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Fröhling, Ulla - Vater unser in der Hölle




Fröhling, Ulla - Vater unser in der Hölle

Beitragvon Karthause » 02.06.2008, 20:12

Broschiert: 445 Seiten
Verlag: Lübbe
ISBN-13: 978-3404616251


Es ist bereits etliche Tage her, seit ich „Vater unser in der Hölle“ von Ulla Fröhling beendet habe. Eher war ich nicht in der Lage, meine Gedanken niederzuschreiben. Dieses Buch wurde mir von lieben Freundin ans Herz gelegt, ich kannte im Groben die Thematik, wusste aber nicht, worauf ich mich einlasse. Die Unfassbarkeit dieses Buches veranlasst mich auch, hier ausschließlich über meine Gefühle, mit denen ich beim Lesen zu kämpfen hatte, und nicht über meine literarischen Eindrücke zu schreiben.

Noch heute bekomme ich Gänsehaut und einen Kloß im Hals, wenn ich an dieses Buch denke. Viele Bücher dieser Art habe ich bereits gelesen und ich dachte, mein Fell wäre auch für „Vater unser in der Hölle“ dick genug, weit gefehlt. Ulla Fröhlings Buch ist anders, härter, schrecklicher, grausamer, die geschilderten Taten sind unvorstellbar menschenverachtend. Es ging mir nicht nur unter die Haut, es berührte mich im tiefsten Inneren. Nichts wurde ausgeblendet, umschrieben oder beschönigt. Die Autorin lenkte meine Gedanken genau auf die schlimmsten unbeschreiblichsten Schreckenstaten. Stellenweise kam ich mir wie ein Voyeur vor. Und immer, wenn ich dachte, die Leiden der Angela Lenz können nicht mehr schlimmer werden, gab es wieder eine furchtbare Steigerung. Mehrfach war ich versucht, das Buch zur Seite legen, aber auch das konnte ich nicht. Gedanklich war ich schon viel zu sehr verstrickt in die Fäden des Geschehens.

Dieses Buch bewerte ich lediglich mit 4 von 5 Sternen, weil es auf mich stellenweise etwas reißerisch wirkte. Es ist aber ein wichtiges Buch, ihm sind viele Leser zu wünschen. Wenn ich es empfehlen würde, dann nur sehr stabilen Lesern und es wäre immer eine Warnung mit dabei, denn was ich gelesen habe, überstieg oft mein Vorstellungsvermögen, ich mochte es nicht wahr haben, obwohl es nachgewiesenermaßen leider wahr ist.

Mit einer Bewertung habe ich mich bei diesem Buch sehr schwer getan. Was bewerte ich? Das gut beschriebene, aber grausame Schicksal eines Kindes bis hin zur jungen Frau? Den Stil der Autorin? Die Wirkung des Buches auf mich?

:stern: :stern: :stern: :stern:

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von Anzeige » 02.06.2008, 20:12

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Beitragvon Cassa Dar » 02.06.2008, 22:45

Deiner Rezi ist nichts hinzuzufügen, Karthause, ich stimme völlig mit dir überein. Ein Buch, welches ich fast in einem Zug durchgelesen habe - das will schon etwas heißen.
Faszinierend war für mich aber auch der Weg der Therapie, die nur durch das sich persönlich Einbringen und Weiterbilden der Therapeutin einigermaßen erfolgreich abgeschlossen werden konnte. Das Aufgespaltensein der Angela in mehr als 50 Persönlichkeiten, der stete Wechsel - unglaublich. Die Anstrengungen der Therapeutin, um die verschiedenen Personen zu "heilen" - ein Gegengewicht zu den immer wieder geschilderten Grausamkeiten. Nur so ließ sich das Buch lesen.
Wer den Tag mit einem Lächeln beginnt, der hat ihn bereits gewonnen.

:studie: Die Rebellin - Trudi Canavan
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Beitragvon Karthause » 03.06.2008, 06:28

Liebe Cassa, vielen Dank für deine Empfehlung, ohne die hätte ich das Buch vielleicht nicht gelesen. Ich dachte immer, ich sei hart gesotten. Aber dieses Buch empfand selbst ich als sehr heftig. Es hat mich noch tagelang danach beschäftigt.
Viele Grüße
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Beitragvon Emuna » 03.06.2008, 11:22

Bei mir ist es schon länger her, dass ich das Buch gelesen habe.
Und ich kann immer noch kaum an das Buch denken, ohne zutiefst bewegt zu sein. Eine grausame schreckliche Lebensgeschichte.
Emuna
 

Beitragvon Karthause » 03.06.2008, 11:27

Emuna, du hast in einem anderen Fred geschrieben, dass du dieses Buch nicht noch einmal lesen würdest. Ich werde das auch nicht tun.
Viele Grüße
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Beitragvon Emuna » 04.06.2008, 06:01

Emuna, du hast in einem anderen Fred geschrieben, dass du dieses Buch nicht noch einmal lesen würdest.

Das stimmt, Karthause, auf jeden Fall. Ich habe schon eine Menge Bücher über besonders schwere Schicksale gelesen: Mißbrauch, Mißhandlungen,
schwere Erkrankungen. Aber dieses Buch hat alles was ich bislang gelesen oder gehört habe an der Intensität der Ungeheuerlichkeit übertroffen. Ich habe wirklich gelitten mit der Autorin. Der Bericht mit Frau Fröhling irgendwann mal später im Fernseher hat mir den Rest gegeben. Ich glaube dieser Frau, auch wenn die s.g. Theorie der unterdrückten Erinnerungen inzwischen serh umstritten ist.
Auf jeden Fall ich würde mir das nicht noch mal antun,
das Buch zu lesen.
Es ist einfach zu schwer.
Emuna
 



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