Krümels-Bücherwelt ...

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Grimbert, Philippe - Ein Geheimnis




Grimbert, Philippe - Ein Geheimnis

Beitragvon Krümel » 06.09.2006, 12:16

Ein Geheimnis von Philippe Grimbert

Kurzbeschreibung von Amazon:
Als Einzelkind hat es Philippe nicht leicht. Schmächtig ist er, nicht der talentierte, kräftige Sohn, den seine Eltern – beide begeisterte Sportler – gern gehabt hätten. Auch der große Bruder, den er sich in seinen Tagträumen herbeiphantasiert, kann nicht helfen: Kein Stolz, nur Enttäuschung und Leere liegen im Blick des Vaters. Philippe ist 15, als ihm Louise, eine enge Freundin der Familie, ein über lange Jahre gehütetes Geheimnis enthüllt. Die Grimberts sind Juden. Und sie haben das Leben im besetzten Paris keineswegs so unbeschadet und ereignislos überstanden, wie sie ihren Sohn glauben machen wollen. Behutsam wird Philippe an eine vor seiner Geburt liegende, von allen verdrängte Vergangenheit herangeführt, in der es den großen Bruder seiner Phantasie tatsächlich gegeben hat. Jetzt – fast 50 Jahre später – hat sich der Autor Philippe Grimbert entschieden, die bewegende Geschichte seiner Familie aufzuschreiben. Philippe Grimberts preisgekrönter autobiographischer Roman, in Frankreich ein Bestseller, erzählt aus der Sicht eines Nachgeborenen die dramatische Geschichte einer jüdischen Familie – seiner Familie, in der den drängenden Gefühlen von Verlust und Schuld mit Anpassung und Schweigen begegnet wird. Grimbert stellt dagegen die Konfrontation. Damit die Lebenden die Last der Vergangenheit tragen können und die Toten nicht ein zweites Mal getötet werden.


Ich bin mittlerweile sehr skeptisch geworden, was die kurzen Bücher betrifft. Können die unter 200 Seiten Bücher mir etwas sagen, haben sie genug Raum zum Erzählen, können sie Tiefe vermitteln?
Dieses Buch kann es! Ich bin sehr gerührt und bewegt von diesem Buch. Selten gelingt es einem Autor Gefühle so zu beschreiben, dass man sie als Leser lebensnah mitfühlt, sich der Situation genau in der gleichen Stimmung stellt, und alle Beweggründe miterlebt.
Es handelt sich bei diesem Buch um eine Autobiographie, Frankreich im II. Weltkrieg. Ein großes Geheimnis schwebt über Philippe und seinem Leben. Seine Eltern können ihm die Wahrheit nicht erzählen, denn wie kann man erklären, dass es die Feinde waren, die zu Komplizen wurden, und seine Identität erst möglich machten. Die Glocke der Schuld hüllt sich wie ein dunkler Nebel über die ganze Familie …

Ein sprachlich wie thematisch prächtiges Werk, welches ich nur weiterempfehlen kann.


:stern: :stern: :stern: :stern: :stern:

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von Anzeige » 06.09.2006, 12:16

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Beitragvon Pippilotta » 06.09.2006, 18:45

Da ich ja ein bekennender Freund von dünnen Bücher bin :lol: werde ich mal in der Bibliothek Ausschau halten! Es klingt sehr vielversprechend!! :wink:
Herzliche Grüße
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Beitragvon Karthause » 07.09.2006, 06:45

Seht ihr mir geht es genau anders. Ich bin immer enttäuscht, wenn ein Buch´, das gut/sehr gut bewertet wurde, sich dann nur als Heftchen entpuppt. Am liebsten habe ich bei solchen Bücher ganz viele Seiten, damit der Lesegenuss lange anhält. :wink:
Viele Grüße
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Beitragvon Salome » 26.12.2006, 06:59

Erst seit ich die französische Gegenwartsliteratur entdeckt habe, habe ich auch die Kraft und Intensivität von "dünnen" Romanen enteckt. Hätte ich früher nie geglaubt! Aber die Franzosen haben es einfach perfektioniert.

Danke @Krümel für ein weiteres Buch auf meiner Wunschliste! :mrgreen:
Salome
 

Beitragvon Krümel » 26.12.2006, 11:39

Salome hat geschrieben:Danke @Krümel für ein weiteres Buch auf meiner Wunschliste! :mrgreen:


Ich habe aus deinen Bücher bei buchpfade auch Anregungen erhalten, meine Wunschliste wurde länger. Werden wir überhaupt sooo alt? :mrgreen:
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Beitragvon wolves » 26.12.2006, 16:05

:shock: Noch ein Buch auf meiner Wunschliste mehr. Ich beantrage doppelte Lebenszeit um all die Bücher lesen zu können, die ich noch lesen will. 8)

