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Paasilinna, Arto - Der liebe Gott macht blau

21.03.2010, 08:34

Arto Paasilinna: Der liebe Gott macht blau
Bastei-Lübbe, November 2008
288 Seiten
ISBN: 978-3785716212

Der liebe Gott ist seiner Schöpfung überdrüssig, von den Menschen genervt und möchte sich für ein Jahr eine Auszeit nehmen, um Abstand zu gewinnen und wieder Kraft zu tanken. In einem komplizierten Auswahlverfahren wird der finnische Kranführer Pirjeri Ryynänen als seine Vertretung bestimmt, der mit tatkräftiger Unterstützung von Petrus und dem Erzengel Gabriel die Geschäfte übernehmen soll.

Pirjeri ist voller Tatendrang und setzt sich als vorrangiges Ziel die Wiederherstellung des Weltfriedens und die Beseitigung der Armut. Doch bevor er diese großen Taten setzen kann muss er sich mit allerlei Kleinkram beschäftigen: Löschen eines Buschbrandes in Australien, Reparatur des Fahrrades eines alten Chinesen, Heilen von diversen Wehwehchen, … die Liste der Gebete, die eintreffen, ist unendlich. Zudem sitzt sein Freund, der unbeholfene aber größenwahnsinnige Geschäftsmann Torsti Rahikainnen ständig in der Klemme und begleitet und beschäftigt Pirjeri während dessen Amtszeit als Gott.

Bei seinem Vorhaben, Missstände aufzudecken und zu bereinigen merkt er rasch, dass es selbst als Gott gar nicht so einfach ist, festgefahrene Praktiken und Institutionen zu verändern. Er mischt sich in die Belange Indiens ein und wird von den Hinduisten ordentlich zurechtgewiesen, er lernt Mose kennen der ihm erklärt, warum er sich als Hauptverantwortlicher des Nahost-Konfliktes fühlt, er prangert die Bürokratie und Haltung des Vatikans an und schafft es dabei kaum, zu einer Audienz des Papstes vorgelassen zu werden. Zudem hat er mit der steten Versuchung des Satans, der überall seine Finger im Spiel hat, zu kämpfen. Pijeri muss eingestehen, „dass Gutes seine Zeit braucht und dass der ständige Kampf gegen das Böse undankbar und ermüdend ist“ (Seite 279).

Mit tiefschwarzem Humor zeigt Paasilinna die menschlichen Schwächen und die Missstände auf Erden auf und verschont dabei auch sein eigenes finnisches Völkchen nicht. Dennoch lässt sich immer wieder seine Verbundenheit zu Finnland herauslesen, nicht zuletzt als Pijeri alles daran setzt, den Himmelsthron von Bulgarien nach Finnland zu verlegen. Paasilinnas Auseinandersetzung mit der Gottesherrschaft ist ebenso skurril wie erschreckend real, ohne jemals die Pietät, die der Thematik zusteht, zu verlieren, ohne jemals in Geschmacklosigkeit abzugleiten.

Für mich war es das erste Kennenlernen des finnischen Erfolgsautors und es macht jedenfalls Lust auf mehr!

:stern: :stern: :stern: :stern:

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21.03.2010, 08:34

Re: Paasilinna, Arto - Der liebe Gott macht blau

21.03.2010, 10:49

Danke für die tolle Rezi :thumleft:
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