Krümels-Bücherwelt ...

... ein Literaturforum der anderen Art

Donoghue, Emma - Raum




Donoghue, Emma - Raum

Beitragvon wolves » 02.07.2012, 13:24

Die Autorin:
Emma Donoghue wurde 1969 als jüngstes von acht Kindern in Dublin geboren. Sie studierte in Dublin und Cambridge.
Nach einem Aufenthalt in London zog sie 1998 nach Ontario in Kanada, wo sie mit ihrer Lebensgefährtin und ihren beiden Kindern lebt. Emma Donoghue ist Autorin zahlreicher Romane und Erzählungen.

Inhalt:
Jack feiert seinen mittlerweile fünften Geburtstag in "Raum". Ein Zimmer mit gerade mal 12 Quadratmeter Wohnfläche, das alles enthält von WC, Dusche bis zu einem kleinen Kühlschrank. Jacks Mutter wurde von Old Nick entführt und jahrelang gefangen gehalten.
Das Buch wird aus der Sicht von Jack erzählt und besteht aus zwei Teilen. Im ersten Teil erleben wir den Alltag von Jack und seiner Mutter. Wenn man von "Alltag" in dem Fall überhaupt sprechen kann. Der zweite Teil beschreibt das Leben nach ihrer erfolgreichen Flucht und ihr langsames sich wieder einfinden in ein freies Leben.


Meine Meinung:

Mittlerweile habe auch ich das Buch gelesen und kann mich den positiven Rezensionen, die ich darüber gelesen habe, anschließen. Ein Buch, das mich sehr beeindruckt hatte.

Anfänglich musste ich mich erst mal in den Stil einlesen. Ich konnte wenig mit der Art des Erzählens von Jack anfangen, denn ich konnte einfach nicht nachvollziehen, dass auf so eine Art ein 5-jähriger sprechen soll. Das war allerdings der Übersetzung zu verdanken. Erst durch einen Hinweis von jemanden der das Buch in Original gelesen hatte, bekam es einen Sinn für mich.

Raum ist sehr beklemmend. Es würgt einem fast die Luft ab. Ich wüsste nicht, ob ich all die Jahre so durchgehalten hätte. Allerdings kann einem ein Kind "Flügel" verleihen und die Kraft geben, so manches durchzustehen. Und "Ma" (ihren Namen erfährt man nicht - ein sehr interessantes Stilmittel von Donoghue) musste einiges mitmachen. Je mehr man von ihrem Aufenthalt erfährt, desto mehr Respekt bekam ich von ihr.

Jack hatte eine wunderbare, aufmerksame und sehr phantasievolle Mutter in ihr gehabt. Was sie sich alles ausgedacht hatte, um Jack so vieles beizubringen, war für mich wahnsinnig toll. Was braucht es für ein Kind mehr.
Mir schnürte es den Atem zu, als mir bewusst wurde, wie knapp das Essen dort war. Interessanterweise wurde es mir so richtig im zweiten Teil klar, als Jack erzählte, dass Ma ihm nicht mehr die Cornflakes abzählte und er so viel davon essen konnte wie er wollte. Noch nicht einmal genügend zum Essen hatten die beiden. Es macht mich wütend, wenn ich daran denke.

In Rezensionen wurde sehr oft verwundert bis kritisch auf das stillen der Ma von Jack eingegangen, dass ich mir -fast schon automatisch- auch meine Gedanken dazu machte. Für mich war es eine Metapher wie nah sich Ma und Jack sind. Stillen ist eine sehr intime und zärtliche Geste, zwischen Mutter und Kind, mal abgesehen das langzeitstillen jetzt nichts ungewöhnliches sein sollte. Sehr berührend war für mich die Art wie sich Jack vom stillen verabschiedet hatte. Ein Zeichen für mich, dass er wieder ein "Stückchen" größer und selbständiger geworden ist.

Und nun zum zweiten Teil des Buches. Wie unendlich schwer musste es für Jack gewesen sein, sich in dieser neuen Welt zurechzufinden. Praktisch fast alles war ihm ja fremd und unbekannt. Ich mag gar nicht daran denken, wie es sich für ihn anfühlte. Und jeder in seiner Umgebung, angefangen vom Klinikpersonal über seine Familie, ging unterschiedlich einfühlsam mit dieser Tatsache um, dass er sich ja erst mal zurechtfinden musste, in diesem neuen, unbekannten. Besonders gut hatte mir dabei Leo gefallen, der Stiefopa von Jack. Er ging am einfühlsamsten mit ihm um. Da waren ganz wunderbare Szenen beschrieben.

Da das Buch ja aus dem Blickwinkel von Jack geschrieben wurde, störte es mich wenig, dass ich recht wenig von Old Nick erfuhr. Das wenige reichte mir schon.

Und auch der Schluss fühlte sich für mich richtig an, es klang für mich sehr positiv.


Mein Fazit:
Ein Buch, das mich sehr berührte, mich immer noch beschäftigt. Über manches lässt sich noch nachdenken. Selbst wenn einem das Leben selbst ja so vertraut scheint, mal hin und wieder inne zu halten und es vom Blickwinkel eines "Jacks" zu sehen, seinen Blickwinkel zu ändern, dass tut gut.

Bild
Liebe Grüße
wolves


Benutzeravatar
wolves
Buchgenießerin
Buchgenießerin
 
Beiträge: 6413
Registriert: 07.11.2006, 14:51
Wohnort: Saarland

von Anzeige » 02.07.2012, 13:24

Anzeige
 

Re: Donoghue, Emma - Raum

Beitragvon Krümel » 02.07.2012, 14:38

In unserer Bücherei ist das Buch als Jugendbuch eingereiht, ist das nicht gewagt? So nach allem was man da liest :grübel1: Und wäre das Buch was für mich, denn wie gesagt, in der Bib ist es vorhanden.
BildLiebe Grüße,
Krümel



:lesen3: Klaus Mann - Mephisto
Gedankenwelten
Benutzeravatar
Krümel
Chefkrümel
Chefkrümel
 
Beiträge: 13522
Registriert: 18.04.2006, 23:00
Wohnort: Ostfriesland

Re: Donoghue, Emma - Raum

Beitragvon wolves » 02.07.2012, 17:50

Jugendbuch? Jetzt bin ich baff. Nein, da würde ich es nie und nimmer einsortieren. Ich wäre noch nicht einmal auf die Idee gekommen.

Ob es etwas für dich wäre? Oh je, dass kann ich nicht beurteilen. Leihe es doch einfach mal aus oder lese ein wenig rein, wenn du wieder dort bist.
Liebe Grüße
wolves


Benutzeravatar
wolves
Buchgenießerin
Buchgenießerin
 
Beiträge: 6413
Registriert: 07.11.2006, 14:51
Wohnort: Saarland



Ähnliche Beiträge


Zurück zu Belletristik/Unterhaltungsliteratur/Erzählung

Wer ist online?

0 Mitglieder

cron