Interessanterweise entdecke ich immer mehr französische Autoren für mich. Das ein Buch "dünn" ist stört mich seit "Nummer sechs" von Olmi nicht mehr. Noch nie habe ich so intensiv Literatur erlebt. Mich stört eher der Preis, was ich für eine dünnere gebundene Ausgabe bezahlen darf. :-( Da muss ich noch etwas in mich gehen.
Liebe Grüße
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Beitragvon dubh » 11.02.2008, 17:52

Philippe Grimbert, Ein Geheimnis
(Suhrkamp Verlag, TB im Oktober 2007)
ISBN 978-3-518-45920-1
154 Seiten; € 7.00 (TB-Ausgabe)
Originaltitel: "Un secret"


Zum Autor:
Philippe Grimbert, Jahrgang 1948, ist französischer Autor und praktizierender Psychoanalytiker und lebt in Paris.

Zum Buch:
In seinem relativ schmalen Roman "Ein Geheimnis" erforscht Grimbert wieder einmal die Welt der menschlichen Geheimnisse, doch dieses Mal gibt er einen sehr intimen Teil seiner eigenen Geschichte preis.

Am Anfang dieses Buches also berichtet der Erzähler Philippe, dass er sich als kleiner Junge und Einzelkind einen Bruder erfunden hat – einen Bruder, der den scheinbaren Ansprüchen seiner Eltern, die sehr talentierte Sportler sind, gerecht wird – ganz im Gegensatz zu sich selbst.
Mit 15 entdeckt er plötzlich und eher zufällig, dass er Jude ist und dass es den Bruder aus seiner Fantasie tatsächlich gegeben hat. Angesichts des tiefen Schweigens in seiner Familie über – auch seine - Vergangenheit fängt er an, eine Vertraute und gleichzeitig alte Freundin seiner Eltern immer wieder zu löchern.
Bis ihm diese Louise dann ein schreckliches und erschütterndes Geheimnis erzählt...

Philippe blickt zurück in die Geschichte und erkennt in ihr die tragischen, prägenden Erlebnisse seiner scheinbar sorglos lebenden Familie. Und er begreift, dass sein Glück das Glück ist, das auf den Schultern eines Unglücks steht... und dass seine Eltern das Schweigen als Schutzschild aufstellten um ihre Selbsterhaltung nicht zu gefährden.

Meine Meinung:
Philippe Grimbert hat, fast 50 Jahre später, mit „Ein Geheimnis“ eine Art Klagelied geschrieben, das frei von Anklage ist. Er erzählt seine Biographie, die Biographie eines völlig Unbelasteten, der trotzdem Lasten buckelt und die Biographie seiner belasteten Eltern, die er hiermit entlastet.

Fazit: Ein beklemmendes, zutiefst menschliches Buch, das mir unglaublich nahe gegangen ist.

:stern: :stern: :stern: :stern: :stern:

Liebe Grüße
dubh
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Beitragvon Salome » 12.02.2008, 08:47

Dank Karthause ist das Buch nun auch auf meinem SuB und ich werde es bald in Angriff nehmen. Ich freue mich schon sehr drauf, besonders nach Euren positiven Kritiken.
Salome
 

Beitragvon Wirbelwind » 21.02.2008, 22:31

Und ich habe es mir heute geleistet! :D

Liebe Grüsse
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Beitragvon Salome » 22.02.2008, 07:04

Vielleicht lesen wir es zusammen, Wirbelwind? :D
Salome
 

Beitragvon Wirbelwind » 22.02.2008, 12:36

Oh super - gerne! :D
Wann könntest du denn? :roll:

Liebe Grüsse
Wirbelwind

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Beitragvon Salome » 22.02.2008, 13:00

Ich bin noch nicht verplant. :D Also schlag was vor. Mein derzeitiges Buch habe ich ca. am Monatsende gelesen.
Salome
 

Beitragvon Wirbelwind » 23.02.2008, 02:46

Befürchte vor Mitte März wird das bei mir nichts.
Ich hab noch ca. 250 Seiten von der "französischen Geliebten", aber dann kann ich nur sporadisch lesen. Wir renovieren nämlich (streichen, tapezieren, Laminatböden, neue Möbel). Hoffe und bete, dass wir bis spätestens 15. März fertig sind (geh ja nebenbei trotzdem arbeiten).
Wäre das für dich ok? Oder ist dir das zu spät?

Liebe Grüsse
Wirbelwind

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Beitragvon Salome » 23.02.2008, 07:28

Lass uns doch Anfang April lesen. Dann könnte ich meinen Mega-Wälzer Die Wohlgesinnten im März lesen und Du hättest keinen Stress :?:
Salome
 

Beitragvon Wirbelwind » 23.02.2008, 13:27

Ja das ist eine gute Lösung. Ich melde mich rechtzeitig bei dir zwecks genauer Terminabsprache. Freu mich jetzt schön. :D

Liebe Grüsse
Wirbewind

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