Krümels-Bücherwelt ...

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Haushofer, Marlen - Die Wand




Haushofer, Marlene - Die Wand

Beitragvon wolves » 16.10.2007, 16:33

@Tom: Ich habe gesehen, dass du bei BT eine Frage über dieses Buch gestellt hast. Da ich hier etwas "lockerer" antworten kann, hoffe ich, dass es o.k. ist, wenn ich hier versuche eine Antwort zu geben. Vielleicht hat ja auch noch jemand anders das Buch gelesen und kann sich besser an den Inhalt erinnern?

Es ist ziemlich lange her als ich das Buch, mit Begeisterung, gelesen habe, aber vielleicht kann ich dir eine Antwort geben. Könntest du mir allerdings näher erklären, was du unter Kafkaesk verstehst? Ich habe leider noch nie etwas von Kafka gelesen.
Und ich werde mal schauen, wo ich mein Exemplar finden kann, damit ich mir meine Erinnerung etwas auffrischen kann.
Liebe Grüße
wolves


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von Anzeige » 16.10.2007, 16:33

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Beitragvon Pippilotta » 16.10.2007, 17:44

Bei mir es es schon sehr, sehr lange her, dass ich "Die Wand" gelesen habe. Bei uns in Österreich, v.a. in Oberösterreich gehört es fast zur Schul-Pflichtlektüre (Haushofer war Oberösterreicherin).
Die Thematik erinnert ein wenig an Kafka, doch sprachlich ist es sicherlich leichter zu lesen und weniger anspruchsvoll. "Man kennt sich in der Geschichte auch aus" - wenn du verstehst, was ich meine. Bei Kafka hatte ich immer das Gefühl, er will viel mehr sagen als ich verstehe.

Dennoch bleibt bei "Die Wand" viel Raum für eigene Interpretationen.
Herzliche Grüße
Pippilotta


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Beitragvon tom » 16.10.2007, 21:46

Ja, wolves, vielen Dank, dass Du hier ein wenig dazu schreiben magst. Du könntest Dich ja rückerinnern, was bei Deinem Lesen prägend war?

Pippi hat direkt und indirekt ja etwas darüber gesagt, wie Kafka ankommt. Von der Beschreibung der Wand im BT hatte ich den Eindruck einer plötzlichen "irrealen" Sache, die wie selbstverständlich den Autor (Ich-Erzähler) bedrängt. Das ist bei Kafka oft der Fall! Manchmal entsteht eine Art Atmosphäre, in der man - und man kann es schwer absolut festmachen - immer schwerer atmet. Diese Atmosphäre nenne ich/nennt man "kafkaesk". Er ist übrigens einer der wenigen (?) Schriftsteller, dessen Namen zum Adjektiv/Adverb wurde!

Auf jeden Fall wurde jetzt mein Interesse geweckt und ich habe mir das Buch mal gemerkt...
tom
 

Beitragvon wolves » 17.10.2007, 07:30

Jetzt verstehe ich mehr was man unter kafkaesk versteht. Danke @tom und Pippi für eure Erklärungen.

Meine Lektüre liegt ja auch schon etwas zurück. Meine Ausgabe ist von 1988. Das läßt zumindest ein Rückschluss zu.

Beim Blättern in dem Buch würde ich Pippis Aussage bestätigen. Du kannst "Die Wand" vielfältig interpretieren. Ich will da jetzt nicht zu viel vorwegnehmen. Was es vielleicht für den einen oder anderen langweilig machen könnte sind die reinen Beschreibungen des Alltags. War wahrscheinlich für den einen oder anderen auch ein Stolperstein. Aber es steckt schon mehr drin. Kafkaesk würde ich es, nach dem wie ich das Wort verstehe, nicht nennen.
Ich merke gerade, dass das ein Buch sein wird, das ich gerne noch einmal lesen möchte.

@Pippi: Kennst du noch mehr Bücher von ihr?
Liebe Grüße
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Beitragvon Welf » 17.10.2007, 09:42

Es ist bei mir zwar auch schon etwa 2 Jahre her, daß ich " Die Wand" gelesen habe und doch sind mir die Eindrücke des Gelesenen noch sehr nachhaltig in Erinnerung geblieben.
Für mich ist dieser Roman eine jener Erzählungen, die versuchen den Leser aktiv mit einzubeziehen, Fragen zu stellen und das Gelesene zu reflektieren.
Ich habe mich während der Lektüre ständig mit der Frage konfrontiert, wie ich denn wohl selbst in dieser oder jener Situation gehandelt hätte.

Gruß
Richard
Zuletzt geändert von Welf am 17.10.2007, 14:03, insgesamt 1-mal geändert.
Welf
 

Beitragvon tom » 17.10.2007, 13:10

Ich habe aus Neugier einfach maort in ihr gefunden! Also brauche ich es mir noch nicht einmal zu besorgen!
tom
 

Beitragvon wolves » 17.10.2007, 13:34

tom hat geschrieben:Ich habe aus Neugier einfach maort in ihr gefunden!


Ich bin gerade am rätseln was du mit diesem Satz sagen möchtest. Du hast, wo auch immer, das Buch doch zur Verfügung?
Bin gerade etwas verwirrt :oops:
Liebe Grüße
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Beitragvon tom » 17.10.2007, 16:22

wolves hat geschrieben:
tom hat geschrieben:Ich habe aus Neugier einfach maort in ihr gefunden!


