Menachems Same
Menachems Same ist der dritte Teil von Djerassis ``Science in Fiction''-Tetralogie. Hat er sich in den ersten beiden Bänden mit Wissenschaftlern an Universitäten beschäftig, geht es hier mehr um die finanziellen Seiten der Forschung und um Weltpolitik. Und eine Liebesgeschichte der ganz besonderen Art.
Melanie Laidlaw, Mitte 30, Witwe, ist die Geschäftführerin von REPCON, einer Stiftung, die Forschung auf dem Gebiet der Reproduktionsbiologie finanziert. Bevorzugt zum Thema Empfängnisverhütung, im Falle der jungen Inderin Renu Krishnan aber auch zur erektilen Dysfunktion (vulgo: Impotenz). Die Wissenschaftlerin geht nach Isreal, um klinisch Studien durchzuführen, dort wird sie nicht nur ihre Forschung weiterentwickeln, sondern auch den Mann ihres Lebens kennenlernen, der mit MUSA die technischen Voraussetzung für die Anwendung von Renus ''NONO``s bei Männern erfindet.
Isreal und ein jüdischer spielt nicht nur in der Renus, sondern auch in Melanies Leben ein Rolle: bei einer Kirchberg-Konferenz lernt sie Menachem Dvir kennen. Auf diesen Konferenzen wird internationale Politik in fast privatem Rahmen besprochen - hier kann der Isreali Dvir auch mal mit einem PLO-Mitglied in die Sauna gehen. Noch lieber allerdings mit der attraktivem Melanie. Mehr könnte aus dieser wunderbaren sexuellen Beziehung werden - wäre Menachem nicht verheiratet und in einer tiefen Schuld seiner Frau gegenüber. Doch Melanies biologische Uhr tickt unüberhörbar laut. Doch sie ist nicht umsonst über die neueste Forschung im Bereich der Reproduktionsbiologie informiert, um nicht eine Lösung zu finden.
Von den vier Romanen hat mir dieser am wenigsten gefallen (und wie man an den Sternen sieht immer noch gut!) - dazu sind die politischen Themen nicht ausgearbeitet genug, dazu tröpfelt die Handlung etwas pointefnlos vor sich hin. Nichtdestotrotz gibt es viele Aspekte über die das Buch zum Nachdenken anregt, darüber wie weit wir unsere Fruchtbarkeit und Potenz selbst steuern können dürfen, können, sollen. Darüber, wie (der Roman spielt in den späten 70ern) die männlich dominierte Wissenschaftsgesellschaft die Themen bestimmt, wie aber auch der Feminismus beginnt Einfluss zu nehmen (auch wenn ich den in diesen Themen bis heute wenig sehen kann - oder gibt es eine Anti-Baby-Pille für Männer und Viagra für Frauen?). Djerassi schafft starke Frauenfiguren, vielleicht manchmal schon fast zu männlich-hart-durchsetzend. Kennt man seine eigene Biographie als Mitentwickler der Pille, der sich im späteren Leben mehr für soziologische Aspekt der Empfängnisverhütung interessierte und Schriftsteller wurde, liest man den Roman noch etwas aufmerksamer. Wie immer spart er nicht mit (erfundenen? zumindest für mich als Nicht-biologin, -Chemikerin, -Medizinerin glaubwürdig klingenden) wissenschaftlichen Details. Seinen Einblick in den Wissenschaftsbetrieb in den ersten beiden Bänden (Cantors Dilemma und Das Bourbaki Gambit) fand ich charmanter, aber wahrscheinlich nur, weil das Bereiche sind, die meinem eigenen Leben etwas näher liegen.
(mit kleinen Abzügen)
Katia