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Zechen, Xu - Im Laufschritt durch Peking




Zechen, Xu - Im Laufschritt durch Peking

Beitragvon Dr.Who » 22.11.2009, 14:29

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Dunhuang ist nach 3 Monaten gerade aus dem Knast raus und versucht sich eine eigene Bleibe zu schaffen was jedoch ohne Geld nicht ganz so einfach ist.
Bis er auf die junge Xiaorong trifft die ihm versucht Raubkopien von DVD´s zu verkaufen. Man freundet sich schnell an und genau so schnell landet auch Dunhuang in ihrer Wohnung und in ihrem Bett.
Vor seiner Zeit im Knast hat der junge Mann mit gefälschten Papieren gehandelt nun will er es mit Raubkopien versuchen. Nicht nur will er sich, wie so viele andere junge Menschen hier in Peking, eine eigene Existenz aufbauen sondern auch genug Kohle zusammentragen um seinen Freund Baoding mit Schmiergeld aus dem Gefängnis freizukaufen.

Im Wust der Veröffentlichungen anlässlich der Buchmesse in Frankfurt überschlug man sich ja mit literarischen Neuerscheinungen aus dem Reich der Mitte wo dieses kleine Büchlein von Xu Zechen wohl etwas untergegangen ist.
Im Laufschritt durch Peking zeigt das brodelnde Treiben in der BoomTown Peking in der das Neue kaum Zeit hat alt zu werden da schon wieder etwas viel Neueres nachdrängt. Wo Kapitalismus auf die Hoffnungen und Träume vieler Jugendlicher trifft. Und wirklich sind es auch hauptsächlich jugendliche Charaktere die man in diesem Büchlein antrifft. Noch niemand über 30, oft vom Lande hier her gezogen um sein Glück zu machen ähneln sich die Schicksale die sich in einer Schattenrealität abspielen.
Es geht nur um Geld, es zu haben ist nun mal besser als ihm hinterher zu jagen und jene die es haben wollen natürlich mehr.
Und dies ist auch der Dreh- und Angelpunkt des Buches. Gegen einen bestimmten Gegenwert an Geld ist jeder käuflich.
Seien es Beamte die kleine Gefälligkeiten für einen erbringen sollen oder seien es die 5000 Yuan die man standardmäßig zahlen muss um jemand aus der Untersuchungshaft freizukaufen.
Und hat man mal Geld fliegt danach aber auf die Fresse fängt alles wieder von vorne an.
Genau auf diesen Prozess legt Zechen einen recht ungeschönten und schnörkellosen Blick. Mit geradliniger Erzählweise fängt er den Puls der Stadt ein und vermittelt dem Leser was die Jugendlichen so träumend macht.
Der einzige Schönheitsfehler den das Buch hat ist die an manchen Stellen doch etwas holprige Übersetzung aus dem Chinesischen, wo man augenscheinlich etwas mehr Zeit hätte investieren müssen um nicht ständig den Leser mit eingedeutschten Slang zu ärgern.

Aber ansonst kann ich dieses Buch jedem Interessierten empfehlen der mal in die moderne Chinesische Literatur schnuppern möchte. Und auch Leser die keine Zeit oder genügend Aufmerksamkeit für sollche Schwarten wie jene von Mo Yan (Der Überdruss) oder Yu Hua (Brüder) haben werden sich über dieses Büchlein freuen.
Dr.Who
 

von Anzeige » 22.11.2009, 14:29

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