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Orwell, Georg: "1984"




Orwell, Georg: "1984"

Beitragvon leseratte4 » 27.02.2007, 11:56

Georg Orwell`s "1984" - zumindest den Namen kennt eigentlich jeder. Er ist soetwas wie ein feststehender Begriff für eine Zukunft (oder vielleicht sogar Gegenwart?) geworden, vor der man unwillkürlich zurückschreckt. Gleichzeitig stimmt sie uns aber auch äußerst nachdenklich.
Der Name "1984" beruht auf einem Zahlenspiel-der Roman wurde 1948 geschrieben. Er hat aber nichts von seiner teilweise erschreckenden Aktualität eingebüßt.

Die "Totale Macht" einer Partei, des "Großen Bruder`s" - das ist das Leben von Winston und aller übrigen Bewohner Ozeaniens. Totale Macht bedeutet im wahrsten Sinne des Wortes totale Kontrolle des Tagesablaufes und selbst Menschen wie Winston, die nach Wahrheit oder Individualität streben glauben, daß jede Auflehnung umsonst ist. Denn: "...früher oder später kriegen sie einen doch...".

Aber der Roman gibt auch Hoffnug. Winston selbst formuliert es am Ende sehr treffend. So ein System kann von Natur aus nicht funktionieren. Es würde zusammenbrechen. Aber ein fader Nachgeschmack bleibt.

Viele Grüße
Leseratte

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Beitragvon Pippilotta » 27.02.2007, 12:47

Ich habe das Buch vor langer, langer Zeit gelesen (1984 oder ein bisschen später). Ich kann mir gar nicht mehr so recht erinnern, weiß aber nur, dass die apokalyptischen Voraussagen damals noch nicht eingetroffen waren.
Wäre echt wieder einmal interessant und wäre vielleicht auch ein Vorschlag für eine KLR!
Herzliche Grüße
Pippilotta


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Beitragvon Voltaire » 27.02.2007, 13:00

Ein visionäres Buch, dass noch bedrückender zu lesen ist, wenn man sich nicht unbedingt an der Jahreszahl "1984" orientiert. Viele Visionen sind eingetreten. Wir sind doch heute schon "gläserne Menschen". Egal ob über Internetbestellungen oder über Rabattcards (Payback etc.), es existieren über jeden von uns Profile, Profile die genaue Auskunft über unsere Lebensgewohnheiten geben.

Orwell hat vieles vorhergesehen, was dann auch eingetreten ist, wenn auch in veränderter Form - in der Grundstruktur aber, da hat er Recht behalten.
Voltaire
 

Beitragvon Karthause » 27.02.2007, 13:01

@Pippi

Eine Leserunde zu diesem Buch würde mich auch interessieren, gern auch als KLR. Ich habe es vor etlichen Jahren mal ganz auf die Schnelle gemeinsam mit meinem Sohn, bei ihm war es Schullektüre, gelesen. Jetzt würde ich mich ihm gern noch einmal ganz in Ruhe widmen. :dafür:
Viele Grüße
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Beitragvon Katia » 27.02.2007, 13:18

Ich hab' das Buch zweimal gelesen, das zweite Mal, weil ich mich gar nicht mehr erinnern konnte, was genau passiert. Natürlich sind Orwells Visionen sehr interessant zu lesen und regen zum Nachdenken an. Allerdings muss ich sagen, dass ich das Buch trotzdem nicht mochte: einerseits ist mir das alles ein bisschen zu dick aufgetragen, gerade im letzten Teil und andererseits fand ich es sprachlich (die deutsche Übersetzung) nicht besonders ansprechend. Ich mochte "Fahrenheit 451" und "Schöne, Neue Welt" lieber, aber auch die Dystopien von Margaret Atwood (Handmaids Tale und Oryx und Crake).

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Beitragvon Susannah » 27.02.2007, 21:35

Voltaire hat geschrieben:Ein visionäres Buch, dass noch bedrückender zu lesen ist, wenn man sich nicht unbedingt an der Jahreszahl "1984" orientiert. Viele Visionen sind eingetreten. Wir sind doch heute schon "gläserne Menschen". Egal ob über Internetbestellungen oder über Rabattcards (Payback etc.), es existieren über jeden von uns Profile, Profile die genaue Auskunft über unsere Lebensgewohnheiten geben.

Orwell hat vieles vorhergesehen, was dann auch eingetreten ist, wenn auch in veränderter Form - in der Grundstruktur aber, da hat er Recht behalten.

Ich finde auch, dass das Buch aus genau diesem Grund seine Faszination und seinen Schrecken verloren hat. Als ich damals begonnen habe, es zu lesen, war ich voller Erwartungen, weil ich natürlich schon sehr viel darüber gehört hatte, was dann blieb, war eigentlich in erster Linie Enttäuschung. Die Geschichte hat mich überhaupt nicht angesprochen.
Nichts ist schöner und nichts erfordert mehr Charakter als sich in offenem Gegensatz zu seiner Zeit zu befinden und laut zu sagen: Nein!
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Beitragvon Nerolaan » 19.09.2009, 13:19

Winston Smith lebt im Jahr 1984 in London, einer Stadt, die vom Großen Bruder regiert wird.
Winston lebt so unter ständiger Bewachung, Versorgungsnot und Mangel persönlicher Beziehungen. Er ist zwar von Anfang an dem Regime kritisch gegenüber, doch als er Julia kennen lernt, stellt er sich – wenn auch im Verborgenen – eindeutig gegen das System: er geht eine Beziehung zu ihr ein und ist auf der Suche nach der geheimnisvollen Bruderschaft.


