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Jacobs, A. J. - The Know-It-All (Die Britannica & ich)




Jacobs, A. J. - The Know-It-All (Die Britannica & ich)

Beitragvon marilu » 27.09.2008, 07:54

Untertitel: One man’s humble quest to become the smartest person in the world

Angestachelt von dem Wissensvorrat seines Vaters und dem eigenen unbedeutendem Leben (ich tippe auf Midlife-Crisis), setzt sich der Amerikaner A. J. Jacobs das Ziel, seinen Vater wenigstens auf einem Gebiet zu überflügeln. Sein ehrgeiziges Ziel ist es, die gesamte Encyclopaedia Britannica durchzulesen; ein Unterfangen, an dem sein Vater in den „B-Beiträgen“ scheiterte.

Und so startete er „Operation Encyclopaedia“ an dessen Anfang 32 Bände, 33.000 Seiten, 65.000 Beiträge und 44 Millionen Worte stehen!

Auf 388 Seiten beschreibt Jacobs, welche Erfahrungen er mit seiner Obsession macht, wie sie sein Leben beeinflusst und wie seine Umgebung auf sein Unterfangen reagiert. Bald sieht er sich enttäuscht, weil er anfangs nur belächelt wird; später muss er erfahren, dass sein Redebedürfnis über seinen Wissenszuwachs selbst seine Liebsten nervt (was schließlich so weit führt, dass er seiner Frau Strafe zahlen muss, wenn er mal wieder klug schwätzt).

Humorvoll, selbstironisch und schwungvoll nimmt Jacobs den Leser mit auf seine Reise. Ich fand den Untertitel ursprünglich großkotzig (das demütiges Streben eines Mannes, die smarteste Person der Welt zu werden), aber zum Glück relativiert Jacobs seine Aussage zunehmend. Dennoch deutet der Untertitel schon auf die Geisteshaltung des Autors hin: hip, gebildet, leicht arrogant, offen für alles und optimistisch. Der Schreibstil hat mich an Bill Bryson erinnert. Man liebt es oder nicht…

Mir hat das Buch ziemlich gut gefallen: statt wie befürchtet nur das angelesene Wissen wiederzugeben, wählt Jacobs einzelne Einträge aus, erwähnt das für ihn Wesentliche und bereichert seine Beiträge um Reflektionen seines Privatlebens. Was mir zwischendurch etwas zuviel wurde, war das immer wiederkehrende Thema: der Kinderwunsch der Jacobs. Hier wurde er mir etwas zu detailliert hinsichtlich des Scheiterns der beiden. Ob sie am Ende des Buches nun doch glückliche Eltern werden, wird hier nicht verraten.

Da er seinen Bericht an die Form eines Lexikons anpasst, eignet sich „The Know-It-All“ sowohl für durchgängiges Lesen, aber auch für die Lektüre zwischendurch. Auf letztere Art habe ich es gelesen und war damit recht zufrieden. So haben mich die Fakten nicht erschlagen und ich konnte mich einen Monat lang darauf freuen, "The Know-It-All" zur Hand zu nehmen.

Wer mal reinlesen möchte (englische Ausgabe), kann dies auf der Homepage des Autors machen: http://www.ajjacobs.com/books/kia.asp

:stern: :stern: :stern:

Bild Bild

PS: Ich glaube, dass das Buch für wenigsten hier im Forum etwas ist (zu amerikanisch), der Vollständigkeit halber wollte ich es hier aber auch besprechen.
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Beitragvon Pippilotta » 27.09.2008, 08:01

Ich hatte die deutsche Ausgabe "Britannica & Ich" vor ca. 1 Jahr aus der Bib ausgeliehen und ein paar Seiten angelesen. Ich denke, war es damals der falsche Zeitpunkt, ich konnte mich mit diesem Buch (trotz der schönen Aufmachung) nicht so recht anfreunden und hab es in die Bib zurückgetragen. Es kam mir so "wuchtig" vor, prall mit Wissen und auch ein leicht arrogant-überheblicher Ton blieb mir in Erinnerung ..... vielleicht starte ich nochmals einen Versuch!
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Beitragvon marilu » 27.09.2008, 08:23

Pippilotta hat geschrieben:Es kam mir so "wuchtig" vor, prall mit Wissen und auch ein leicht arrogant-überheblicher Ton blieb mir in Erinnerung ..... vielleicht starte ich nochmals einen Versuch!

