab ich es dann doch nicht.
Ich kann keine bessere Bewertung geben, weil es in meinen Augen einfach nur schlecht geschrieben ist.
Erstens, Capus hat hier großartige Recherche betrieben, findet gar sehr detailreiche Fakten, vermag sie jedoch nicht in einer Erzählung einzubauen. Es gleicht einem Report. Für ein Sachbuch hätte es vielleicht gereicht.
Zweitens, die Figuren sind keine. Klar, ich weiß, das der Eine 1,72 m groß ist, der andere etwas größer, Haarfarbe und derlei Dinge. Was ich aber vermisse sind die Dinge, die den eigentlichen Menschen ausmachen, Charaktereigenschaften und Gefühlsregung. Aber hier rauben sie eine Bank aus, töten Menschen und flirten hinterher fröhlich mit Dorly, der Verkäuferin. Leser verfolgen nichts als einen Schatten, flüchtig und ungreifbar.
Irgendwie verständlich, weil diese Eigenschaften ja in keinem Polizeiarchiv zu finden sind. Das Problem ist vielmehr, dass er sich zu sehr an der Wahrheit gebunden fühlt. Was er nicht in Erfahrung bringen kann, lässt er fallen. Leider sind es die essentiellen Dinge, die er fallen lässt.
Drittens versucht er den Zeitgeist einzufangen und fairerweise muss ich sagen, es gelingt ihm einigermaßen. Wenn z.Bsp. von Photomatonautomat und Reisegrammophon die Rede ist. Aber wenn im Kino "King Kong" läuft oder in der Zeitung erste geschossene Fotos eines "Ungeheuer von Loch Ness" Erwähnung finden, dann klingt das schon stark nach 'erzwungen'. Das kann man alles im Lexikon nachlesen unter dem entsprechenden Jahrzehnt.
aber trotzdem fand ich es unterhaltsam
Es liest sich leicht und schnell, stimmt, was ich aber nicht mit 'unterhaltsam' gleichsetzen würde.
Sorry, aber meine Enttäuschung lässt sich nicht verbergen.
Gruß,
chip