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Suter, Martin - Der letzte Weynfeldt




Suter, Martin - Der letzte Weynfeldt

Beitragvon Nikito33 » 01.03.2008, 15:54

Weynfeldt hat eine Menge Geld von seinen Eltern geerbt und müsste eigentlich nicht mehr arbeiten. Doch er hat sein Hobby zum Beruf gemacht und arbeitet als Kunstexperte für ein renommiertes Auktionshaus. Sein Freundeskreis ist in zwei Gruppen aufgeteilt. Nämlich ehemalige Freunde seiner verstorbenen Eltern – alle älter als Weynfeldt – und eine Gruppe mit welcher er sich jeden Donnerstag in einem italienischen Restaurant trifft – alle jünger als Weinfeldt. Seine jüngeren Freunde unterstützt er immer wieder finanziell in den verschiedensten Bereichen. Einem zahlt er den Webauftritt, einem anderen finanziert er ein hoffnungsloses Filmprojekt und einem dritten zahlt er immer wieder Auslandaufenthalte.

Eines kann Weynfeldt nicht, nämlich nein sagen oder sich gegen irgendetwas zur Wehr setzen. Desshalb wird er von seinen Freunden auch immer wieder ausgenutzt.

Eines Tages lernt er in einer Bar Lorena kennen. Sie betrinken sich, begeben sich anschliessend in Weynfeldts Wohnung und verbringen dort gemeinsam die Nacht – ohne miteinander zu schlafen. Aber auch von Lorena wird er nunfort ausgenutzt.
Das zentrale Element in der Geschichte ist ein überaus wertvolles Bild des Malers Félix Vallotton. Dieses Bild soll versteigert werden und Lorena sowie andere sogenannte „Freunde“ von Weynfeldt vollen unrechtmässig Kapital aus dem Verkauf des Bildes schlagen.

Suter erzählt die Geschichte in einer sehr angenehmen und einfachen Sprache. Manchmal wirkt sie schon ein wenig zu banal.

Er versteht es wie immer, den Leser mit kleinen Wissens-Häppchen zu versorgen und die Spannung jederzeit aufrecht zu erhalten. Man liest gespannt Seite um Seite, das Lesetempo wird erhöht und die Buchstaben werden immer gieriger verschlungen. Der Schluss ist voraussehbar und am Ende legt man das Buch weg und hat eine nette Geschichte gelesen welche aber wahrscheinlich ziemlich schnell wieder vergessen wird.

Interessant ist der Einblick in die Schweizer Kunst- und Auktionsszene. Auch macht das Buch Lust sich ein Bild wieder einmal genauer anzusehen.

Wie gesagt eine nette, unterhaltsame Geschichte von der man nicht zu viel erwarten darf. Trotzdem hat mir das Buch ein paar Stunden angenehme Lesefreude bereitet.

:stern: :stern: :stern: :stern:

Bild

Nikito33
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von Anzeige » 01.03.2008, 15:54

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Beitragvon dubh » 02.03.2008, 09:08

Was ich nicht verstehe: warum Herr Suter immer so schwankt? Manchmal schreibt er geniale Bücher, manchmal auch einfach "nur" gute Unterhaltung... Wahrscheinlich hat er selbst keine Lust immer den Erwartungen gerecht zu werden, sondern einfach nur das zu machen, worauf er Lust hat.
Könnte ich mir jendenfalls vorstellen und finde ich irgendwie auch sympathisch.

Schöne Grüße
dubh
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Beitragvon Pippilotta » 02.03.2008, 09:15

Von Suter habe ich bisher noch gar nichts gelesen. "Small World" , "Business Class" und "Ein perfekter Freund" subben bei mir. @dubh: welche Bücher von ihm könntest Du emfephlen?
Herzliche Grüße
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Beitragvon Nikito33 » 02.03.2008, 19:58

@Pippilotta

Ein perfekter Freund kann ich Dir wirklich empfehlen. Ist zwar schon eine Weile her wie ich es gelesen habe aber es ist mir immer noch in guter Erinnerung.

Auch Business Class ist wunderbar zu lesen. Es sind einzelne Episoden aus dem Leben aufstrebender Führungskräfte. Der humoristische Stil in dem Suter diese Leute beschreibt ist meines Erachtens einzigartig.

