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Murakami, Haruki - Kafka am Strand




Murakami, Haruki - Kafka am Strand

Beitragvon Monika » 15.09.2010, 18:44

Der junge Tamura lebt bei seinem kalten, lieblosen Vater in Tokio, Mutter und Schwester haben die Familie schon vor vielen Jahren verlassen. Um einer düsteren Prophezeiung seines Vaters zu entgehen, flieht er an seinem fünfzehnten Geburtstag aus seiner Heimatstadt und findet schließlich weit weg auf der Insel Shikoku Unterschlupf in der Komura-Gedächtnisbibliothek. Dort freundet er sich mit dem transsexuellen Oshima an und verliebt sich in die fünfzigjährige, geheimnisvolle Bibliotheksleiterin Frau Saeki, in deren Zimmer er das Bild „Kafka am Strand“ entdeckt.
Parallel dazu wird die Geschichte des alten Nakata erzählt, der seit einem rätselhaften Vorfall während eines Schulausflugs in seiner Kindheit geistig behindert ist. Als er eines Tages in einen Mordfall verwickelt wird, verlässt er Tokio. Unterwegs trifft er den schlichten Fernfahrer Honisho, und sie setzen ihren Weg gemeinsam fort. Er führt sie ebenfalls zur Komura-Bibliothek, die als eine Art Schwingtür zwischen den verschiedenen Ebenen fungiert, zwischen Kafkas und Nakatas Schicksal, Realität und Phantasie, Vergangenheit und Gegenwart, Leben und Tod.

Auf seiner Abenteuerfahrt legt sich Tamura den Namen Kafka - "Krähe" - zu, denn in seiner Einbildung wird er von einer weisen Krähe begleitet. Natürlich kennt er auch die Werke des tschechischen Dichters, doch mit Kafka hat die zwischen Realität und Phantasie angesiedelte, esoterisch angehauchte und bemüht verrätselte Geschichte nicht das Geringste zu tun, sondern erinnert eher an pseudotiefgründige Sinnsuche à la Paulo Coelho. Es geht um Vorbestimmung, Selbstfindung und Erlösung. Wenn man einmal der Vorsehung in die Hände gefallen ist, gibt es kein Vertun mehr. Kafkas und Nakatas Reise zu einem unbekannten, aber sie magisch anziehenden Ziel geht stracks voran, Irrtümer oder Sackgassen ausgeschlossen. Das fand ich trotz der vielen Überraschungen, mit denen die Geschichte aufwartet, dann doch überraschend langweilig.

Dabei gibt es wirklich allerhand zu bestaunen: Fische regnen vom Himmel, Werbefiguren werden lebendig, einer sieht Geister, der andere kann mit Katzen sprechen, auf einem Schulausflug fallen alle Kinder in Ohnmacht und die Lehrerin bekommt ihre Periode. Dazu werden reichlich Bildungshäppchen feilgeboten. Ein bisschen Mozart, ein bisschen Haydn, etwas mehr D-Dur-Sonate von Schubert und Erzherzog-Trio von Beethoven, die Philosophen Hegel und Bergson werden zitiert und der gute alte Ödipus-Mythos mal wieder auf ziemlich kitschige Weise bemüht. Natürlich kommt auch das Thema Sex nicht zu kurz. Mal ist er mehr von der schicksalhaften Sorte, mal einfach nur ordinäres „Ficki-Ficki“, eine Philosophiestudentin arbeitet als Liebesmaschine, und wir werden regelmäßig informiert, wenn sich Kafkas Vorhaut wieder schält. Das ist schön zu wissen, aber diese aus allen möglichen literarischen Sparten zusammenmontierten Versatzstücke kommen mir vor wie reines Brimborium, Effekthascherei, die nicht vorhandene Fülle und Komplexität vortäuschen soll. Die meisten mysteriösen Vorkommnisse werden auch am Schluss nicht aufgelöst, sie bleiben Rätsel um des Rätsels willen.

Mit den handelnden Personen - allesamt sympathische Leute, die in freundschaftlicher Harmonie zueinander finden - kann ich auch wenig anfangen. Kafka wirkt mit seiner einsichtigen, beherrschten Art viel zu abgeklärt für einen Fünfzehnjährigen, der androgyne Oshima langweilt mit seinen kulturellen Belehrungen und Nakata entspricht dem Stereotyp des in seiner schlichten Einfalt doch so weisen alten Mannes. Frau Saeki ist eine völlig blasse, blutleere Erscheinung. Sie schweigt rätselhaft, lächelt rätselhaft und schaut rätselhaft in die Ferne. Die Handlung wird zunehmend mystischer und phantastischer, zum Teil auch auf alberne Weise grotesk. Das Ende ist dann aber amüsierend nüchtern. Ein unbedarfter LKW-Fahrer hat seine Liebe zur klassischen Musik entdeckt und Kafka drückt wieder brav die Schulbank. Das nennt man wohl einen bürgerlichen Bildungs- und Entwicklungsroman.

