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Toller, Ernst - Eine Jugend in Deutschland




Toller, Ernst - Eine Jugend in Deutschland

Beitragvon marilu » 24.04.2006, 12:20

Inhalt (Klappentext):

Ernst Toller, eine der lautersten und tragischsten Gestalten jenes deutschsprachigen Expressionismus, der in Dichtung und Politik keine unversöhnlichen Gegensätze sah, schrieb hier eine fragmentarische Autobiographie, die vom Tage seiner Geburt bis zu seiner Entlassung aus der bayerischen Festung Niederschönfeld im Jahre 1924 reicht. In meisterhafter, schlichter und luzider Prosa schildert Toller die Tage seiner Kindheit in Samotschin, einer kleinen Stadt im Netztebruch, seine Studentenzeit in Grenoble, seine Teilnahme am Ersten Weltkrieg, der den begeisterten Freiwilligen zum humanitären Pazifisten macht.
Als 1918 in Deutschland die Revolution ausbricht, schlägt Toller sich auf die Seite der Revolutionäre und nimmt eine führende Stellung in der Bayerischen Räterepublik ein, dieser staatlichen Organisation "verzweifelter Arbeitermassen, die die bereits verlorene deutsche Revolution durch einen tollkühnen Handstreich retten" wollen.
Toller wird verhaftet und erst nach fünf Jahren Festung wieder entlassen: "Ich bin dreißig Jahre alt. Mein Haar wird grau. Ich bin nicht müde", schreibt er, und doch erkennt er schon die tragische Grenze aller Glücksmöglichkeiten, die revolutionärem, das heißt oft notwendig: gewaltsamem und die Schuld nicht scheuendem Handeln gesetzt ist. Ein bedeutendes, vielleicht das beste Werke Ernst Tollers, ebenso aufschlußreich für das Verständnis des Autors wie für das Verständnis einer ganzen unseligen und folgenschweren Epoche.

Zum Autoren (bei Wikipedia kopiert):

Ernst Toller (* 1. Dezember 1893 in Samotschin, Posen; † 22. Mai 1939 in New York) war ein Politiker, Revolutionär und Schriftsteller.

Toller war Soldat im 1. Weltkrieg. Seine Kriegserfahrungen bewirkten bei ihm eine pazifistische und revolutionär-sozialistische Einstellung. Nach dem Krieg beteiligte er sich 1918 am Umsturz in Bayern und im April 1919 in verantwortlicher Position an der Münchner Räterepublik. Obwohl Pazifist, war er dort mit dem Aufbau der Roten Armee beauftragt. Im Theaterstück "Masse Mensch" hatte er sich später unter anderem mit dem daraus resultierenden Gewissenskonflikt auseinander gesetzt. Ernst Toller wurde nach der Niederschlagung der Räterepublik durch rechtsextreme Freikorpsverbände und Reichswehr, 1919 als Mitglied einer Regierung der Münchner Räterepublik zu 5 Jahren Festungshaft verurteilt. 1933 emigrierte er in Folge der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten in die USA. Seine revolutionären expressionistischen Dichtungen erregten in den 1920er Jahren Aufsehen. Am 22. Mai 1939 nahm Toller sich in einem New Yorker Hotel das Leben.

Zu seinem Werk: http://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Toller#Werke

Über das Buch:

Das Rowohlt-Taschenbuch hat nur 167 Seiten und kostet lediglich 4,90€. Ein geringer Preis für eine große Menge an Information zur deutschen Geschichte.

Meine Meinung:

Ich habe mir das Buch gekauft, weil es sich interessant anhörte und ich über die Revolutionszeit in Bayern eher wenig weiß. Hier im Norden wurde in der Schule doch mehr über den Matrosenaufstand in Kiel und dessen Auswirkungen auf das gesamte Reich erzählt . Ich erinnere mich, von der Räterepublik schonmal gehört zu haben, aber alle Details zu dem Thema hatte ich bereits vergessen.

Hier kommt ein Beteiligter zu Wort, der durch seinen Schreibstil den Leser dazu auffordert, seine Erlebnisse nachzuvollziehen und seine Gewissenskonflikte mitzuerleben und darüber nachzudenken. Es entsteht das Bild eines integeren Menschen, der immer bemüht ist, sich selbst treu zu bleiben, so schwer es ihm auch fällt (dieses hehre Ziel kann er beiweitem nicht immer erreichen).
Die Lektüre ist - dem Thema entsprechend - sehr beklemmend. Dieses Gefühl entsteht zum einen dadurch, dass Toller seine eigenen Erfahrungen der Revolutionswirren wiedergibt, zum anderen aber auch andere Leidtragende (Arbeiter, Sozialisten und Kommunisten) zu Wort kommen läßt.

Ich kann die Lektüre wirklich wärmstens empfehlen. Man trifft nicht nur auf eine bemerkenswerte Persönlichkeit, sondern erhält nebenbei "Nachhilfe" in deutscher Geschichte.

Wie ich den Selbstmord Tollers 1933 einordnen soll, kann ich an dieser Stelle noch nicht beurteilen, denn dazu muss ich mehr über ihn erfahren. Ein Vorhaben, das ich bald umzusetzen gedenke...

Ernst Toller: Eine Jugend in Deutschland

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