1000 Seiten Kampf der 129 Besatzungsmitglieder gegen die eisige Klaue der Antarktis. So die Kurz-Zusammenfassung von „Terror“, dem neusten Schmöker von Dan Simmons.
1845 brechen die beiden Schiffe „Terror“ und „Erebus“ mit dem 60-jährigen John Franklin als Expeditionsleiter auf, um die Nordwestpassage zwischen Europa und Asien zu finden. Schon 1822 konnte dieser eine Expedition nicht erfolgreich zu Ende bringen. Der Spitzname „Der Mann der seine Schuhe ass“ brachte ihm eben diese Expedition ein. Er und seine Mannschaft waren - um nicht zu verhungern - gezwungen, Flechten von den Wänden zu kratzen und zu essen und später sogar die eigenen Stiefel zu verzehren. Auch als Gouverneur von Tasmanien strauchelte Franklin.
Mit von der Partie ist auch Francis Crozier, der Kapitän der Terror. Ein sehr erfahrener doch leider der Trunksucht verfallener Seefahrer. Er leidet sehr darunter, dass er nicht zu derselben gesellschaftlichen Schicht wie der Kommander John Franklin gehört.
Nach einem gelungenen Start im September 1846, froren die Schiffe vor der King-William-Insel ein und konnten sich auch im Sommer 1847 nicht mehr aus dem Packeis lösen, da die Erwärmung in diesem Sommer sehr gering war und das Eis nicht schmolz.
Der eigentliche Schauplatz des Buches sind die eingefrorenen Schiffe sowie die nähere Umgebung. Der Autor blendet aber immer wieder zurück in die Vergangenheit, um den Werdegang der verschiedenen Protagonisten aufzuzeigen.
Schon bald erliegen die ersten Männer Krankheiten oder werden von wilden Tieren umgebracht. Der Eisbär wird zu Anfangs als mythisches Ungeheuer das den Teufel verkörpert dargestellt. Oft ist es so kalt, dass unvorsichtige Seefahrer nach nur einigen Minuten Müssiggang auf Deck Gliedmassen verlieren. Zu allem Unglück sind viele der zahlreichen Proviantdosen verdorben und der Hunger kommt als zusätzlicher Feind dazu. Nun beginnt der wahre Horror in Form von Wahnsinn und Kannibalismus und immer wieder fordert die schleichende, todbringende Krankheit Skorbut ihren Tribut.
Für mich speziell zu erwähnen ist der grosse Kenntnisreichtum und die Detailtreue in dem Simmons die Arktis und deren Bewohner beschreibt. Die frostige Kälte ist für den Leser nahezu spürbar und man fragt sich oft, warum es immer wieder Seefahrer gegeben hat die sich bereite erklärt haben solche Expeditionen zu begleiten.
Der Roman ist eine Mischung von Mystik, historischen Fakten, Abenteuer, Schicksalen und Horror. Für mich des Guten zu viel. Ca. 300 Seiten weniger, aber dafür ohne Mystik und Horror hätten diesen Roman für mich sehr aufgewertet.
Bewertung:
edit Pippilotta: ich habe mir erlaubt, das Bild dazu zu ergänzen. Ebenfalls habe ich mir erlaubt, die Rezension in "Belletristik, Unterhaltungsliteratur und Erzählung" zu verschieben. Wie Du schon schriebst ist das Buch sehr schwer einzuordnen und das wäre das "allgemeinste" Genre, über das wir verfügen