Mich stört auch gewaltig, dass "Kafka am Strand" wieder eines dieser heutzutage so häufigen Bücher ist, in denen die Personen unablässig siebengescheit daherreden. Man bekommt Blümchenweisheiten bei Coelho zu lesen, Bedeutungsschwangeres bei Mercier, bei Zafón geben sogar Kinder Merksätze zum Mitschreiben von sich und auch Murakami spart nicht mit Kalendersprüchen. Nichts gegen kluge Gedanken, aber die müssen sich aus dem Text heraus entwickeln, nicht als Sprechblasen eingebaut werden, zumal es sich meistens um Plattitüden handelt. „Das Leben ist eine Achterbahn, mal geht es rauf, dann wieder runter“, auf solche Perlen der Weisheit kann ich getrost verzichten. :stern: :stern:

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Re: Murakami, Haruki - Kafka am Strand

Beitragvon Krümel » 15.09.2010, 19:27

Hm :grübel1: und wie viele Sterne wären das :grins:

(Ich habe mir gerade erst das Buch gekauft, hättest du nicht vorher lesen können :tz: )
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Re: Murakami, Haruki - Kafka am Strand

Beitragvon Monika » 15.09.2010, 19:35

Keine Panik, Krümel! Das Buch gefällt anscheinend nur mir nicht. :evil: Bei Amazon und in den Foren gibt es überwiegend nur positive Stimmen, auch das Feuilleton war größtenteils angetan (obwohl das nichts heißen will).
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Re: Murakami, Haruki - Kafka am Strand

Beitragvon Susannah » 15.09.2010, 21:01

Monika hat geschrieben:Keine Panik, Krümel! Das Buch gefällt anscheinend nur mir nicht. :evil: Bei Amazon und in den Foren gibt es überwiegend nur positive Stimmen, auch das Feuilleton war größtenteils angetan (obwohl das nichts heißen will).

Das sagt gar nichts! Wenn ich etwas hasse, dann sind das Pseudoweisheiten, wie du sie in deiner Rezi beschrieben hast. Nach "Veronika beschließt zu sterben" habe ich mir geschworen, nie wieder einen Coelho anzurühren. Diese tiefsinnigen Lebensweisheiten bekomme ich fast täglich als Powerpoint-Mailanlagen geschickt und kann da schon nichts damit anfangen. Ganz, ganz schlimm! Und wie hochgelobt er doch wird. Alle lieben ihn. Er bekommt fast durchwegs gute Kritiken. Fast niemand kann es verstehen, wenn man sagt, man möge ihn nicht.

Ich trenne mich ganz selten von Büchern, auch von denen, die mir nicht so gefallen haben, aber "Veronika" habe ich verschenkt, kaum, dass ich damit fertig war.

Ich weiß also ganz genau, welches Buch ich nicht lesen werde. Und dass man bei dem Titel unwillkürlich an Franz Kafka denkt, ist eigentlich Blasphemie! :evil:
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Re: Murakami, Haruki - Kafka am Strand

Beitragvon Krümel » 16.09.2010, 09:41

Nun ja, ich habe das schon im Netz gelesen, dass Murakami mehr europäisch einzuordnen wäre als dann eben japanisch, dass er gut dem Mainstream-way folgt (also genau die gleiche Richtung wie Coelho um gut Geld zu verdienen) als eben einer literarischen Bestimmung ... Ich werde mir echt ein eigenes Urteil bilden müssen :engel:
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Re: Murakami, Haruki - Kafka am Strand

Beitragvon Pippilotta » 16.09.2010, 11:00

Ich habe schon einige Murakamis gelesen und war von seiner Schreibe sehr angetan! Von "Kafka am Strand" erwarte ich mir eigentlich sehr viel .... seine Bücher sind sehr eigenwillig, rätselhaft, aber einen "esoterischen Fingerzeig" konnte ich bislang noch nicht feststellen.
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Re: Murakami, Haruki - Kafka am Strand

Beitragvon wolves » 17.09.2010, 11:00

Ich kann mich auch nur noch überraschen lassen, das Buch steht noch ungelesen in meinem Regal. Mal sehen wie es mir gefallen wird.
Liebe Grüße
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Re: Murakami, Haruki - Kafka am Strand

