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Findeis, Patrick - Kein schöner Land




Findeis, Patrick - Kein schöner Land

Beitragvon Krümel » 15.07.2009, 11:45

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Eine triste und graue Jugend. Eine Ausnahme oder doch sehr realistisch?

Im Klappentext, direkt im ersten Satz findet man die Beschreibung „ein idyllisches Dorf“, ich habe allerdings keine Sekunde diese Assoziation empfunden. Altbacken und heruntergekommen waren meine Empfindungen. Ein Dorf in dem die Alten mehr Probleme mit sich herumschleppen (morbide Häuser, veraltetes Denken und Sitten, Wandel in der Landwirtschaft, große Einkaufszentren, die den Einzelhandel in die Knie zwingen), so dass sie sich mit der neuen Generation überhaupt nicht mehr identifizieren können und sie ihnen völlig fremd wird …

Und die neue Generation?

Unverstanden steht sie da. Uwe ein aufgeweckter Junge lebt in einem dunklen Verlies ohne Fenster zur Sonnenseite, grau und muffig ist sein Zuhause, unten eine Pinte, die kaum noch läuft, und die seine Mutter betreibt. Sein Vater hat Schichtdienst/Nachtdienst, und dann tanzt die Mutter mit dem Bauern Späth zu den aktuellen Schlagern. Seine Bezugsperson ist seine Großmutter, doch diese stirbt ohne dass Uwe ihr noch irgendwie helfen kann. Nur noch Olaf, den er gerne als Bruder haben würde, ist noch für ihn da.
Olaf steckt den Betrieb seines Vaters an, der brennt lichterloh, damit er diesen nicht übernehmen muss und endlich fliehen kann. Diese Flucht nimmt auch Uwe nach der Lehre wahr, auf die Walz geht er als Zimmermann. Doch er kommt zurück.
Alexander ist schwul, Olaf war in der Fremdenlegion, Uwe ist ein Drogensüchtiger und Jürgen …

Alt und Jung haben in diesem Buch überhaupt keine Schnittpunkte mehr, sie leben wie in Parallelwelten von einander getrennt.
Sprachlich wird diese Trennung durch die distanzierte Erzählform noch verstärkt, so dass der Leser in eine Problematik heruntergezogen wird, woraus er sich nicht entziehen kann. Trist und grau! Realistisch sicherlich in Einzelfällen, aber vor lauter Hoffnungslosigkeit und Kälte konnte mich der Roman nicht erreichen.

Patrick Findeis wurde 1975 geboren und lebt in Berlin. Er studierte Komparatistik, Psychologie und Kommunikationsforschung, und ist Absolvent des Deutschen Literaturinstituts Leipzig. Für seinen Debütroman „Kein schöner Land“ erhielt er den 3sat Literaturpreis in Klagenfurt 2008.

Bewertung: :stern: :stern: :stern:
BildLiebe Grüße,
Krümel



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