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Shreve, Anita "Olympia"




Shreve, Anita "Olympia"

Beitragvon marilu » 28.04.2006, 20:17

Nachdem ich vor einiger Zeit begeistert "Ein einziger Kuss" gelesen habe, wollte ich noch mehr von der Autorin Anita Shreve lesen und entschied mich für ihren Roman "Olympia".

Er ist übrigens der zeitliche Vorgänger zu "Ein einziger Kuss", wenngleich einige Jahre zwischen den Handlungen liegen und die einzige Verbindung zwischen ihnen ein Kaufmann ist, der in "Ein einziger Kuss" auf die Vorgeschichte des Hauses der Protagonisten Bezug nimmt.

Inhalt (aus der Rezension bei amazon.de):

Fortune's Rock 1899, und Olympia Biddeford, die eigensinnige Tochter einer Familie der Bostoner Oberschicht, hat sich entschlossen, die Grenzen ihres streng behüteten Lebens auf die Probe zu stellen. Die heranwachsende Heldin von Olympia, die ihre Sommerferien auf dem Landsitz ihres Vaters in New Hampshire verbringt, ist entzückt vom Kreis der Künstler, Schriftsteller und Rechtsanwälte, der dort ein- und ausgeht. Sie ist jedoch besonders fasziniert von John Haskell, einem charismatischen Arzt, der sich um die Arbeitergemeinde der nahegelegenen Industrieorte kümmert. Dieser barmherzige Samariter mittleren Alters engagiert Olympia als Assistentin, und ihre Zusammenarbeit entwickelt sich rasch zu einer feurigen Liebesaffäre. Und es dauert nur wenige Wochen, bevor diese leidenschaftliche Übung in ärztlicher Fürsorge ans Licht kommt -- mit katastrophalen Konsequenzen für unsere geschwängerte Heldin. Sogar ihr Vater, der sie vergötterte, sieht sie nun als "übermäßig pummeliges sechzehnjähriges Mädchen, dessen Urteilungsvermögen man nicht mehr trauen kann", und besteht darauf, dass sie die Beziehung beendet.
"Zu diesem Thema gibt es nichts mehr zu sagen", sagt er. Sie beißt sich in die Lippen, damit sie nicht noch weiter aufschreit. Sie umklammert die Armlehnen ihres Stuhls so fest, dass sie später Krämpfe in den Fingern haben würde. Sie wird sich weigern, ihm zu gehorchen, entschließt sie sich. Sie wird seine angedeutete Herausforderung annehmen und ihre eigene Wege gehen. Aber gleich im nächste Moment fragt sie sich, wie sie das denn bewerkstelligen sollte? Ohne die Unterstützung ihres Vaters würde sie kaum überleben können. Und wenn sie selbst nicht überleben konnte, wie sollte es denn ihr Kind?

An dieser Stelle könnte ich schreiben, wie sie sich entscheidet, oder ob ihr die Entscheidung aus der Hand genommen wird, doch NATÜRLICH werde ich nicht spoilern. :bussi:

Wichtig zu sagen, bleibt noch, dass Olympia zur Zeit ihrer Affaire erst fünfzehn Jahre alt und John Haskell mit 41 Jahre ein treusorgender Ehemann und Vater von drei Kindern ist. Leidenschaftliche Gefühlsregungen, die ihm die Vernunft rauben, waren ihm bis zu der Begegnung mit Olympia auch während seiner langjährigen Ehe fremd.


Meine Meinung:

Teile der Geschichte beruhen auf wahren Tatsachen. Die Autorin hat viel Zeit und Arbeit in ihre Recherche investiert und so entsteht ein klares Bild der damaligen Zeit vor dem inneren Auge.

Während in "Ein einziger Kuss" die Liebesgeschichte eher den Hintergrund zu den gesellschaftlichen Missständen in der Arbeiterklasse bildet, steht diesmal die Liebe und ihre Konsequenzen im Mittelpunkt.

Mir hat das Buch insofern gut gefallen als es keine einfachen Antworten auf moralische Fragen gibt. Beständig wird man hin und her geworfen zwischen dem Verständnis für das Paar (es Bewunderung für ihren Mut zu nennen, widerspräche zutiefst meinen Vorstellungen in Bezug auf Beziehungen, aber dann und wann blitzt ein solches Gefühl kurzweilig auf) und dem Entsetzen über ihre fehlende Vernunft, Moral und ihren Leichtsinn.
Immerhin betrifft ihre Entscheidung nicht nur die Gegenwart und Zukunft der beiden, sondern gefährdet darüberhinaus seine Ehe und verletzt seine Familie.

Deshalb kann ich nicht sagen, dass das Buch großartig war, obwohl der Schreibstil sehr flüssig und ergreifend ist. Das Thema ging mir einfach zu stark an die Nerven. :shock:

Dennoch bin ich froh, es gelesen zu haben.
:stern: :stern: :stern: ( :stern: )

Anita Shreve: Olympia

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