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Garcia Marquez, Gabriel - Die Liebe in den Zeiten der Chol




Garcia Marquez, Gabriel - Die Liebe in den Zeiten der Chol

Beitragvon Coco » 24.04.2007, 10:12

Kurzbeschreibung auf Buchrücken:
Die schönste Liebesgeschichte der Welt

51 Jahre, 9 Monate und 4 Tage wartet Florentino Ariza auf Fermina Daza. Schon als Achtzehnjähriger hat er sich unsterblich in sie verliebt, in ihren stolzen Gang und den schweren Zopf auf ihrem Rücken. In poetischen Briefen hat er um sie geworben, für kurze Zeit ihre Aufmerksamkeit gewonnen, und sie dann doch an Doktor Juvenal Urbino verloren. Aber nie hat er aufgehört, sie zu lieben.

Gabriel Garc¡a Marquez singt der Liebe "sein Hohelied in schier unendlicher Melodie bis zum HappyEnd". (Der Spiegel)


Meine Gedanken:

Schon nach ein paar Seiten war sie wieder da, diese Faszination in die mich Garcia Marquez bereits bei "Hundert Jahre Einsamkeit" zog.
Die Betrachtung einiger Menschen in der Hitze der Karibik, ihre von den Spaniern übernommenen, teils religiösen, Moralverstellungen, ihre Sehnsucht und Sinnlichkeit, ihre Poesie und ihre Träumereien.

Für mich ist es zu einseitg, dieses Buch einfach auf das Thema "Liebe" zu reduzieren, im Gegenteil, für mich geht es um Sehnsucht nach der Liebe zum einen und real gelebtem Leben mit einem Partner, aus dem Liebe entsteht, zum anderen.
Wir können den Lebensweg zweier Menschen, die sich in ihrer Jugend für kurze Zeit begegnen, verfolgen.

Florentino, der augenscheinlich die abgewiesene Liebe zu Fermina nie verarbeitet, der sein gesamtes Leben auf sie wartet, sie idealisiert, ohne sie zu kennen, baut sein gesamtes weiteres Leben auf dieser "Liebe" auf; nur für SIE erlangt er beruflichen Erfolg, nur für SIE wird er reich, nur für SIE baut er ein respektables Zuhause. Während der 50 Jahre des Wartens hat er viele, sehr viele Begegnungen mit Frauen, manche davon könnte er lieben - wenn da nicht Fermina wäre, die Idealisierung dieser Frau verhindert jede engere Bindung an eine andere Frau.

Fermina hingegen, die die kurze Zeit mit Florentino schnell vergißt, heiratet den Arzt Juvenal - nicht aus Liebe, sondern als letzten Ausweg, nicht das Leben einer "Unverheirateten" leben zu müssen. Sie lebt über 40 Jahre mit diesem Mann zusammen, hat glückliche Zeiten mit ihm, aber auch schlechte. Erst durch das gemeinsame Erleben des Lebens erkennt sie, bereits sehr alt geworden, dass sie ihn liebt - dass die Liebe nicht plötzlich kommt, sondern dass diese wächst.

Was ist nun Liebe ?

Nahezu kein Anderer versteht es, wie Garcia Marquez, Sinnlichkeit zu beschreiben. Wir "sehen" Fermina, eingeschlossen im Badezimmer, eine Zigarre rauchend, sich selbst der Leidenschaft überlassen, wir erleben das Verlangen der vergessenen Witwen - selbst die Leidenschaft zu einer 14-jährigen erscheint nicht anrüchig. Und nie habe ich so eine schöne Beschreibung über das Verlangen alter Menschen gelesen oder gehört.

Weitere Themen, wie kurze Einblicke in eine Gesellschaft um 1900, die ihren Kolonialherren mehr Bewunderung als Erleichterung über die Befreiung von denselben entgegenbringt, die Zerstörung natürlichen Lebensraums zum Wohle der Technik, die Gegenwart und den Einfluß der katholischen Kirche, runden diesen Roman ab.

Dieses Buch ist wunderbar, dennoch reicht es für mich nicht an "Hundert Jahre Einsamkeit" heran, dort einfließende mystische und surreale Komponenten haben mir hier gefehlt.
Leider wird es im 2. Drittel teilweise auch etwas langatmig, das Happy-End wäre, mal abgesehen von der wunderbaren und ehrlichen Schilderung der körperlichen Liebe alter Menschen, nicht nötig gewesen.

Meine Empfehlung: in die Sonne liegen und sich von diesem Buch weit weit weg tragen lassen !

:stern: :stern: :stern: :stern: / :stern:

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Liebe Grüsse
Coco

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:studie:

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von Anzeige » 24.04.2007, 10:12

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Beitragvon Krümel » 24.04.2007, 10:41

Das ist mein Lieblingsbuch von Marquez, so unterschiedlich sind eben die Geschmäcker!
Schön, dass du dieses Buch hier aufgenommen hast Coco, es fehlte noch :D
BildLiebe Grüße,
Krümel



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Beitragvon alwin03 » 10.08.2007, 17:45

@Coco, schöne Rezi von Dir.

Jetzt da ich das Buch fertig habe, kann ich Deinen Gedanken folgen.
Das Buch spiegelt Leben, Liebe, Leidenschaft und Altern wieder.
Auch für mich war es mitunter, quälend sich durch die Seiten zu lesen. Das Buch mit hundert Seiten weniger, wäre sicher noch besser angekommen.

Es ist/wird alles angesprochen, beinhaltet mitunter brutale Kehrtwendungen und wird dann wieder sehr harmonisch und liebevoll.
Hier ist es der abstürzende Dr, da die ermordete Geliebte und nicht zuletzt die brutale mehrmalige Zurückweisung durch Fermina, die in dem Buch aufrütteln und uns große Augen machen lassen.

Der Autor lässt uns im Alltag seiner Protagonisten etwas hinter die gedanklichen Kulissen schauen.
Ich konnte nicht immer die Leidenschaft von Florentino erkennen. Für mich war es zum Teil auch Trotz wenn er zu seinen "Witwen" ging, sich extra in die Straßenbahn begab.
Oder vielleicht nur ein männliches Bedürfnis?

Schön liest sich Anfang und Ende des Buches. Teile des Buches in denen über das Altern geschrieben wird. Der Umgang mit dem ermatteten Körper, der Gedanke an ein Ende.

Insgesamt sehr tiefe Einblicke, die nachdenklich machen und die ich mochte zu lesen, wenn, ja wenn die Langatmigkeit in manchen Textpassagen nicht wäre.

:stern: :stern: :stern: :stern:
Ich lese zur Zeit:

--------------------------------------- ???


wENN nUr meinE sCHleChte recht(s)SchreIbunG nICHT wÄr :cry:
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