Beitragvon Katia » 17.09.2010, 20:03

Ich mag Murakami ja sehr gerne, und das obwohl die Herrn Mercier und Zafon mir eher auf die Nerven fielen (ein Buch jeweils reicht). Coelho habe ich schon vor Jahren beschlossen, dass ich ihn nicht mag und daher nie lesen werden :engel: Bleibt mir mit allem vom Laib, was auch nur entfernt nach Esoterik riecht!
Wie gesagt: Murakami (und Banana Yoshimoto) mag ich trotzdem, trotz seiner Selbstfindungs-Seelenwelten, die er gerade in "Kafka am Strand" manchmal beschreibt. Als "europäisch" (@Krümel), würde ich ihn nicht bezeichnen, wenn schon amerikanisch, da hat er (glaube ich) auch mal ein paar (?) Jahre gelebt. An der Oberfläche wirken seine Roman tatsächlich nicht so japanisch-fremd, wie man das von Oe oder anderen (älteren) japanischen Autoren kennt. Wahrscheinlich werden die japanischeren Autoren aber auch einfach wenig ins Deutsche übersetzt.
Dass ich "Kafka am Strand" gelesen habe, ist zu lange her, als dass ich mich außer mit so allgemeinen Anmerkungen äußern könnte. Ich kann nachvollziehen, was Monika geschrieben hat, habe es damals beim Lesen aber nicht negativ empfunden.

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Re: Murakami, Haruki - Kafka am Strand

Beitragvon Krümel » 18.09.2010, 13:06

Katia hat geschrieben: Als "europäisch" (@Krümel), würde ich ihn nicht bezeichnen, wenn schon amerikanisch, da hat er (glaube ich) auch mal ein paar (?) Jahre gelebt.


Überall hat er schon gelebt :wink:

Amazon hat geschrieben:Haruki Murakami, geboren 1949 in Kyoto, die Eltern sind Lehrer für japanische Literatur. Studium der Theaterwissenschaften und des Drehbuchschreibens in Tokyo, aufkeimendes Interesse an amerikanischer Literatur und Musik. 1974 Gründung des Jazzclubs "Peter Cat", den er bis 1982 betreibt. 1978 erste erfolgreiche Buchveröffentlichung. In den 80er Jahren dauerhaft in Europa ansässig (u. a. in Frankreich, Italien und Griechenland), geht er 1991 in die USA, ehe er 1995 nach Japan zurückkehrt. 2006 erhielt Haruki Murakami den Franz-Kafka-Literaturpreis. 2009 wurde ihm der Jerusalem Prize für sein literarisches Werk verliehen.Ursula Gräfe, geb. 1956, hat in Frankfurt a. M. Japanologie und Anglistik studiert. Aus dem Japanischen übersetzte sie u. a. den Nobelpreisträger Kenzaburo Oe, Kiharu Nakamura, Hikaru Okuizumi und Haruki Murakami.
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Re: Murakami, Haruki - Kafka am Strand

Beitragvon Katia » 18.09.2010, 14:17

*grins* ist schon eine Weile her, dass ich die Biographie gelesen habe *grins*
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Re: Murakami, Haruki - Kafka am Strand

Beitragvon Monika » 18.10.2010, 18:11

Pippilotta hat geschrieben:Ich habe schon einige Murakamis gelesen und war von seiner Schreibe sehr angetan! Von "Kafka am Strand" erwarte ich mir eigentlich sehr viel .... seine Bücher sind sehr eigenwillig, rätselhaft, aber einen "esoterischen Fingerzeig" konnte ich bislang noch nicht feststellen.


Ich wollte hier schon lange antworten und tue das jetzt schnell noch, bevor Krümel ihrer Begeisterung für den Roman die Zügel schießen lässt. :roll:

Ich hatte mir „Kafka am Strand“ gekauft, weil mir die melancholische, rätselhafte Atmosphäre in Murakamis Roman „Naokos Lächeln“ gut gefallen hat. Aber Fantasy, Esoterik und Weisheitssprüche sind einfach nicht mein Ding, vor allem nicht in so geballter Form wie hier. Für mich sind die besten Autoren diejenigen, die die Rätselhaftigkeit und Abgründigkeit des Lebens in ihrer Sprache und in ihrem Stil aufscheinen lassen können, ohne einen derartigen Budenzauber zu veranstalten wie Murakami. Er verrätselt das Leben sozusagen von außen nach innen, indem er unerklärliche Begebenheiten, Phantasiegestalten und Parallelwelten erfindet, aber auf mich wirkt das nicht im Mindesten geheimnisvoll. Dass die meisten der rätselhaften Vorgänge am Ende des Romans nicht aufgeklärt werden, interessiert mich nicht nur nicht, ich glaube auch, dass Murakami sie selber nicht aufklären könnte, weil sie von vorneherein nur dazu bestimmt waren, Rätsel zu sein. Ich habe dann noch „Sputnik Sweethart“ gelesen, aber der Roman wirkt wie ein Abklatsch der anderen Romane, ohne irgendwelche neue Themen oder Motive zu bringen.