Sorry, mein Computer versagt manchmal während des Tippens: ich schaue aber auf die Tastatur und prüfe, leider, nicht immer am Schirm! Ich wollte schreiben, dass ich aus Neugier einfach mal in unsere Bibliothek geschaut habe und das Buch dann tatsächlich dort in ihr gefunden habe!
tom
 

Beitragvon wolves » 17.10.2007, 16:57

Wenn ich dir jetzt verrate, dass ich das Wort maort sogar in Googel eingegeben habe, wirst du dich vor Lachen bestimmt kringeln. :lol:

Das ist doch schön, dass ihr es dort habt. Dann steht einem "selbstentdecken" nichts mehr im Wege... Naja, außer der Zeit dafür haben natürlich. Das kennen wir ja alle.
Liebe Grüße
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Haushofer, Marlen - Die Wand

Beitragvon Krümel » 16.11.2007, 15:03

[center]Bild[/center]

Erster mini Eindruck :wink:

Ich habe zwar gerade Mal 20 Seiten gelesen, aber von der präzisen und gut beschreibene Sprache bin ich schon sehr angetan. Die Gefühle und Gedanken der Figur wird gut transportiert.
Also das gefällt mir sehr :lesen3:
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Beitragvon Krümel » 16.11.2007, 23:42

Ich bin jetzt ca. bei Seite 75, es gibt keine Kapitel im Buch, wenigstens habe ich noch keine entdeckt :wink:

Wie Haushofer diese Situation beschreibt, finde ich einfach nur spitze. Bis jetzt ist mir überhaupt nicht langweilig, obwohl ja gar nichts geschieht. Die Frau ist gefangen von einer Wand im Wald, sie lebt in einer Jagdhütte, hat einen Hund, mittlerweile auch eine Katze und eine Milchkuh.

Ihre Gedanken woher wohl diese Wand stammt, finde ich interessant, ich hatte mir auch schon Gedanken gemacht :arrow: Wurmlöcher, Zeitverschiebungen, unterschiedliche Dimensionen :mrgreen: Aber eigentlich spielt das überhaupt keine Rolle, wieso die Wand dort steht, die Situation ist das Ausschlaggebende.
Ja, was macht man dann, wohin treiben die Gedanken, und wie verändert man sich. Wie kommt man mit der Einsamkeit zurecht.

Tja und davon werde ich dann noch lesen und berichten ...
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Beitragvon Krümel » 18.11.2007, 17:33

Bis Seite 112

Ich mache jetzt mal eine riesen Ausnahme, das habe ich schon lange nicht mehr gemacht, aber das Buch stößt mich immer wieder auf mein eigenes Ich, diese Parallelen sind für mich einfach nicht aus den Kopf zu bekommen.

Zum Beispiel dieses Gefühl der erdrückenden Verantwortung, hier für die Tiere. Wenn sie einmal ja sagt, also die Tiere aufnimmt, dann setzt sie sich mit der Verantwortung für ihr Wohl arg unter Druck. Auch die ständigen Sorgen, dass es den Tieren gut geht, dass sie sich nicht verletzen, diese Umsicht und Voraussicht, das quält ungemein. Ich kenne dieses Gefühl nur zu gut.

Die Protagonisten muss natürlich schauen wie sie sich und die Tiere am Leben hält, das bedeutet sehr viel Arbeit: Heu für die Kuh machen, melken, jagen damit der Hund Fleisch bekommt, fischen für die Katzen und, und, und. Sie macht ihre Arbeit genau wie ich es machen würde mit Kalender und Plan, und hakt eins nach dem anderen ab, kann sich aber nicht daran erfreuen, wenn eine Arbeit geschafft ist, sondern rennt gleich weiter zur nächsten :roll:

Sie ist eigentlich auch eher sehr emotional, kann aber in dieser Situation sehr verstandesmäßig also rational auftreten, sogar ihre Gefühle ausknipsen und wie eine Art Roboter funktionieren. In Extremfällen verhalte ich mich ganz genauso, erst wenn es dann vorbei ist, falle ich um.

Das verwirrt mich alles sehr :shock:
Ich lese das Buch, und denke fast immer, dass ich das da bin, und staune ...
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Beitragvon Pippilotta » 18.11.2007, 18:25

Dann ist es wohl ein sehr bemerkenswertes Buch für Dich!

Mir ist es einmal ähnlich gegangen, bei Zeruya Shalevs "Späte Familie". Ich erkannte mich bei einigen Szenen total wieder und hatte direkt Angst vorm Weiterlesen, und vor allem davor, dass ich mir einiges "eingestehen" musste, was ich sonst ganz gerne aus den Gedanken verbannt hätte.

Bei mir liegt die Lektüre von "Die Wand" schon über 20 Jahre zurück. Es ist aber ein Buch, das ich jedenfalls nochmals lesen möchte!
Herzliche Grüße
Pippilotta


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Beitragvon Krümel » 18.11.2007, 19:05

Pippilotta hat geschrieben:Mir ist es einmal ähnlich gegangen, bei Zeruya Shalevs "Späte Familie". Ich erkannte mich bei einigen Szenen total wieder und hatte direkt Angst vorm Weiterlesen, und vor allem davor, dass ich mir einiges "eingestehen" musste, was ich sonst ganz gerne aus den Gedanken verbannt hätte.


Ja, das habe ich "damals" mitbekommen, und aus diesem Grund möchte ich auch das Buch gerne lesen :wink:
Ist schon komisch, manchmal schlagen Bücher zu.
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Beitragvon wolves » 18.11.2007, 21:05

@ Krümel: Wenn ich mir deine Leseeindrücke durchlese, bekomme ich richtig Lust dazu das Buch wieder zu lesen.
Bei "Späte Liebe" ging es mir ähnlich wie Pippi. Bei mir war es so, da ich ja selbst eine Trennung hinter mir hatte, dass ich mich in bestimmten Abläufen wieder erkannt habe. Das war ein richtiges "Gänsehaut-Erlebnis".
Von daher kenne ich auch das Gefühl wie es ist, wenn man auf ein Buch stösst, dass einem sehr nah geht.
Liebe Grüße
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