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Fest, Joachim - Ich nicht




Fest, Joachim - Ich nicht

Beitragvon Voltaire » 29.01.2007, 20:07

Titel: Ich nicht
Autor: Joachim Fest
Verlag: Rowohlt
Erschienen: September 2006
Seitenzahl: 368
ISBN: 3498053051
Preis: 19.90 EUR


1926 wurde Joachim Fest in Berlin geboren. Er starb am 11. September 2006. Zwischen diesen beiden Daten lag ein interessantes und aufregendes Leben. In diesem Buch berichtet Joachim Fest über seine Kindheit und seine Jugend.

Es gibt Autobiographien, da kann man die Buchstaben gar nicht lesen, weil sie soweit oben sind, weil der Autor seine eigene Person auf einen riesigen Sockel gestellt hat. Joachim Fest hat das nicht gemacht. Der langjährige Mitherausgeber der „Frankfurter Allgemeinen“ erzählt engagiert, spannend und ohne Pathos. Nicht sich selbst stellt er in den Mittelpunkt, im Mittelpunkt steht seine Familie. Da ist der Vater, der schon kurz nach der Machtübernahme der Nazis seine Stellung als Schulleiter verlor, da ist der geliebte Bruder Wolfgang, der 1944 in einem Lazarett an einer Lungenentzündung starb, ein Verlust, den Joachim Fest offensichtlich nie richtig überwunden hat.

Falsche Sentimentalitäten sind nicht seine Sache. Er analysiert nüchtern und auch schon in seinen jungen Jahren hat er sich immer wieder eingemischt, etwas das ihn auch im weiteren Leben auszeichnete.

Joachim Fest gehörte zu den Menschen, die etwas zu sagen hatten. Der promovierte Jurist und Historiker stand zu seinen konservativen Werten und war ein unerschütterlicher Demokrat.

Seine Kindheits- und Jugenderinnerungen sind keine Selbstbeweihräucherung und Eitelkeiten haben in ihnen keinen Platz. Sie sind eine Auseinandersetzung mit unserer jüngeren Vergangenheit. Dieses Buch wird sicher dafür sorgen, dass diese unsagbaren Verbrechen, nicht wie vielfach gefordert, in Vergessenheit geraten.

Eine wirklich spannend zu lesende Autobiographie. Sehr zu empfehlen.

Meine Bewertung:

:stern: :stern: :stern: :stern: :stern:

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Voltaire
 

von Anzeige » 29.01.2007, 20:07

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Beitragvon Karthause » 29.01.2007, 20:14

Ach Voltaire, was stellst du immer für gute Bücher vor. Ich habe Fest's Biografien von Hitler und Speer sehr gern gelesen. Seine Autobiografie steht jetzt auch auf meiner Liste. :wink:
Viele Grüße
Karthause

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Beitragvon Siebenstein » 30.01.2007, 09:26

karthause hat geschrieben:Ach Voltaire, was stellst du immer für gute Bücher vor.


...genau das habe ich gestern auch gedacht, @Voltaire, als ich deine Rezension gelesen habe. Ich bewundere dein Zeitmanagement, denn das Tempo, das du beim Lesen und auch beim anschließenden Schreiben der Rezi an den Tag legst, läßt mich vor Neid erblassen. :shock:

Liebe Grüße
Siebenstein :wink:
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Beitragvon Krümel » 30.01.2007, 12:19

Ich werde dieses Jahr mit der Hitler-Bio von Fest beginnen, diese erscheint am 26.02. in der Reihe "Spiegel-Edition". Seine eigene Bio werde ich bestimmt auch noch lesen :D
BildLiebe Grüße,
Krümel



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Beitragvon Voltaire » 30.01.2007, 13:39

Krümel hat geschrieben:Ich werde dieses Jahr mit der Hitler-Bio von Fest beginnen, diese erscheint am 26.02. in der Reihe "Spiegel-Edition". Seine eigene Bio werde ich bestimmt auch noch lesen :D



Die "Hitler-Biographie" von Fest ist sehr gut zu lesen, aber man sollte sie auch sehr kritisch lesen. Einige haben Fest vorgeworfen, er sehe in Hitler den Alleinschuldigen, andere wiederum haben gesagt, Fest würde Hitler zu sehr verklären. Dieses ist vielleicht nicht die beste Biographie über Hitler - die beiden Bände über Hitler von Kershaw haben wir persönlich besser gefallen, trotzdem gehört die Hitler-Biographie von Joachim Fest zum Besten was es über die Person Hitlers, über die Geschichte der NSDAP und über das Dritte Reich zu lesen gibt.
Sollte in jeder Schule Pflichtlektüre werden.
Voltaire
 

Beitragvon Krümel » 30.01.2007, 13:43

Danke für die Info, Voltaire. Ich denke, das Thema aus der FAZ beweist sich hier wieder: So viele Bücher, so wenig Zeit :roll:
BildLiebe Grüße,
Krümel



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Beitragvon Pippilotta » 30.01.2007, 16:16

Über Fests "Ich nicht" habe ich im Herbst mit großem Interesse eine Diskussion im "Literaturclub" verfolgt. Da ich selber das Buch (noch) nicht gelesen habe, kann ich nur die Streitpunkte ider Diskussion wiedergeben.

Dort haben sich die Anwesenden sehr, sehr kritisch über dieses Buch geäußert. Es wurde Fest v.a. vorgeworfen, sich "mit den Lorbeeren seines Vaters" zu schmücken. Es geht nämlich in erster Linie um das Leben seines Vaters und deshalb ist es keine "Biografie". Der Titel des Buches suggeriert allerdings, das "Ich nicht" beziehe sich auf Joachim Fest. Richtigerweise müsste es heißen "Er nicht".

Es wurde dann noch der Clinch mit Marcel Reich-Ranicki angesprochen und Fests angebliches Naheverhältnis zu Speer.

Aber ich sage da nur Gehörtes wieder, ich werde mir wohl auch selber eine Meinung über das Buch bilden!
Herzliche Grüße
Pippilotta


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