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Yalom, Irvin D. - Das Spinoza Problem




Yalom, Irvin D. - Das Spinoza Problem

Beitragvon Krümel » 06.09.2012, 16:48

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Naja „Opus Magnum“ – an „Und Nietzsche weinte“ kommt auch dieser Roman nicht heran!

Das Buch wird von zwei Strängen getragen. Zu einem handelt eine Ebene von Alfred Rosenberg, einen NSDAP Politiker und führender Ideologe im Hitler-Regime. Und die andere Ebene stellt natürlich der holländische Philosoph Spinoza dar. Aus zeitgeschichtliche Gründen können selbstverständlich beide Stränge nie zueinander finden, und deshalb war direkt ersichtlich, dass dieses Buch nie die Tiefe erreichen würde wie „Und Nietzsche weinte“.

>>Falsche Ideen liefern falschen und fragilen Trost.<<

Alfred Rosenberg ist ein Einzelgänger, der aus unbegreiflichen Gründen einen dermaßen absurden Hass gegen Juden entwickelt, der auch in der damaligen Zeit eher selten war. Seine Gedanken sind radikal, allerdings auch irgendwie von intellektueller Genialität, so dass er sich ständig von anderen Menschen absondert und nur in seiner eigenen Welt existiert.

Andeutungsweise wird dieser Hass durch sein Spinoza-Problem begründet: Dass nämlich sein absoluter deutscher Lieblingsautor Goethe, eine große Leidenschaft für den Juden Spinoza hatte. Ein ganzes Jahr trug Goethe die „Ethik“ Spinozas mit sich. Wie konnte das sein, dass ein Arischer sich mit jüdischen Gedanken beschmutzt? Dass eine ganze Nation sich der jüdischen Psychoanalyse unterwirft?

>>Wirklich zu Hause zu sein bedeutet, sich in seiner Haut zu Hause zu fühlen.<<

Der holländische Philosoph hat radikale Gedanken! So radikale Gedanken, dass im Juli 1656 ein Chérem über ihn verhangen und er von der jüdischen Gemeinde ausgeschlossen wird. Spinoza zweifelt nämlich an der Schöpfungsgeschichte des AT´s, an ein Leben nach dem Tod und er sieht das AT als Metapher und als ein Buch von Menschenhand geschrieben! Er prägt den Begriff der Immanenz, dass die weltliche Existenz alles ist, die Gesetze der Natur alles lenken, und dass Gott und die Natur eins sind.

>>Ich hoffe, dass wir eines Tages in einer Welt ohne Religion leben werden, in einer Welt mit einer universalen Religion, in welcher jeder Einzelne Vernunft einsetzt, um Gott zu erforschen und zu ehren.<<

Was zum Schluss zueinander findet, und sehr fragil nachdenklich stimmt, dass beide Figuren des Romans radikal denkende Einzelgänger sind und dadurch sehr einsam.

Das Buch liest sich recht flott und zu Beginn entwickelt es auch ein Sog, doch er währt nicht über die ganze Länge. Eine Handlung über mehrere Ebenen sollte irgendwie zusammen finden, um ein Buch wirklich rund abschließen zu können. Der Plot dieses Buches, „Das Spinoza-Problem“, ist einfach zu mager, als dass man am Ende ein wirklich befriedigendes Gefühl entwickeln könnte.

Irvin D. Yalom wurde 1931 als Sohn russischer Einwanderer in Washington D.C. geboren. Er gilt als der einflussreichste Psychoanalytiker in den USA. Seine Fachbücher gelten als Klassiker. Seine Romane wurden international zu Bestsellern und zeigen, dass die Psychoanalyse Stoff für die schönsten und aufregendsten Geschichten bietet, wenn man sie nur zu erzählen weiß. „Das Spinoza-Problem“ wurde in 33 Ländern verkauft.

Bewertung: :stern: :stern: :stern: / :stern:
BildLiebe Grüße,
Krümel



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