Mit dem 1949 erschienenen Roman 1984 habe ich nun die letzte der drei „großen Dystopien der Weltliteratur“ gelesen und muss sagen, dass diese mit Abstand die Beste ist.

Der Plot ist relativ schnell erzählt und lässt sich in den folgenden Phrasen zusammenfassen: Mann, mittleren Alters, lebt in einem Überwachungsstaat und lehnt sich gegen diesen auf, um letzten Endes durch ihn zu sterben.

So, oder zumindestens so ähnlich lassen sich auf „Fahrenheit 451“ und „Schöne neue Welt“ lesen.

Was Orwell´s Dystopie aber so besonders macht ist der Effekt: liest man dieses Buch kann man das Bedrückende, die Kälte, die Beklemmung und die Angst, die dieser Überwachungsstaat schafft, selbst spüren. Man bekommt einen Eindruck wie das Leben in einem solchen aussehen könnte.

Doch was dieses Buch zusätzlich so brisant – aber vor allem aktuell – macht, ist, dass wir uns in Deutschland auf eine Art Bewachungsstaat zu zu bewegen scheinen. Man denke da nur, an die problemlose Überprüfung der Bürger im Rahmen der Terrorismusbekämpfung oder die Internetzensur, die angedacht war / ist.

1984 ist ein eindringlicher und aussagekräftiger Roman von dem ich fast sagen möchte: Ja, ein Buch, dass man gelesen haben sollte!

:stern: :stern: :stern: :stern: :stern:
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Beitragvon wolves » 19.09.2009, 15:13

Ich glaube ich sollte das Buch mal wieder lesen. Danke für deine Vorstellung, Nerolaan!
Ich erinnere mich noch, als ich mit ca. 17 Jahren das Buch gelesen habe und recht naiv gedacht hatte, dass eine derartig extreme Überwachung niemals passieren könnte. Und jetzt? :-|

Eine andere Frage, als ich mir diesen Thread durchgelesen habe, da stolperte ich bei Leseratte über folgendes Zitat
Aber der Roman gibt auch Hoffnug. Winston selbst formuliert es am Ende sehr treffend. So ein System kann von Natur aus nicht funktionieren. Es würde zusammenbrechen. Aber ein fader Nachgeschmack bleibt.

Ich kann mich einfach nicht mehr erinnern, gab es da am Ende tatsächlich ein Stück "Hoffnung"?
Liebe Grüße
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Beitragvon Karthause » 19.09.2009, 15:35

Das ist wirklich ein Buch, das man mehrmals lesen kann. Ich hätte ja auch wieder mal Lust drauf. :D
Viele Grüße
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Beitragvon Nerolaan » 19.09.2009, 16:03

wolves hat geschrieben:Ich kann mich einfach nicht mehr erinnern, gab es da am Ende tatsächlich ein Stück "Hoffnung"?


Mhm, wenn man diese Hoffnung darauf bezieht, dass Winston selbst nach der Gehirnwäsche noch nicht vollständig vom System überzeugt ist, dann ja, gibt es diese.
Allerdings, und ich glaube, ich verrate hier nicht zu viel, wird Winston am Ende von der Thoughtpolice (sorry, ich weiß nicht, wie die Dinge ins deutsche übersetzt wurden) erschossen und sein letzter Gedanke ist, dass er den Großen Bruder liebt - und an der Stelle könnte man durchaus bestreiten, dass es Hoffnung gibt, denn mit Winstons Ermordung tötet das System einen ihrer Gegner; siegt über ihn.
Zuletzt geändert von Nerolaan am 19.09.2009, 16:14, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon wolves » 19.09.2009, 16:08

@Karthause: Wie wäre es mit einer gemeinsamen Leserunde?

@Nerolaan: Danke für deine Antwort. Das bestätigt meine Erinnerung.
Liebe Grüße
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Beitragvon Karthause » 19.09.2009, 17:13

@wolves

Leserunde zu "1984" hört sich gut an. Allerdings könnte ich jetzt auf die Schnelle nicht. Im Oktober fahre ich noch mal in den Urlaub und über Silvester wahrscheinlich auch noch einmal.

edit: Wie sieht es im November bei dir aus?
Viele Grüße
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Beitragvon wolves » 20.09.2009, 11:46

Hallo Karthause,

oh je, keine Ahnung wie es bei mir im November ausschaut :oops: Ich würde vorschlagen, dass ich dir im November Bescheid gebe bzw. falls ich es vergessen sollte, sprich mich einfach noch mal an.
Liebe Grüße
wolves


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Beitragvon Karthause » 20.09.2009, 14:00

Wir werden schon einen Termin finden. Ich überlege, ob ich mir das Buch in englischer Sprache antue. Ich wollte ja schon lange mal wieder etwas im Original lesen. Allerdings wäre ich dann wohl recht langsam. :oops:
Viele Grüße
Karthause

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Beitragvon wolves » 22.09.2009, 08:11

Karthause hat geschrieben: Allerdings wäre ich dann wohl recht langsam. :oops:
Und hättest damit die passende Lesegeschwindigkeit für mich :mrgreen:
Wir werden bestimmt einen Termin zusammen finden. Vielleicht mag sich bis dahin ja noch der eine oder andere anschließen :D
Liebe Grüße
wolves


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