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Jonasson, Jonas - Der Hundertjährige, der aus dem Fenster ..




Jonasson, Jonas - Der Hundertjährige, der aus dem Fenster ..

Beitragvon Pippilotta » 09.11.2011, 14:10

JONAS JONASSON - Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand

„Es ist wie es ist, und es kommt wie es kommt“ – dieser Leitspruch begleitet den mittlerweile 100-jährige Allan Emanuel Karlsson sein Leben lang, ein Leben das turbulenter nicht sein kann.
Trotz seines fortgeschrittenen Alters ist Allan körperlich und geistig überaus agil, und um den angekündigten Feierlichkeiten zu seinem 100. Geburtstag, zu denen sich sogar der Bürgermeister angekündigt hatte, zu entkommen, springt er kurzerhand aus dem Fenster des Seniorenheimes und verschwindet Richtung Bahnhof. Dort wird ihm von einem etwas zwielichtigen Kerl dessen Koffer zum Aufpassen während des WC-Besuches überlassen, da aber Allans Bus ging und er denn Koffer nicht unbeaufsichtigt lassen konnte und auch ein bisschen deshalb, weil er sich im Koffer nützliche Utensilien wie Kleidung oder Schuhe erhoffte, nimmt er den Koffer mit, ohne zu ahnen, dass sich darin jede Menge Geld aus einem illegalen Drogendeal befindet. Sein Reiseziel wählte er willkürlich, dort trifft er zufällig auf Julius, einen liebenswerten Kleinkriminellen, der sich mit Gaunereien, Diebstählen und Betrügereien aller Art über Wasser hält. Für beide beginnt eine turbulente Flucht, die seinesgleichen sucht, einerseits vor der Drogendealer-Bande, die den Koffer zurückhaben will, andererseits vor der örtlichen Polizei und den Medien, da das Verschwinden des Hundertjährigen natürlich nicht unentdeckt blieb und großes Echo auslöste. Abwechselnd mit der Schilderung dieses urkomischen Roadtrips, der von neuen Freunden bereichert, von zwei Leichen gepflastert und jeder Menge Alkohol gezeichnet ist, wird aus dem nicht weniger turbulenten Leben des Allan Karlsson erzählt, den so schnell nichts mehr überraschen kann. Ohne selber allzuviel beizutragen, hatte er bei unzähligen historischen Ereignissen des 20. Jahrhunderts seine Finger im Spiel. Schicksal, Zufall und meist eine Verkettung von mehr oder weniger glücklichen Umständen lassen ihn auf den historischen Schauplätzen des 20. Jahrhunderts agieren. Selber zutiefst unpolitisch, war er auf Du und Du mit den Großen der Weltpolitik. Er rettete z.B. Franco das Leben, trank mit Truman und Stalin um die Wette, hatte bei der Erfindung der Atombombe die zündende Idee, spielte im Kalten Krieg eine entscheidende Rolle und mischte die Politik in Asien ordentlich auf.

Wenn auch die Idee nicht neu ist – wurde sie doch durch die Figur des Forrest Gump m.E. unübertrefflich abgehandelt – so bescherte mir Jonas Jonasson einen Lesegenuss der besonderen Art. Mit ungeheurer Phantasie und Kreativität, Situationskomik und Wortwitz wird hier eine absurde Lügengeschichte dermaßen ernsthaft und selbstverständlich erzählt, wie ich es bisher nur bei John Irving gelesen habe. Ohne Rücksicht auf historische Tatsachen und oft fast schon an der Grenze zur Geschmacklosigkeit werden Realität und Fiktion vermischt, werden historischen Personen besondere Eigenschaften und/oder Familienmitglieder angedichtet, werden Staaten verunglimpft und politische Systeme irrwitzig dokumentiert.

Stilistisch ist das Buch einfach gehalten, stellt keine allzu hohen Ansprüche und liest sich dementsprechend enorm flott. Wer unter diesen Voraussetzungen sich ein paar Stunden gut unterhalten lassen will, zudem Fan von John Irving und/oder Arto Paasilinna ist, dem sei dieses Buch sehr ans Herz gelegt!

Jonas Jonasson (Klappentext):
geb. 1962 im schwedischen Växsjö, arbeitete nach seinem Studium in Göteborg als Journalist. Später gründete er eine Medien-Consulting-Firma. Doch nach 20 Jahren in der Medienwelt verkaufte er alles und zog in den Schweizer Kanton Tessin, wo er sich seither dem Schreiben widmet. Zurzeit arbeitet Jonasson an seinem zweiten Roman.