Murakamis neuer Roman scheint auch wieder in Richtung Parallelwelt zu gehen. Die Rezensionen dazu sind auch nicht hilfreich. Die eine sagt, dass, wer von „Kafka am Strand“ enttäuscht gewesen sei, diesen Roman lieben würde, die andere meint, wer von „Kafka“ begeistert gewesen sei, würde auch von diesem Roman begeistert sein. Die Buchkritik einer Radiojournalistin endet mit den Worten, für vernünftige Leute sei der Roman nichts, für alle anderen eine großartige Lektüre. Das ist so eine Aussage in der Art „wer noch Magie in sich spürt“. Genauso gut könnte man sagen, dass Leute, die auf Fantasy und Esoterik „abfahren“ nicht in der Lage seien, das Wunderbare und Geheimnisvolle in den Erscheinungen des realen Lebens zu sehen.

Ich habe gelesen, dass Murakamis frühere Romane stärker sein sollen als die späteren, vor allem „Hard-boiled Wonderland“. Extra kaufen will ich mir das Buch nicht, aber wenn ich demnächst nach Deutschland fahre, werde ich mal bei meiner Schwester anfragen, ob sie es hat. Wenn mir das auch nicht gefällt, werde ich Murakami als Autor für mich abhaken.
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Re: Murakami, Haruki - Kafka am Strand

Beitragvon Krümel » 18.10.2010, 18:44

Monika hat geschrieben:Für mich sind die besten Autoren diejenigen, die die Rätselhaftigkeit und Abgründigkeit des Lebens in ihrer Sprache und in ihrem Stil aufscheinen lassen können, ohne einen derartigen Budenzauber zu veranstalten wie Murakami. Er verrätselt das Leben sozusagen von außen nach innen, indem er unerklärliche Begebenheiten, Phantasiegestalten und Parallelwelten erfindet, aber auf mich wirkt das nicht im Mindesten geheimnisvoll.


Ich denke, dass, obwohl ich das vorher, bevor ich Murakami gelesen hatte, noch angeprangert hatte, weil es so in Rezensionen geschrieben war, dieser Stil und der "Budenzauber" :mrgreen: ziemlich dem Denken seiner Kultur entspricht. Die Rätselhaftigkeit von innen und außen wird in Asien ganz anders gehalten und gedeutet als hier. Und ganz Vieles im Buch, die Rätsel, die du ansprichst, sind im Grunde bloße Metaphern und Symbolik. Ich lese Murakami eher wie die Bibel, bildlhaft, im übertragenen Sinne. :wink:
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Re: Murakami, Haruki - Kafka am Strand

Beitragvon Monika » 18.10.2010, 19:14

Krümel hat geschrieben: Die Rätselhaftigkeit von innen und außen wird in Asien ganz anders gehalten und gedeutet als hier. Und ganz Vieles im Buch, die Rätsel, die du ansprichst, sind im Grunde bloße Metaphern und Symbolik. Ich lese Murakami eher wie die Bibel, bildlhaft, im übertragenen Sinne. :wink:


Das mag sein, aber er vermischt die asiatische Kultur dermaßen mit europäischen Bildungsgut, dass zumindest ich sie nicht mehr so recht herausspüren kann. Und was die Metaphern und die Symbolik angeht: Fische, die vom Himmel regnen, eine Schulklasse, die geschlossen in Ohnmacht fällt, Johnnie Walker, der aus seinem Plakat steigt, wofür steht das denn gleich?
:grübel: :mrgreen: :wink1:
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Re: Murakami, Haruki - Kafka am Strand

Beitragvon Krümel » 18.10.2010, 20:21

Monika hat geschrieben:Fische, die vom Himmel regnen, eine Schulklasse, die geschlossen in Ohnmacht fällt, Johnnie Walker, der aus seinem Plakat steigt, wofür steht das denn gleich? :grübel: :mrgreen: :wink1:


Ich bin ja noch nicht ganz durch, aber das sind alles Dinge die Nakata betreffen, und er ist das Tor/Schlüssel zur anderen Welt, und da muss ein wenig "Budenzauber" mitwirken :mrgreen: Obwohl, was ist Jonnie Walker, Schnaps, Alkohol --> eine veränderte Bewusstseinsebene und das ist eben Nakata, er ja sowieso total dumm ist. Die Schulklasse kam dem Eingang zu nahe, die Soldaten hatten ihn gefunden :wink:
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Re: Murakami, Haruki - Kafka am Strand

Beitragvon Monika » 18.10.2010, 20:27

Ich ziehe den Hut vor Dir, Krümel. Das mit dem Eingang und den Soldaten habe ich gar nicht mitgekriegt, aber ich habe das Buch gegen Schluss hin auch immer oberflächlicher gelesen, weil ich es nur noch zu Ende bringen wollte. Du beschäftigst Dich, glaube ich, ohnehin sehr gerne mit Zeichen und Symbolen in einem Text, oder?
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