(der Autor/in lebt noch, und spiegelt die heutige Zeit)
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Oskamp, Katja - Hellersdorfer Perle

15.03.2010, 10:28

Eigentlich hat die Frau alles, was sich eine Mitte-30-Jährige wünscht: einen Mann, der sie liebt und ihr die Welt zu Füßen legt, eine süße kleine Tochter, gutsituierte und gesicherte Wohn- und Lebensverhältnisse, einen interessanten Job, eine gutmeinende Freundin, die sie ständig mit Beziehungstipps versorgt. Sie führt genau das Leben, das in ihrer Kindheit nach Vorbild der Eltern als Ziel und Berufung vorgegeben wurde.

Gefallen an der „anderen Seite“ des Lebens fand sie während eines Trampurlaubes in Osteuropa und in der leidenschaftlichen Beziehung zum – um einiges älteren – Schauspieler Karl. Erlebnisse und Erfahrungen, die sie nicht vergessen kann.

Als wieder einmal das große Schweigen im Familienleben überhand nimmt, packt die Protagonistin kurzerhand den Koffer, steigt in die Straßenbahn, fährt bis zur Endstation, betritt eine zwielichtige Bar - die "Hellersdorfer Perle" - und trifft auf den namenlos bleibenden „Mann mit Stock“, zu dem sie sich auf unerklärliche Weise hingezogen fühlt. Ihm gelingt es ohne vieler Worte, sie aus ihrer Reserviertheit zu holen, ihre so lange unterdrückten Wünsche und Begehren zu Tage zu fördern. Ohne viel voneinander zu wissen, beginnen sie eine hemmungslose Affäre und die biedere Hausfrau wird zur leidenschaftlichen „Königin der Nacht“.

In kurzen, fast staccatoartigen Sätzen, sehr dialoglastig und mit großer Leichtigkeit und viel Humor wird das Doppelleben der Protagonistin beschrieben, hin- und hergerissen zwischen ihrer Verantwortung als Mutter und Frau und der Flucht aus genau diesem biederen, aber gesicherten Leben, das sie so unglücklich macht. Die Charaktere bleiben allerdings sehr an der Oberfläche und bleibt es dem Leser überlassen, sich Gedanken über die tieferen Beweggründe - so es welche gibt - zu machen.
Gleichzeitig wird ein authentisches Bild der Mitte-30-Generation vermittelt mit ihrer Orientierungslosigkeit, der zufriedenen Selbstgefälligkeit im erreichten Wohlstand, und doch dem unbestimmten Gefühl dass das "noch nicht alles sein kann“.

Über die Autorin:
Katja Oskamp, geboren 1970 in Leipzig, aufgewachsen in Berlin, studierte Theaterwissenschaften und Germanistik, war Dramaturgin am Volkstheater in Rostock. Sie lebt heute mit ihrer Tochter in Berlin.
"Hellersdorfer Perle" ist nach "Die Staubfängerin" (2007) der zweite Roman, 2004 erschien die Prosasammlung "Halbschwimmer", für die sie mit dem Rauriser Literaturpreis ausgezeichnet wurde.

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15.03.2010, 10:28

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