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Damm, Sigrid - Das Leben des Friedrich Schiller




Damm, Sigrid - Das Leben des Friedrich Schiller

Beitragvon Karthause » 29.07.2009, 15:40

“Meine beste Freude ist meine Thätigkeit, sie macht mich glücklich in mir selbst und unabhängig nach aussen…“ ( Friedrich Schiller S. 441)

Sigrid Damm stellt Schillers Werk in den Mittelpunkt ihres Buches. Es ist somit keine Biographie im herkömmlichen Sinne, sondern eher eine Betrachtung zu Schillers Arbeitsalltag, der Entstehung seiner Werke, der dazu gehörigen Umstände und Rahmenbedingen – eine Wanderung durch sein Lebenswerk. Als Grundlage für dieses Buch sind Schillers Briefwechsel und andere Zeitdokumente zu sehen, die Sigrid Damm in einer wie bekannt akribischen Recherche in Archiven, Museen und Bibliotheken analysierte. So belegt sie sehr viele Dinge mit Auszügen aus Originalen, sind diese jedoch für sie nicht greifbar, beispielsweise die, von denen bekannt ist, dass sie bewusst vernichtet wurden, zieht sie ihre eigenen Schlussfolgerungen, an einigen wenigen Stellen verliert sie sich auch in kleine Spekulationen. So erlebt der Leser Friedrich Schiller immer als Schaffenden, teilweise auch als einen vom Schaffen Besessenen. Aber neben dem Dichter tritt sich nach und nach der Mensch Schiller in den Vordergrund. Seine Erwartungen und Enttäuschungen, sein Schwanken zwischen Hochstimmung und Depression, die immer währenden Geldsorgen, seine angeschlagene Gesundheit, seine Bissigkeit gegenüber Zeitgenossen und sein Werben um die Freundschaft Goethes bringt die Autorin dem Leser nahe. Nach dem Zustandekommen der Dichterfreundschaft legt sie ihr Augenmerk auf das sich gegenseitige Beflügeln und Austauschen der beiden Großen, die ein enges Miteinander verbindet, aber auch ein gewisses Konkurrenzdenken trennt.

Mir hat dieses Buch gut gefallen. Der Mensch Friedrich Schiller, von dem mir beschämend wenig bekannt war, offenbarte sich mir. Manche meiner Fragen beantwortete die Autorin nur ganz knapp und auch erst am Ende des Buches, beispielsweise die nach der Vaterrolle Schillers. Was ich ihr allerdings ein wenig ankreide ist die nicht vorurteilsfreie Herangehensweise an die Person Friedrich Schiller. Das drückt sich oft nur einfachen Formulierungen z. B. bezüglich seiner Krankheiten aus, an anderen Stellen in Wertungen. Ich gebe zu, dass ich dass sogar nachvollziehen kann. Mein Herz schlägt auch eher für Goethe, denn für Schiller. Dennoch empfand ich es als ein wenig störend.

Mein Fazit: Nach „Christiane und Goethe“ war dies das zweite Buch, welches ich von Sigrid Damm las. Trotz der Ausrichtung des Buches auf das Werk Schillers, kam ich dem Menschen Friedrich Schiller deutlich näher. Ich habe „Das Leben des Friedrich Schiller“ gern gelesen und freue mich auf die Bücher der Autorin, die noch in meinem Regal stehen.


Über den Autor (Quelle Wikipedia)

Sigrid Damm (* 7. Dezember 1940 in Gotha) ist eine deutsche Literaturwissenschaftlerin und Schriftstellerin.

Sigrid Damm wuchs in Gotha auf, wo sie 1959 ihr Abitur machte. Von 1959 bis 1965 studierte sie Germanistik und Geschichte an der Universität Jena. Anschließend war sie als Hochschuldozentin in Jena und Berlin tätig. 1970 promovierte sie zum Doktor der Philosophie. Daneben wirkte sie als Autorin an einer im Verlag Volk und Wissen erschienenen “Geschichte der deutschen Literatur” mit. Seit 1978 lebt sie als freie Schriftstellerin in Berlin. 1993 war sie Gastdozentin an den Universitäten in Edinburgh und Glasgow, 1994 an der Universität Hamburg.

Sigrid Damm ist in erster Linie Verfasserin von Werken über Personen aus dem Umkreis der Weimarer Klassik. Insbesondere mit ihren in einer Mischung aus Biographie und Fiktion geschriebenen Büchern über Goethes Jugendfreund Jakob Michael Reinhold Lenz und Goethes Ehefrau Christiane von Goethe erzielte sie große Publikumserfolge.

Sigrid Damm ist Mitglied des deutschen P.E.N.-Zentrums und der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur.

:stern: :stern: :stern: :stern:

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Gebundene Ausgabe: 489 Seiten
Verlag: Insel, Frankfurt
ISBN-13: 978-3458172208
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Re: Damm, Sigrid - Das Leben des Friedrich Schiller

Beitragvon Casoubon » 04.11.2010, 09:24

Ich hätte mich vom Lesen des Buch fragen sollen, was ich über Friedrich Schiller weiß und das nun mit dem jetzigen Wissensstand vergleichen - der Unterschied wäre enorm gewesen.
Sigrid Damm hat mein Bild von Schiller erheblich verändert - dies ist unter anderem in der Beschreibung der Beziehung zu Goethe zu sehen. Sigrid Damm zeichnet die Entwicklung dieser aussergewöhnlichen Freundschaft nach - was zumindest bei mir dazu führte, dass ich an meinem ursprünglichen Bildes einiges zu korrigieren hatte. Aber auch darüber hinaus wird Schiller durch diese Biographie sehr lebendig - in seinen Ängsten/ Zweifeln/ seiner Energie/ Disziplin/ als Ehemann/ als Sohn/ als Bittsteller, etc. .

Ein bißchen kurz kam mir der Abschnitt, in dem Schiller als Vater beschrieben wird - gerne hätte ich auch gewusst, wie seine Familie nach seinem Tod gelebt hat.

Sigrid Damm hat es geschafft, mein interesse an weiterführenden Themen zu wecken - so möchte ich mehr über Goethe und Christiane erfahren. Das Buch von Rüdiger Safranski über die Freundschaft von Goethe und Schiller ist nun auch nach ganz weit oben auf der Wunschliste gerutscht.

:stern: :stern: :stern: :stern:

LG,
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Re: Damm, Sigrid - Das Leben des Friedrich Schiller

Beitragvon mombour » 04.11.2010, 09:46

Karthause hat geschrieben:
Sigrid Damm ist in erster Linie Verfasserin von Werken über Personen aus dem Umkreis der Weimarer Klassik. Insbesondere mit ihren in einer Mischung aus Biographie und Fiktion geschriebenen Büchern über Goethes Jugendfreund Jakob Michael Reinhold Lenz und Goethes Ehefrau Christiane von Goethe erzielte sie große Publikumserfolge.


Über Goethes Christiane habe ich gelesen. Ein wunderbares Buch. Ihr Buch über Jakob Michael Reinhold Lenz wollte ich schon dieses Jahr lesen, werde die Lektüre aber aufs nächste Jahr verschieben müssen. Sigrid Damm schrieb auch den in der DDR spielenden Roman "Ich bin nicht Ottilie". Es lohnt sich wirklich, von dieser Autorin Bücher in die Hand zu nehmen. :D
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