Bin dann gespannt auf Dein Urteil.

@dubh

Gerade diese Wandelbarkeit von Suter finde ich auch interessant. Er lässt sich nicht in ein Raster zwängen und kann auf diversen Terrains punkten. Ich habe noch nie ein schlechtes Buch von Suter gelesen. Es ist nicht grosse Literatur aber grosse Unterhaltung; und dies ist aus meiner Sicht gerade so wertvoll.

Gruss Nikito33
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Beitragvon Susannah » 02.03.2008, 20:20

"Small world" und "Lila, lila" suben bei mir (... komisch, ich dachte, es wären drei :grübel1: ), aber ich habe fest vor, das dieses Jahr noch zu ändern.
Nichts ist schöner und nichts erfordert mehr Charakter als sich in offenem Gegensatz zu seiner Zeit zu befinden und laut zu sagen: Nein!
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Beitragvon Wirbelwind » 03.03.2008, 17:01

Da ist schon was wahres dran - Martin Suter schwankt sehr.
Bis jetzt habe von ihm gelesen: Small World, Lila,Lila, Der Teufel von Mailand und sein neuestes Der letzte Weynfeldt.
Am besten gefiel mir Small World, am wenigsten, weil ich es langweilig fand, Der Teufel von Mailand. Der perfekte Freund lag bereits auf meinem Schreibtisch, dann liebäugelte meine Schwiegertochter damit und ich habe es ihr geschenkt. Jetzt kann ich es mir ja wieder von ihr ausleihen. :lol:

Liebe Grüsse
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Beitragvon dubh » 04.03.2008, 09:57

Hallo zusammen!

@Pippilotta: 'Die dunkle Seite des Mondes' fand ich zwar schräg, aber sehr gelungen und auch 'Ein perfekter Freund' hat mir super gut gefallen.

@Nikito33: Ja, das stimmt - Suter macht gelungene, gute bis sehr gute Unterhaltungsliteratur! Und mir gefällt es auch, dass er nicht stromlinienförmig schreibt - schließlich gelingt es uns (zumindest mir :wink: ) auch nicht immer alles auf der Arbeit hundertprozentig perfekt zu machen. That´s life - und macht Suter für mich eben auch ein Stück weit sympathischer.

Liebe Grüße
dubh
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Beitragvon Pippilotta » 16.11.2008, 15:51

Adrian Weynfeldt ist der letzte Spross einer großbürgerlichen, finanziell sehr gut gestellten Familie. Er selber ist unverheiratet, seine große Liebe Daphne verstarb bei einem Autounfall kurz nachdem die Beziehung beendet wurde. Seine Eltern sind bereits gestorben. Sein Leben ist ganz der Kunst gewidmet, auch im Privaten verbringt er die Zeit, wenn nicht alleine, mit den betagten ehemaligen Freunden seiner Eltern oder mit jungen (Möchtegern-)Künstlern, die sich bestens darauf verstehen, seine Großzügigkeit, seine Gutgläubigkeit und vor allem seine finanziellen Mittel und seine bedeutenden Beziehungen im Kunstmilieu auszunutzen.
Eines Abends tritt Lorena in sein Leben, eine Frau, die ihn an seine unvergessene Daphne erinnert. Als er am nächsten Morgen Lorena von einem Selbstmordversuch abhalten kann, wird er eher ungewollt verantwortlich für deren Leben.

Martin Suter erweist sich als Meister der deutschen Sprache. Sehr treffend, feinzüngig und voller Ironie skizziert Martin Suter den Charakter des Kunstmäzens Adrian Weynfeldt, sowie das Künstlermilieu im Allgemeinen. Eingebettet in den ihm ererbten guten Namen und materiellen Reichtum führt er ein sehr bequemes Leben. Nach außen hin oberflächlich, kumpelhaft und fast schon naiv erkennt er sehr wohl die Zusammenhänge und weiß auch, warum die Freundschaften zu ihm aufrecht erhalten werden. Doch er will nicht anecken, nicht auffallen, er genießt es, von allen geliebt zu werden und so spielt er den freigebigen Gönner. Die neue Bekanntschaft Lorena schafft es beinahe, dieses Leben aus den Fugen und ihn in den Dunstkreis von Kunstfälschung geraten zu lassen. Die Story selber war absehbar, das Ende fand ich persönlich etwas zu platt, doch habe ich die paar Stunden in der Welt des Adrian Weynfeldt sehr genossen.

