Eine mittelschwere Biographie über eine faszinierende Erscheinung!
Auf diese Biographie bin ich durch “Literatur im Foyer” gekommen. Dieses Coverbild, das muss ich ganz klar zugeben, hat mich magisch angezogen. Als ich dann im Internet recherchierte, fand ich noch viele weitere Bilder dieser Art, die mich allesamt irgendwie fasziniert haben.
Wenn man dann diese Biographie liest, wird einem ganz schnell klar, das war Sinn und Zweck der Selbstinszenierung Georges. Sein ganzes Leben hat er sein Äußeres dazu benutzt zu dieser schillernden Erscheinung zu werden, nur ausgewählter Bilder durften an die Öffentlichkeit. Er war ein Gesamtkunstwerk! Dies grenzte zwar an Größenwahn, der sich aber in irgendeiner Weise tatsächlich bewährt hat. Stefan George hatte eine riesige Jüngerschar um sich versammelt.
Thomas Karlauf schreibt, dass Stefan George einer der einflussreichsten Dichter des 20. Jh. war, ich kann zwar nicht behaupten, dass mir seine Gedichte besonders gut gefallen hätten. Aber hier und da ist mir eins aufgefallen; und die Zeile:
Der reinen wolken unverhofftes blau, wird mich wohl ein Leben lang begleiten, weil es wirklich wunderschön poetisch ist, und mir zum Ohrwurm geworden ist.
Seinen Einfluss hat er ganz klar seinem Äußerem und wie er es verkaufte und publizierte zu verdanken. Wenn man bedenkt wie alleine ich auf diese Bilder reagiert habe, kann man erahnen unter welchem Bann seine Anhänger standen.
Zudem war er ein Vorreiter der Homosexuellenbewegung, denn sie bewegten sich alle am Rande der Legalität, Oskar Wilde wurde zu einem Jahr Sittenhaft verurteilt, und dieses Empfinden schweißte zusätzlich aneinander.
Der Autor geht viel auf das Gesamtwerk von George ein, so dass der Laie eine gute Einführung in die lyrische Welt des letzten Jh. erhält. Natürlich ist das nicht immer leicht zu verstehen, man muss einiges nachschlagen.
Dennoch hat mir diese Lektüre, gemeinsam mit den „Gedichten“ (Klett-Cotta), richtig viel Freude gebracht. Ich hatte das Gefühl mich „wissenschaftlich“ mit diesem Thema auseinander zu setzen. Auch wenn mir das Charisma Georges nach dem ersten Teil gar nicht mehr gefiel, und ich das Gefühl hatte, einem Blendwerk aufgesessen zu sein.
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