Broschiert: 385 Seiten
Verlag: Bvt Berliner Taschenbuch Verlag; Auflage: 1 (August 2006)
ISBN-10: 383330149X
ISBN-13: 978-3833301490
10,50 EUR
Kurzbeschreibung http://www.amazon.de
Im Jahr 1975 ist Amir zwölf Jahre alt. Um seinem Vater seine Stärke zu beweisen, will er unbedingt bei einem Wettbewerb im Drachensteigen gewinnen. Dazu braucht er Hassans Hilfe. Hassan ist sein bester Freund. Obwohl sein Vater der Diener von Amirs Vater ist, hat die innige Freundschaft der Jungen allen Herausforderungen standgehalten. Bis zum Ende dieses erfolgreichen Wettkampfes, als Amir sie auf schreckliche Weise verrät.
Die dramatische Geschichte einer Freundschaft, eine Geschichte von Liebe und Verrat, Trennung und Wiedergutmachung vor dem Hintergrund der jüngsten Vergangenheit Afghanistans.
Über den Autor (aus der Buchumschlagsseite)
Khaled Hosseini wurde 1965 in Kabul, Afghanistan, als Sohn eines Diplomaten geboren. Seine Familie erhielt 1980 politisches Asyl in den Vereinigten Staaten. Hosseini lebt heute als Arzt in Nordkalifornien. "Drachenläufer" ist sein erster Roman, der gleichzeitig in zwölf Ländern erschien.
Meine Meinung
Amir, Sohn eines wohlhabenden Paschtunen und Hassan, ein Hazara und Sohn des Dieners von Amirs Vater, werden von der gleichen Amme gestillt und wachsen gemeinsam auf. Hassan würde für Amir alles tun. Amir selbst sieht diese Beziehung wesentlich egoistischer. Er nutzt seine bessere Herkunft aus, er ist stolz, wenn er Hassan etwas vorlesen kann, dieser kann weder lesen noch schreiben, aber auf den Gedanken, es dem Freund zu lehren, kommt er nicht. Auch die Beziehung Amirs zu seinem Vater ist sehr kompliziert. Amir liest viel und schreibt eigene Geschichten. Der Vater erwartet vom Sohn, dass er Fußball spielt und die traditionellen Wettkämpfe im Drachensteigen gewinnt. Letzteres gelingt ihm zwar mit Hassans Hilfe, aber Hassan muss diesen Sieg Amirs teuer bezahlen. Der Freund könnte zwar helfend einschreiten als Hassan in größter Not ist, er verrät jedoch die Freundschaft. Für ihn ist der Sieg beim Drachensteigen wichtig, er hat endlich die Aufmerksamkeit des Vaters erlangt, nach der er sich so lange sehnte. Der Verrat, den Amir an Hassan beging, verfolgt ihn noch als erwachsener Mann. Amir, der schon Ende der 70er Jahre mit dem Vater in die USA geflüchtet ist, findet keine Ruhe. Als er Jahre später dann die Möglichkeit bekommt, seine Schuld abzutragen, macht er sich auf den Weg nach Afghanistan.
Die Handlung des Romas beginnt Mitte der 70er Jahre und zieht sich in verschiedenen Episoden bis in unsere jüngste Vergangenheit hin. Dem Autor gelingt es hervorragend, Details aus dem Alltag in Afghanistan auf interessante Weise mit der Handlung des Buches zu verknüpfen. Politische Hintergründe werden beleuchtet und ich konnte mir ein gutes Bild über die Lebensumstände der Bewohner Kabuls zu Zeiten des Friedens, aber auch unter der sowjetischen Besatzung und unter der Taliban-Herrschaft machen. Er scheute auch nicht die realitätsnahe Schilderung von Gräueltaten, die in Kriegzeiten an der Tagesordnung waren. Trotzdem hatte ich als Leser nie den Eindruck ein Voyeur zu sein. Denn ich lachte mit dem Protagonisten, ich litt mit ihm, ich verachtete ihn und ich liebte ihn. Dies war nur durch die fantastische Erzählweise Khaled Hossenis möglich, der diesen Roman so einfühlsam und in einem so lebendigen Stil schrieb, dass ich zeitweise das Gefühl hatte, eine wahre Geschichte zu lesen. Das ist aber nicht zuletzt des Ich-Erzählers Amir geschuldet, der mich mit seiner nicht zu blumigen aber spürbaren arabischen Erzählweise völlig in seinen Bann zog. Manche Passagen waren fast schon poetisch. Mir persönlich war das Ende des Buches mit etwas zu viel Action beladen, zu amerikanisch. Aber das ist Geschmacksache, spannend war es auf jeden Fall. Zusammenfassend kann ich sagen, dass „Drachenläufer“ ein äußerst bemerkenswertes Buch ist, das ich sehr gern weiterempfehle. Ich hoffe, von diesem Autor noch viele Bücher lesen zu können, er ist ein wunderbarer Erzähler.