:stern: :stern: :stern: :stern:
Herzliche Grüße
Pippilotta


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Suter, Martin - "Der letzte Weynfeldt"

Beitragvon Susannah » 05.08.2010, 16:07

Klappentext:
Adrian Weynfeldt, Mitte fünfzig, Junggeselle, großbürgerlicher Herkunft, Kunstexperte bei einem internationalen Auktionshaus, lebt in einer riesigen Wohnung im Stadtzentrum. Mit der Liebe hat er abgeschlossen. Bis ihn eines Abends eine jüngere Frau dazu bringt, sie – entgegen seinen Gepflogenheiten – mit nach Hause zu nehmen. Am nächsten Morgen steht sie außerhalb der Balkonbrüstung und droht zu springen. Adrian vermag sie davon abzuhalten, doch von nun an macht sie ihn für ihr Leben verantwortlich. Weynfeldts geregeltes Leben gerät aus den Fugen – bis er schließlich merkt, dass nichts ist, wie es scheint.


Adrian Weynfeldt ist ein reicher, herzensguter Mensch, der es immer allen recht machen möchte. Seiner (verstorbenen) Mutter, seiner Haushälterin, seiner Assistentin, seinen Freunden.

Er verkehrt mit zwei Gruppen von Menschen, die er als seinen Freundeskreis bezeichnet. Zum einen sind da Menschen 35+, allesamt erfolglose (Lebens)künstler, die sich hauptsächlich mit ihm abgeben, weil sie sich immer wieder an ihn wenden, wenn sie in finanzielle Notlagen geraten. Zum anderen gibt es den „Freundeskreis“, der aus Menschen 65+ besteht, die Weynfeldt noch von seinen Eltern kennt.

Seine Zeit ist klar eingeteilt. Donnerstags Essen mit seinen jungen Freunden; am Wochenende Essen mit seinen alten Freunden; Urlaub dort, wo er schon mit seinen Eltern hingefahren ist etc.

Plötzlich verändert sich sein Leben.

Als ihm Lorena über den Weg läuft, verliebt er sich zum ersten Mal seit langer Zeit, aber sie hält ihn auf Distanz und meldet sich nur, wenn sie etwas von ihm braucht.

Kurz darauf bittet ihn einer seiner reichen alten Freunde, für ihn bei einer Versteigerung ein gefälschtes Gemälde zu verkaufen.

Als Weynfeldt im Laufe dieser Geschichte dahinterkommt, dass er in Wirklichkeit keine wahren Freunde hat und dass es niemanden gibt, auf den er wirklich zählen kann, kommt es zu einer Persönlichkeitsveränderung. Aus dem schüchternen Weynfeldt wird ein forscher Mann, der weiß, wie er es allen zeigen kann.

Mich hat Suter mit „Der letzte Weynfeldt“ einmal mehr überzeugt. Dass die Figuren wieder sehr deutlich und eindeutig gezeichnet sind, ist wohl Absicht; dass sie sich oft sehr klischeehaft verhalten, auch. Was mich bei vielen Schriftstellern stören würde, bringt Suter so, dass es niemals langweilig oder unglaubwürdig wird.

Von mir gibt es :stern: :stern: :stern: :stern: :stern:

edit Pippi: ich habe die Rezi am bestehenden Thread angehängt
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Re: Suter, Martin - Der letzte Weynfeldt

Beitragvon sixsigmabb » 05.10.2013, 08:32

Hallo an alle
Ich fand die sprache des romans und die persönlichkeit von a.weynfeldt sehr interessant.
Gerade das ende gibt mir rätzel auf.
Wann hat er sich entschieden den alten mann um 2 mio zu betrügen?
Auch seine kälte mit der er den erpresser ins gefängnis gebracht hat, wobei er immer breit war auch lorena mit büßen zu lassen, hat mich beeindruckt.
Ich bin überzeugt, dass er zu keinem zeitpunkt von niemanden ausgenutzt wurde; er war immer herr der situation.
Viel spaß beim lesen.
sixsigmabb
 



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