Polarisieren, dass steht wohl als erstes Wort, wenn man den Littell gelesen hat.
Das Buch wird jeden Leser sich seine eigene Meinung über Inhalt und Ausdruck der 1400 Seiten schaffen lassen.
Ich hatte immer wieder zwischendurch in kurzen Zügen geschildert welchen Eindruck das Buch auf mich gemacht hat. Ich hab nun die Seiten geschafft, hab sie auf mich wirken lassen und will darüber schreiben.
Nun ist der Krieg kein "tolles" Thema und wenn man ihn beschreibt, so sucht man sich am besten Extreme aus, um die Ungerechtigkeit und alles was damit zusammenhängt, mit voller Wucht auf den Leser zu reflektieren.
So geschehen bei Littell. Sein Protagonist wird an die wiederlichsten Schauplätze des Krieges geschleppt. Seine Reise beginnt von Berlin ausgehend über Polen in die Ukraine mit der Aufgabe die Juden zu vernichten. Dr. Aue ist nicht nur dabei, er ist auch selbst Täter für den nicht die Toten, sondern die Zahlenkolonnen und die Logistik wichtig sind. Er ist hier und da etwas psychisch angeschlagen, aber im Allgemeinem macht er brav seine Arbeit.
Danach ist er zur Erholung im Kaukasus um dann die letzten Tage in Stalingrad mitzuerleben.
Auf Grund einer Verletzung, ist er einer der letzten die Stalingrad verlassen konnten und nach seiner Genesung gelangt er ins Hauptquartier von Himmler in dem er bis zum Einmarsch der Russen in Berlin tätig ist.
Mich hat das Buch stark an "Der Tod ist mein Beruf" von Merle erinnert. Merle hat die Bilder ebenso brutal und damit sicher auch authentisch geschildert. Dem Leser bleibt nichts erspart, ihm werden die Augen grausam auf das Abschlachten gerichtet. Man hält es nicht für möglich was ein Mensch aushalten kann.
Der für mich interessanteste Part lag in dem Buch darin, dass es sich hier um eine Gewisse autobiographische Abhandlung mit wahren Kriegsgrößen handelt.
Dr.Aue trifft während des Buches mit vielen wichtigen Personen des Krieges fiktiv zusammen. Von Blodel, über Ohlendorf, Eichmann, Höß, Himmler, Speer bis hin zu Bornemann und Hitler. Alles Personen die er fiktiv an den ihnen zugewiesenen Orten begegnet.
Ich kam nicht umhin, ständig neben mir den Laptop aufzuschlagen um noch weitere Informationen zu diesem Thema zu gelangen.
Littell hat es damit geschafft, ein gewisses Interesse im Leser zu wecken und damit die Grundlage gelegt, dass man sich mit dem Thema auseinandersetzt.
Dr. Aue wird nicht nur als Schlächter und Beamter beschrieben, sondern auch sein persönliches Leben begleitet den Leser über das gesamte Buch.
Hier hat Littell für mich komplett versagt. Das sein Protagonist eine etwas schwierige Kindheit hinter sich hat, begleitet mit einer inzestuösen Beziehung zu seiner Schwester, dazu homosexuell veranlagt ist, sei gestattet. Wie sich Littell mit dieser Thematik auseinandersetzt ist gruselig.
Seine Fäkalsprache, die abnormen Gedanken dazu verreißen das Buch.
So hart und brutal er den Krieg schildert, so hart und brutal muss nach Littel`s Meinung auch sein Privatleben und seine Gedanken dafür herhalten.
Der Mord an seiner Mutter, die immer wiederkehrenden Polizisten und das sehr skurile Ende sind Beispiel dafür.
Abschließend erhält Littell ein Lob für seine gute Recherche, welches er aber mit seiner mir unangenehmen Sprache wieder verschenkt.
Ein Buch was mich bewegt hat, welches ich unbedingt weiterempfehlen werde und über welches ich gern noch diskutieren möchte.
Von der Stimmung her, habe ich 700 Seiten aufwärts gelesen um dann leider nach 700 Seiten wieder unten zu landen.
Leider nur einen (Recherche) Stern