:stern: :stern: :stern: :stern: ( :stern: )

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Re: Jonasson, Jonas - Der Hundertjährige, der aus dem Fenste

Beitragvon wolves » 10.11.2011, 08:42

Und schawupp ist es auf meiner Wunschliste gelandet. Ich muss allein schon bei der Vorstellung schmunzeln, wie ein 100jähriger mal gerade eben durchs Fenster springt :lol:
Liebe Grüße
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Re: Jonasson, Jonas - Der Hundertjährige, der aus dem Fenste

Beitragvon Susannah » 25.12.2011, 22:21

Pippilotta hat geschrieben: Wer unter diesen Voraussetzungen sich ein paar Stunden gut unterhalten lassen will, zudem Fan von John Irving und/oder Arto Paasilinna ist, dem sei dieses Buch sehr ans Herz gelegt!

Ich glaube, das ist das erste Buch, das ich auf meinen nagelneuen Kindle laden werde. :clap:
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Re: Jonasson, Jonas - Der Hundertjährige, der aus dem Fenste

Beitragvon Pippilotta » 26.12.2011, 08:50

Aus meiner Sicht der Dinge eine gute Wahl für die Einweihung, ich hoffe, Du hast auch so viel Vergnügen an dem Buch!
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Re: Jonasson, Jonas - Der Hundertjährige, der aus dem Fenste

Beitragvon Krümel » 26.12.2011, 11:29

Susannah hat geschrieben:Ich glaube, das ist das erste Buch, das ich auf meinen nagelneuen Kindle laden werde. :clap:


Du hast auch so ein Teil bekommen, geil nicht :thumleft:
BildLiebe Grüße,
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Re: Jonasson, Jonas - Der Hundertjährige, der aus dem Fenste

Beitragvon Karthause » 27.12.2011, 14:00

Den Hundertjährigen habe ich inzwischen auch gelesen. Prinzipiell kann ich mich Pippis Beurteilung anschließen. Allerdings empfand ich gegen Ende einige Längen. Aber es war witzig zu lesen und bot gute Unterhaltung. Ähnlichkeiten zu John Irvings Büchern waren auch für mich erkennbar. Es gab zwar keine Bären, dafür einen Elefanten. Von mir bekommt das Buch :stern: :stern: :stern: :stern:
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Re: Jonasson, Jonas - Der Hundertjährige, der aus dem Fenste

Beitragvon Susannah » 27.12.2011, 19:52

Krümel hat geschrieben:Du hast auch so ein Teil bekommen, geil nicht :thumleft:

Ja total! Ich liebe ihn jetzt schon, meinen Kindle. :thumright:

Den "100jährigen" habe ich heute schon begonnen. Ich bin zwar noch nicht weit, aber bis jetzt kann ich sagen: Wirklich ein amüsantes Buch und sehr flüssig zu lesen.
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Re: Jonasson, Jonas - Der Hundertjährige, der aus dem Fenste

Beitragvon Susannah » 04.01.2012, 16:20

Ich bin durch:

Ein wundervolles Buch, das auf jeden Fall hält, was die vielen positiven Rezensionen versprechen. Es passiert so unglaublich viel, man lernt ganz viele Leute kennen (und einen Elefanten und einen Hund) und alle sind auf ihre Art liebenswert. Köstlich finde ich z. B., dass sich alle - die eigentlich Feinde sein müssten - ganz blendend verstehen.

Es ist sehr gut und flüssig zu lesen und eventuelle Längen zwischendurch verzeiht man dem Autor gerne.

Diese vielen unglaublichen Dinge, die Allan im Laufe seines Lebens passieren, erinnern irgendwie an Forrest Gump. Auf einen Vergleich mit John Irving wäre ich zwar nicht gekommen, aber so ganz ist die Ähnlichkeit nicht von der Hand zu weisen. Skurril genug ist die Geschichte allemal.
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Re: Jonasson, Jonas - Der Hundertjährige, der aus dem Fenste

Beitragvon Casoubon » 02.07.2012, 22:08

Ich konnte im Urlaub dieses Buch beenden und kann mich im Grunde meinen Vorrednern nur anschließen - wobei es mir an manchen Stellen zuviel war, was dem guten Allan passiert ist - ein, zwei Treffen weniger und das Buch wäre nicht weniger liebenswert geworden.

Eine leichte Lektüre, die von mir :stern: :stern: :stern: :stern: / :stern: bekommt.

LG
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