Ich glaube eher nicht, dass es dir bei einem neuen Versuch besser gefallen würde. Der Ton bleibt so elitär. Mir fällt es inzwischen leicht, mich über die amerikanische "Hier bin ich und was ich sage zählt" zu amüsieren und mich nicht darüber zu ärgern. Wenn ich mir überlege, was deine Erfahrungen mit amerikanischen Autoren angeht, würde ich vermuten, dass dies hier für dich ein Flop bleibt.
Natürlich will ich dich nicht abhalten, aber möchte ungern Schuld an "vertaner Lesezeit" haben. 8)
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Beitragvon Coco » 27.09.2008, 09:31

STOPP liebe Marilu!!!:D

Nicht alle hier haben Schwierigkeiten mit amerikanischer Literatur!
Ich mag sie sehr gerne. Gerade Boyle, Auster, Eugenides usw. sind für mich ganz starke Schriftsteller. Ich mag die Art und Weise etwas "direkt" zu sagen und empfinde es weder als "Klugscheisserei" noch als Arroganz!

Ob dieses Buch etwas für mich ist, weiß ich nicht, müßte ich mir mal näher ansehen - aber obiges Statement wollte ich doch nicht unkommentiert lassen :wink: :D
Liebe Grüsse
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Beitragvon marilu » 27.09.2008, 10:39

Liebe Coco,
deshalb schrieb ich ja auch von "wenigen" und nicht "keinen". :wink:
Mit Updike, Eugenides, Boyle und Auster kannst du diesen Autor hier aber überhaupt nicht vergleichen. Wenn schon Vergleiche dann vielleicht Bill Bryson, David Sedaris, Eric T. Hansen.
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Beitragvon Coco » 27.09.2008, 10:45

Äh, die kenne ich nicht! :cry:

Mir ging's nur gerade um die Verallgemeinerung! :wink: :mrgreen:
Liebe Grüsse
Coco

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Beitragvon Pippilotta » 27.09.2008, 12:59

@marilu, danke, du hast wahrscheinlich recht und es entspricht auch meiner ersten Einschätzung bzw. meinem ersten Eindruck dieses Buches.

Nur zur Selbstverteidigung: es gibt einige amerkian. Schriftsteller, die ich sehr, sehr schätze (Foer, Roth, Hustvedt, ...)
Herzliche Grüße
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Beitragvon marilu » 27.09.2008, 22:59

Verallgemeinernd sollte das natürlich nicht gemeint sein. Aber es gibt halt so eine bestimmte Art Amerikaner, die sehr persönlich, manchmal vorhersehbar und mitunter auch bemüht lustig schreiben. An die hatte ich bei meinem Post gedacht. Mir kam gar nicht in den Sinn, auch Leute wie die erwähnten gedanklich dazu zu fügen.

Ich hatte halt noch im Kopf, dass Pippi mal sagte, dass sie bestimmte amerikanische Bücher nicht mag. Und "Die Britannica & ich" passt zu dem von ihr Geäußerten (selbst objektiv gesehen muss man sagen, dass der Stil etwas reißerisch ist).

Sorry, wenn's missverständlich war. Da steckte ich wohl zu tief in meiner Welt. Das sollte jedenfalls nicht als Angriff gelten. Nächstes Mal lese ich vorm Absenden dreimal. :-)
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Beitragvon Pippilotta » 28.09.2008, 08:19

Du hast vollkommen Recht, marilu! Er gehört wohl zu diesen jenen "von mir weniger geschätzten", deshalb werde ich - voerst mal jedenfalls - die Finger davon lassen! Danke für Deine Einschätzung!
Herzliche Grüße
Pippilotta


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